Vermählung um Mitternacht
besticken.«
»Ich kann aber nicht sticken«, erklärte sie ernst.
»Hmm«, entgegnete er und fragte sich, wie eine derart tugendhafte Frau einen so sinnlichen Mund haben konnte. »Zum Glück bin ich kein sehr anspruchsvoller Ehemann. Mir reicht ein Dankeschön.«
Sie zögerte und senkte den Kopf, worauf ihm eine der großen Blumen gegen die Nase schlug.
»Vermutlich überrascht dich das«, flüsterte sie.
Er rieb sich die Nase. »Was? Dass du nicht sticken kannst?«
Das Sträußchen Kirschen erzitterte, als sie nickte.
»Ehrlich gesagt, bin ich froh, dass du nicht sticken kannst. Nun brauche ich nicht zu befürchten, dass du mir irgendwelche Scheußlichkeiten anfertigst, die ich dann aus Höflichkeit tragen muss.« Er hob ihr Kinn an, nahm ihr die Brille ab und steckte sie ein. »So, mein Liebes, nun lass mich mal deine Augen anschauen.«
Sie schnaubte entrüstet. »Warum tust du das immer? Ohne Brille sehe ich doch nichts.«
Er beugte sich vor, bis sich ihre Nasen beinahe berührten. »Siehst du mich jetzt?«
Julia öffnete die feucht schimmernden Lippen. Sein Blick wanderte von ihrem sinnlichen Mund zu ihren Augen, und er staunte über die langen, dichten Wimpern. Ihr Atem ging rasch - offensichtlich war sie ebenso verängstigt wie erregt. Spannung knisterte zwischen ihnen, zog sie zueinander, weckte in beiden die Sehnsucht nach Berührung.
Irgendeine innere Stimme, die er lange nicht mehr gehört hatte, raunte ihm zu, dass er es zu weit treibe, doch nun drängte ihn das körperliche Verlangen, und er vernahm nichts anderes mehr als ihr leises Keuchen.
»Ich finde ... du solltest ...« Sie schluckte, und er starrte fasziniert auf ihren anmutigen Hals.
»Was sollte ich?« fragte er.
Julia schloss die Augen und zitterte.
Alec kam noch näher, so dass sein Atem an ihrer Wange, an ihrem Mund entlangstrich. »Was denn, Liebes? Verrat es mir.«
Ein Stöhnen entrang sich ihr, und dann sah sie ihm in die Augen. Ihre samtschwarzen Pupillen waren vor Leidenschaft riesengroß geworden, die Iris nur noch ein schmaler grüner Ring. »Küss mich«, hauchte sie.
Heißes, süßes Begehren pulste durch seinen Körper. Ohne nachzudenken zog er sie an sich, bis ihn der Blumenaufputz an ihrem Hut aufhielt. Er fluchte, löste voll Ungeduld die Bänder und warf den Hut auf den Boden. Dann nahm er ihren Mund in Besitz.
Ihre Lippen öffneten sich, und er berührte ihre Zungenspitze mit der seinen. Sie keuchte auf und wollte sich ihm entziehen, doch er hielt sie fest und küsste sie noch leidenschaftlicher, bis sie sich an ihn klammerte, atemlos vor Begierde. Er grub die Hände in ihr Haar.
Es fühlte sich genauso an, wie er es in Erinnerung hatte, wie schwere Seide. Er tauchte die Hände in die honigbraunen Locken, dass die Haarnadeln davonflogen.
Sie schmiegte sich an ihn, schlang ihm die Arme um den Hals. Er presste sie an sich, ihren geschmeidigen Körper, ließ aber nicht von ihren Lippen ab. In einer unbewussten Bewegung, die ihn beinahe vergehen ließ, drängte sie sich an ihn.
Alec strich ihr über den Rücken, die Hüften, tiefer. Gott, sie war wie für ihn gemacht. Ein tiefes Stöhnen entrang sich ihr, und er fing es auf, schmeckte es, kostete ihre süße Leidenschaft aus.
Durch einen Schleier ungezügelter Lust nahm er vage wahr, dass die Tür geöffnet wurde. Mit erschütternder Deutlichkeit verkündete Burroughs: »Der Duke of Wexford.«
8. KAPITEL
Mit einem erstickten Fluch befreite Alec sich aus der Umarmung und schob Julia hinter sich. Sein Halstuch war ruiniert, sein Rock zerknittert, und sein Begehren leider nur allzu offensichtlich. Zum Teufel mit Lucien, jetzt und in alle Ewigkeit.
Burroughs keuchte und entwich eiligst, mit verdächtig roten Ohren.
»Liebe Güte«, sagte Lucien schleppend und grinste wie eine Katze vor der Sahneschüssel. »Anscheinend sind Viscount und Viscountess überaus beschäftigt.«
»Wie reizend, dass du bei uns vorbeischaust«, stieß Alec zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und versuchte, sich zu beruhigen. Sein Körper glühte, und hinter sich hörte er Julia keuchen, während sie ihr Haar zu richten versuchte.
Er konnte kaum fassen, was eben geschehen war. Normalerweise vergnügte er sich leichten Herzens, und die zahllosen Damen, mit denen er tändelte, wussten genau, was er im Sinn hatte. Unschuldige junge Damen mied er sonst immer. Und da stand er nun und verzehrte sich nach seiner jungfräulichen Gattin wie ein liebeskranker Jüngling.
Mit amüsiertem
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