Vermächtnis
konstruiert wurden, Wurzelgemüse kann man aber auch einfach »lagern«, indem man es über Monate im Boden lässt, bis man es braucht.
Viele andere Lebensmittel jedoch, darunter Fleisch und Fisch sowie saftige Früchte und Beeren haben einen so hohen Wassergehalt, dass eine umfangreiche Trocknung notwendig wird. Dazu legte man sie auf Gestelle in die Sonne, oder man räucherte sie über dem Feuer. Geräucherter Lachs zum Beispiel, heute eine luxuriöse Delikatesse, war für die Indianer an der nordwestlichen Pazifikküste ein Grundnahrungsmittel, das in großen Mengen zubereitet wurde. Ein ähnliches Grundnahrungsmittel war in den Großen Ebenen Nordamerikas getrocknetes Bisonfleisch, das als Gemisch mit Fett und getrockneten Beeren unter der Bezeichnung Pemmikan gelagert wurde. Die Indianer in den Anden machten große Mengen von Fleisch, Fisch, Kartoffeln und Sauerklee durch Gefriertrocknung (abwechselndes Gefrieren und Trocknen an der Sonne) haltbar.
Eurasien
Eurasische Viehzüchter
Milchprodukte: Butter, Käse, Skyr, Sauermilch
Europäische Bauern
Weizen und Gerste, Salz- oder Trockenfisch, Milchprodukte, Kartoffeln und andere Knollen, Essiggemüse, Bier, Öl
Korea
Kimchi: eingelegter, vergorener Kohl, Rüben, Gurken. Eingelegte, gesalzene oder vergorene Fische und Garnelen.
Ainu (Japan)
Nüsse, Trocken- und Gefrierfisch, getrocknetes Wildfleisch, Stärkemehl
Nganasan (Sibirien)
Geräuchertes, getrocknetes oder gefrorenes Rentierfleisch. Gänseschmalz.
Itenm’i (Kamtschatka)
Getrockneter und vergorener Fisch
Amerika
Die meisten Bauern unter den Ureinwohnern
Getrockneter Mais
Indianer in den nördlichen Ebenen
Pemmikan: getrocknetes Bisonfleisch, Schmalz und getrocknete Beeren
Anden
Fleisch, Knollen und Fisch, gefriergetrocknet
Inuit
Gefrorenes Walfleisch, gefrorenes oder getrocknetes Rentierfleisch, Robbentran
Indianer an der Nordwestküste
Trocken- und Räucherlachs, ausgeschmolzenes Kerzenfischöl, getrocknete Beeren
Shoshone im Großen Becken
Stärke aus Mesquiteschoten, Pinienkerne, Trockenfleisch
Indianer im Landesinneren Nordkaliforniens
Eichelmehl, Trockenlachs
Afrika
Nuer
Hirse, Bier
Pazifikraum
Ostpolynesien
Vergorene Taro- und Brotfrüchte. Getrocknete Bananen und Stärke.
Maori (Neuseeland)
Vogelfleisch, erhitzt und mit Fett luftdicht verpackt. Knollen.
Trobriandinseln (Neuguinea)
Yamswurzeln
Neuguinea, Tiefland
Sagostärke, Trockenfisch
Neuguinea, Hochland
Knollen. Süßkartoffeln verfüttert an Schweine.
Australische Aborigines
Kuchen aus Wildgrassamen.
Tabelle 4 : Traditionelle Lebensmittelvorräte rund um die Welt
Weitere Trocken-Lebensmittel stellt man aus einem feuchten Ausgangsmaterial her, dem man die nahrhaften Bestandteile entzieht, nicht aber das gesamte Wasser. Bekannte Beispiele aus unserer Zeit sind Olivenöl aus Oliven, Käse aus Milch und Mehl aus Weizen. Die traditionellen Völker des Mittelmeerraumes sowie die Viehzüchter und Ackerbauern Eurasiens stellen solche Produkte schon seit Jahrtausenden her und lagern sie. Das Ausschmelzen von Fett, durch das ein Lebensmittel mit geringem Wassergehalt entsteht, wurde von den Maori-Vogeljägern in Neuseeland, den amerikanischen Ureinwohnern, die Bisons jagten, und den Meeressäuger-Jägern in der Arktis häufig praktiziert. Die Indianer an der Nordwestküste Nordamerikas gewannen Fett aus einer Art von Stinten, die so ölhaltig waren, dass sie als Kerzenfische bezeichnet wurden: Die getrockneten Fische kann man anzünden wie eine Kerze. Das Grundnahrungsmittel im Tiefland Neuguineas ist Sagostärke, die man aus dem Mark der Sagopalmen gewinnt. Auch die Polynesier und die Ainu in Japan gewannen Stärke aus Wurzeln, und den Shoshone-Indianern im Großen Becken dienten dabei die Bohnen des Mequitebaumes als Ausgangsmaterial.
Viele andere Methoden zum Haltbarmachen von Lebensmitteln bedienen sich nicht der Trocknung. In der Arktis und Nordeuropa, wo die Temperaturen im Winter regelmäßig unter den Gefrierpunkt sinken, fror man die Lebensmittel im Winter einfach ein und vergrub sie im Boden oder in unterirdischen, mit Eis gefüllten Kammern. Dort blieben sie bis zum nächsten Sommer gefroren. Auf einen Überrest dieser Praxis stieß ich als Student an der Universität Cambridge in England. Ich war mit britischen Freunden, mit denen ich das Hobby des »Spelunking« (Höhlenforschung) teilte, auf einer Besichtigungsfahrt durch die ländlichen Gebiete von East Anglia. Als wir uns mit einem Landbesitzer aus der Gegend unterhielten, lud er uns
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