Vermählung um Mitternacht
ihn.
»Wir schicken das Kind ins Waisenhaus.« Er fing ihren drohenden Blick auf und fügte unerbittlich hinzu: »Ich werde eine erhebliche Summe beisteuern, um dafür zu sorgen, dass es ihm gut geht. Aber hier kann er nicht bleiben.«
Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. »Das kann nicht dein Ernst sein. «
»Hast du unsere Situation vergessen, Julia? Mit deinem ungestümen Benehmen bringst du den ganzen ton gegen dich auf.«
Sie wurde rot vor Zorn. »Dieser ekelhafte Mann hat Edmund geschlagen. Du hättest auch nicht anders gehandelt, das weiß ich genau. «
»Was ich tun kann und was du tun kannst, sind zwei völlig verschiedene Sachen.« Gott, war das wirklich er, der da Plattitüden von sich gab wie ein Landpfarrer?
Julia stand auf und stemmte die Hände in die Hüften. »Ich möchte dich daran erinnern, dass wir eine reine Vernunftehe führen. Ich brauche mich nicht nach deinen Wünschen zu richten, genauso wenig, wie du dich nach den meinen richten musst.«
Alec sprang auf und war in zwei Schritten bei ihr. »Wenn ich mich nicht nach deinen Wünschen zu richten brauche, möchte ich dich noch heute Nacht in meinem Bett haben.«
Sie keuchte und hielt sich automatisch den Morgenrock zu. »Du verlangst einfach zu viel von mir. Einerseits verweigerst du mir meine ehelichen Rechte, andererseits spazierst du in meine Bibliothek, gekleidet wie eine ... « Er zeigte auf sie, musste jedoch feststellen, dass sie ja von Kopf bis Fuß in den voluminösen Morgenmantel gehüllt war. »Julia, du vergisst, dass ich ein Mann bin.« Mit hochroten Wangen erwiderte sie: »Das habe ich keinen Moment vergessen.«
Einen winzigen Augenblick glaubte er, in ihren Augen die pure Leidenschaft aufflackern zu sehen, und sein Herz setzte einen Schlag aus. Aber sie senkte den Blick, bis ihre dichten Wimpern Schatten auf ihre Wangen warfen. »Ich hätte nie hier hereinkommen dürfen. Ich wollte dir nur berichten, was passiert ist. Aber was du auch sagst, ich kann das Kind nicht wegschicken.«
»Und wenn die Testamentsvollstrecker Wind davon bekommen? Das ruft doch genau die Art Gerede hervor, die wir uns nicht erlauben können. Ich hab dich gewarnt, Julia, dass du dich nicht zu sehr engagieren sollst.«
»Wenn du das Kind gesehen hättest...«
»Wir haben eine Abmachung, meine Liebe.« Er packte sie am Handgelenk und zog sie zu sich, bis er ihr in die Augen gucken konnte. »Wenn du neu verhandeln möchtest, werde nicht ich es sein, der Zugeständnisse macht.«
Sie begegnete seinem Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. Der Flammenschein fiel weich auf ihr Gesicht, hob ihren elegant geschwungenen Hals hervor und wärmte ihre Wange. »Ich möchte das Kind behalten. Wie hoch dein Preis auch sein mag, ich bezahle ihn.«
Mit diesen wenigen Worten hatte sie ihn auf seinen Platz verwiesen - zu den Unreinen, den Unvornehmen. Aber warum auch nicht, dachte er. Gehöre ich nicht genau dorthin? Ein Gentleman war er nicht, war es nie gewesen. »Wie viel wärst du zu zahlen bereit?«
Misstrauisch musterte sie ihn wie einen tollen Hund. »Ich weiß nicht, was du ...« Sie stockte errötend. Langsam und ganz vorsichtig legte sie ihm die Hand auf die Brust.
Seine Haut brannte unter ihrer Berührung. Alec schloss die Augen und zwang sich weiterzuatmen, während ihre Hand langsam an seiner Brust hinabglitt. Herr im Himmel, hatte sie etwa vor ... Über seinem Magen hielt sie inne, ließ die Hand dort federleicht ruhen. Schwer atmend öffnete er die Augen.
Julia starrte ihn an, mit dunklen Augen. »Ich werde dir einen Kuss geben.«
Er wollte mehr. Doch fürs Erste würde er akzeptieren, was sie zu geben bereit war. Ohne ihr Zeit zu geben, ihren Entschluss noch einmal zu überdenken, nahm er sie in die Arme und küsste sie genau so, wie er sie allnächtlich in seinen Träumen zu küssen pflegte, verschlang sie wie ein Verhungernder, dem man ein Festmahl servierte. Er grub die Hände in die Falten ihres Morgenrocks und fand darunter die geschmeidigen Kurven, er presste sie an sich, rieb sich an ihr, damit sie spüren konnte, wie sehr er sie begehrte.
Zuerst war sie steif und unnachgiebig, doch nach einer Weile begann sie zu stöhnen und seine Liebkosungen zu erwidern, ebenso fordernd und leidenschaftlich wie er.
Er küsste sie, bis sie kraftlos und schwer atmend in seinen Armen lag. Dann kratzte er den letzten Rest an Selbstkontrolle zusammen, gab sie frei und stolperte davon. Julia lehnte sich an den Sessel und stützte sich auf die
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