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Vermählung um Mitternacht

Vermählung um Mitternacht

Titel: Vermählung um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hawkins
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Meter scheußlich gerüschte Baumwolle gehüllt.
    Schemenhaft konnte er darunter das Spitzennachthemd erkennen, das er ihr während des ersten Einkaufsbummels gekauft hatte. Es war skandalös durchsichtig, und er hatte ihr damit eigentlich irgendeine Reaktion entlocken wollen, doch war sie in Gedanken viel zu sehr bei ihrer Wohltätigkeitsarbeit gewesen, um darauf zu achten. Und nun machte sie das Ganze noch schlimmer, indem sie das teure Stück mit einem monströsen Morgenmantel bedeckte.
    Alec seufzte und versuchte sich einzureden, dass er dies aus Erleichterung tat.
    Ihr kurzsichtiger Blick schweifte von ihm zum Sessel und wieder zurück und blieb an seinem offenen Hemd hängen. Ihre Wangen liefen rot an. »Tut mir Leid, wenn ich dich störe. Vielleicht wäre es morgen günstiger.« Sie wandte sich wieder zur Tür.
    Alec fragte sich, ob der Morgenrock wohl von Mrs. Winston stammte. »Warte. Ich nehme an, du weißt, was mit meinem Sessel passiert ist.«
    Sie blieb stehen und drehte sich um. »Ach, das.«
    Das Licht zauberte goldene Glanzlichter in ihr honigbraunes Haar, so dass es lebendig und warm wie Feuer wirkte. Sie hatte es zu einem dicken Zopf geflochten, dessen seidiges Ende sich über ihre Brust ringelte.
    Er sollte sie jetzt wegschicken, bevor seine Lust unbezähmbar wurde. Und doch wies er auf den Sessel gegenüber. »Bitte setz dich doch. Es sei denn, dass der auch kaputt ist.«
    Julia rührte sich nicht. »Nein, nur dieser. Ich hoffe, es war nicht dein Lieblingssessel.« Sie biss sich auf die Lippe und schaute ihn Verständnis heischend an.
    Alec war zu fasziniert vom Anblick ihrer weißen Zähne, die sich in ihre volle Unterlippe gruben, um mehr als ein Nicken zustande zu bringen. Am liebsten hätte er die malträtierte Lippe befreit und geküsst. Am liebsten hätte er ihre Rundungen unter den frustrierenden Stoffhüllen ertastet und Julia liebkost, bis ihr vor Lust die Sinne schwanden.
    Aber das sollte wohl nicht sein. Obwohl Julia durchaus bereit war, sein Geld zu akzeptieren, wollte sie von ihm nichts wissen. Das hatte sie ihm nur allzu deutlich zu verstehen gegeben, als sie ihre Ehevereinbarung getroffen hatten. Auf ihre Weise war sie auch nicht anders als der Rest der vornehmen Gesellschaft, da sie ihn nur wegen seines Vermögens genommen hatte. Der Gedanke missfiel ihm.
    Sie musterte den Sessel, als wollte sie den Schaden selbst abschätzen. »Burroughs meint, er könne nicht repariert werden, aber ich glaube, ein bisschen Leim würde es schon richten.«
    Alec betrachtete den gesplitterten Sessel. Es tat ihm im Herzen Leid um ihn. »Der dürfte hinüber sein.«
    »Dann kaufen wir eben einen neuen.«
    »Natürlich«, stimmte er zu und überlegte säuerlich, ob sie ihn wohl auch am liebsten ersetzen würde, wenn das Jahr um war.
    »Alec, ich bin hier, um dir von dem kaputten Sessel zu erzählen ... und von noch etwas anderem.« Julia ging zum nächsten Sessel, wobei die vielfältigen Falten ihres Morgenrocks ihre Gestalt abwechselnd verbargen und enthüllten. Bei jedem Schritt zeichnete sich ein langes, schlankes Bein ab, um sofort wieder unter den Rüschen zu verschwinden. Selbst in einem Gewand, aus dessen Stofffülle man sechs hätte schneidern können, sah sie köstlich aus.
    Alec beobachtete, wie sie sich setzte und die weißen Falten um sich arrangierte, bis sie in einem Meer von Rüschen saß. Es gelang ihm, in dem kaputten Sessel Platz zu nehmen, ohne auf den Boden zu fallen. Was, zum Teufel, war nur los mit ihm? Sie war in seiner Obhut. Er hatte ein Versprechen gegeben, und er würde es halten.
    Julia, die sich seines inneren Aufruhrs gar nicht bewusst war, lächelte. »Lady Birlington, Edmund und ich haben heute die Leihbücherei aufgesucht.«
    »Ach?« Das Wort kam heraus wie der Schrei eines liebeskranken Kanarienvogels. Alec machte ein finsteres Gesicht und hoffte, dass sie es nicht gehört hatte.
    »Weißt du noch, wie du gesagt hast, ich könne ein paar Dienstboten einstellen?«
    »Und? Hast du jemanden eingestellt?«
    »Nicht direkt. Ich habe eher jemanden eingekauft.«
    Er musste genauso verwirrt wirken, wie er sich fühlte, denn sie fügte hinzu: »Eigentlich hat Nick ihn gekauft. Ich hätte dem überhaupt nicht zugestimmt, wenn sich dieser ekelhafte Mann nicht geweigert hätte, den Jungen freizugeben, ohne ...«
    »Nick?« Alec glaubte, im dämmrigen Licht ein leichtes Erröten zu sehen.
    »Er stand vor Hookhams Leihbücherei. Wir sind ihm ganz zufällig begegnet.«
    Nick. Vor

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