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Vermächtnis des Pharao

Vermächtnis des Pharao

Titel: Vermächtnis des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Gill
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ihnen. Er arbeite, erzählte er ihnen, beim Wiederaufbau des Haupttempels des Amun zu Karnak; dieses riesige Gebäude am Ostufer war schon von hier aus mühelos zu erkennen. Er lehnte ab, als sie ihn zum Mitessen einluden, nahm aber einen Becher rotes Bier mit Wasser an und hockte sich zu ihnen. Er wußte, daß sie gegen jeden Fremden mißtrauisch wären, der einfach vorbeikäme und sich nach Anlage und nach Stand der Arbeiten in diesem Grab erkundigte; also ließ er einfach ein paar diskrete Fragen in den allgemeinen Strom ihres Geplauders fallen, während er ihre Nachfragen über den Tempel abwehrte. In seiner Zeit als Schreiber in der Stadt des Horizonts, in jener frenetischen Gründungsphase, hatte er genug über das Bauwesen erfahren, um intelligente Antworten geben zu können, und das zerstreute ihr Mißtrauen. So erfuhr er, daß die Arbeiten an diesem Grab vor zwei Jahren begonnen hatten.
    »Der Hohepriester ist vierzig. Er rechnet damit, daß er noch dreißig Jahre zu leben hat«, sagte der Vorarbeiter, als verrate er damit wichtige Geheiminformationen. »Deshalb will er, daß hier viel Wert auf Qualität gelegt wird. Wie lange es dauert, ist ihm egal.«
    »Wer wird sich darum kümmern, wenn er tot ist?«
    »Wie meinst du das?«
    »Na, er hat doch keine Kinder, oder?«
    »Er hat noch Zeit, welche zu zeugen.«
    »Wenn er Glück hat«, bemerkte einer der Handwerker. Der Vormann drehte sich um, aber niemand schaute ihn an.
    »Habt ihr schon mit dem Malen angefangen?« fragte Huy; er meinte die verschlungenen Dekorationen, die innen an den Wänden angebracht werden würden: Szenen aus dem Leben des Hohenpriesters und Bilder von der kommenden Welt sowie von Menschen und Dingen, die er für sein Leben dort brauchen würde.
    »Nein«, sagte der Vorarbeiter. »Wir haben den Quergang zur Kapelle noch nicht fertig, und den Korridor dahinter auch noch nicht. Dann muß der Schacht zur Grabkammer gegraben werden; das machen wir, wenn die Maler die Wandbilder in der Kapelle malen.«
    »Kommt Rechmire oft und sieht nach, wie weit die Arbeiten sind?«
    »Wenn er kann. Er ist ein vielbeschäftigter Mann.«
    »Vor allem im Augenblick.«
    »Ja.«
    »Dann war er in letzter Zeit wohl gar nicht hier?«
    »Nein.«
    »Nicht gestern oder heute?«
    »Nein«, wiederholte der Vorarbeiter und sah Huy schief an.
    Aber inzwischen hatte Huy ihr Vertrauen soweit errungen, daß er einen Blick in das eigentliche Grab werfen durfte. Es war beglückend kühl und dunkel dort. Hier und da hatte man Schächte von außen durch den Fels gebohrt, um denen, die im hinteren Teil des Grabes , das schon siebzig Schritt weit im Felsinnern lag, arbeiteten, Licht und Luft zukommen zu lassen. Der Boden war sauber gefegt und glatt; nach ein oder zwei Seitenblicken wußte Huy, was er bei diesem Besuch hatte herausfinden wollen.
    »Ich wette, er läßt es gut bewachen«, sagte er zu dem stolzen Vorarbeiter, als sie wieder ins Sonnenlicht traten.
    «O ja. Meistens sind ja Leute hier, die arbeiten. Die erste Schicht fängt gleich nach Sonnenaufgang an, und nach dem Mittagsschlaf arbeiten wir dann weiter, bis es dunkel wird.«
    »Am Tempel postieren wir nachts zwanzig Soldaten«, prahlte Huy; er hoffte, daß der Vorarbeiter dieser ungefähren Schätzung auf den Leim gehen würde.
    »Na, das ist ja auch ein staatliches Projekt«, antwortete der Vorabeiter und hatte den Köder geschluckt. »Aber wir haben vier Mann hier; und bei dem, was Rechmire ihnen bezahlt, sind sie wohl kaum bestechlich.«
    »Dann dürfte ja nicht viel übrig sein, um Wachen für sein altes Grab zu bezahlen.«
    Der Vormann überlegte. »Kaum. Aber hat er den Platz nicht verkauft?«
    »Nein.«
    »Was interessierst du dich eigentlich dafür?«
    »Er ist ein Mann, dessen Stern im Aufgehen ist.«
    Der Vorarbeiter lachte wissend. Im Augenblick liefen in der Südlichen Hauptstadt massenhaft Leute herum und suchten die Patronage derer, die erst kürzlich wieder Gunst gefunden hatten.

    Die Sonne hatte den Zenit überschritten, als Huy weiterhastete, dankbar für die Abkühlung. Er begegnete Handwerkerkolonnen, die zur Arbeit zurückgingen, und die nachmittägliche Stille im Tal verwandelte sich wieder zum gedämpften, aber allgegenwärtigen Klang der Hämmer und Meißel auf Stein, während ein Heer von Männern sich damit abplagte, die letzten Ruhestätten der Elite in den Felsen zu graben. Huys Gedanken wanderten einmal kurz zu seinem eigenen vernachlässigten Grab. Wo er wohl am Ende ruhen würde,

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