Vermählung um Mitternacht
Darüber wollte ich mit dir sprechen. Darüber und über den Sessel.« Sie holte tief Luft. »Weißt du, wir mussten Muck baden, und ...«
»Moment. Wer, zum Teufel, ist Muck?«
Julia seufzte entnervt. »So heißt der Junge«, erläuterte sie. »Und er war das schmutzigste Kind, das mir je untergekommen ist. Er hat wirklich ein Bad gebraucht.«
Alec betrachtete seinen armlehnenlosen Sessel. »Ich nehme an, er wollte nicht baden und fand es deshalb angebracht, meinen Sessel kaputtzumachen.«
»Er hat deinen Sessel nicht kaputtgemacht, aber Ihr Blick wanderte zum Kaminsims. Zwischen den silbernen Kandelabern und der Messinguhr gähnte eine Lücke. »Es tut ihm fürchterlich Leid wegen deiner Vase.«
»Da bin ich sicher«, entgegnete Alec bissig, obwohl er sich gar nicht erinnern konnte, welches Prunkstück Mrs. Winston dort hingestellt hatte. Die Vorliebe seiner Haushälterin für nutzlosen Krimskrams war für ihn ein Quell ständigen Ärgers.
»Muck hat sie auf die Feuerstelle fallen lassen. Es war eine griechische Schlachtenszene darauf«, fügte sie hinzu, als wäre damit alles erklärt.
»Bevor oder nachdem er sie zerbrochen hatte?«
Sie überhörte seine Frage. »Aber der arme Kerl hatte Angst, dass Mrs. Winston ihn für seine Unachtsamkeit bestrafen würde, deswegen ist er lieber davongelaufen.«
»Wobei er mit meinem Sessel werfen musste?«
»O nein. Er ist einfach davongerannt. Wir haben versucht, ihn zu fangen, aber er war viel zu flink. Daher baten wir Johnston, uns zu helfen.«
»Dann hat also Johnston den Sessel zerstört?«
»Er ist über den Teppich gestolpert und direkt darauf gefallen. Muck hat die Gelegenheit genutzt und lief in die Küche.« Ihre Mundwinkel sackten nach unten. »Den Koch hat das gar nicht gefreut.«
Obwohl sein Leben in Trümmern lag, gelang es ihm, sie freundlich aufzuklären: »Wir haben keinen Koch, Liebes. Wir haben einen Küchenchef. Antoine wäre außer sich, wenn er mitbekäme, dass man ihn einen Koch nennt.«
Das beeindruckte sie nicht. »Er wird mich überhaupt nichts mehr sagen hören. Der Mann war furchtbar unhöflich zu Muck und hat ihm lauter Schimpfwörter an den Kopf geworfen. Zum Glück kann ich Französisch. «
»Soll das heißen, dass Antoine gekündigt hat?« erkundigte sich Alec vorsichtig. Dabei dachte er an die vielen Monate, die es ihn gekostet hatte, den temperamentvollen Franzosen aus Lady Birchleys Haushalt abzuwerben. Für ihn war es ein coup gewesen. Lady Birchley war eine einflussreiche Dame der Gesellschaft und maßgeblich am Skandal um seine Mutter beteiligt, was ihm seinen Triumph, sich Antoines exquisiter kulinarischer Fähigkeiten versichert zu haben, nur noch versüßt hatte.
»Er hat nicht gekündigt. Ich habe ihn entlassen.«
» Was? «
Sie zuckte zusammen. »Alec, ich musste es tun.«
»Verdammt, Julia! Du kannst doch nicht einfach Dienstboten entlassen, ohne mich vorher zu fragen! «
»Er hatte keine Ahnung, wie man mit Kindern umgeht.«
»Ist das bei einem Küchenchef denn wichtig?« fragte er ungläubig.
»Für mich schon.« Sie zögerte, bevor sie unerbittlich fortfuhr: »Vermutlich sollte ich dir auch das mit den Ställen verraten.«
»Lass mich raten«, fuhr Alec sie an. »Burroughs hat die Boxen zerschmettert. Vielleicht hat er ja auch nur das gesamte Gebäude in Brand gesetzt.«
Sie war für seinen Sarkasmus ebenso unempfänglich wie für seine Lust und winkte kichernd ab. »Aber nein, überhaupt nicht. Muck hat der Katze einen Löffel an den Schwanz gebunden, und sie rannte in den Stall zu den Pferden. Nur ein Kinderstreich. Johnston sagt, es könne binnen einem Monat repariert werden.« Bevor Alec mehr tun konnte, als den Mund aufzumachen, fuhr sie fort: »Muck ist wirklich ein lieber Junge, Alec. Er braucht nur ein wenig Fürsorge. Niemand hat sich je um ihn gekümmert. Kinder, die niemanden haben, der sie liebt, finden andere Wege, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, nach der sie sich sehnen. « Wenn er Julias glühende Miene so betrachtete, konnte er sich das Kind fast vorstellen. Weiche blonde Locken und ein Engelsgesicht, ein Rosenmündchen zwischen zwei roten Bäckchen - und dahinter ein böser Geist.
Natürlich würde sich seine weichherzige Frau für ein solches Musterexemplar einsetzen. Julia verwandte ihre Zeit und Mühe auf alle möglichen guten Taten. Sogar Nick verdiente ihre Aufmerksamkeit. Alecs schwelende Frustration loderte auf. Auf jeden verschwendete sie ihre Zuneigung - nur nicht auf
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