Vermaehlung um Mitternacht
versüßte ihm die Nacht nur noch mehr. Morgen würde sie sich aus der Vereinigung zurückziehen, und dann würden sie noch einmal von vorn anfangen. Alec lächelte zufrieden und küsste sie auf die Stirn. Mit einem frohen Lächeln schmiegte sie sich an ihn.
Lange hielt er sie so fest. Während er ihrem steten Herzschlag lauschte, erinnerte er sich an ihr Geständnis, dass sie die Liebe kannte - und zwar seit vier Jahren schon. Er versuchte sich den Musterknaben vorzustellen, der eine so unverbrüchliche Zuneigung verdient hatte, doch ihm fiel niemand ein.
Alecs Miene verfinsterte sich. Er wollte verflucht sein, wenn er tatenlos zusähe, wie seine Frau sich nach einem anderen Mann verzehrte. Als ob sie den Wandel in ihm gespürt hätte, begann Julia zu zittern.
Er zog ihr die Decke über die Schultern und steckte sie unter ihrem Kinn fest. Wie ein Kind kuschelte sie sich tiefer hinein. Mit einem bitteren Lächeln grübelte er über diese Ironie des Schicksals nach: Im Lauf der Jahre hatte er mit zahllosen Gattinnen getändelt und sich nie Sorgen wegen ihrer Ehemänner gemacht. Und nun lag er mit seiner eigenen Frau im Bett und missgönnte ihr die einzige Leidenschaft, die sie je empfunden hatte.
Julia seufzte im Schlaf und drehte sich zu ihm um. Die Decke rutsche herunter und entblößte eine blasse Brust. Vor Kälte zog sich die Brustspitze zusammen, und ihn durchfuhr erneut die Lust. Am liebsten hätte er sie geliebt, bis sie nur noch an ihn dachte, und er stützte sich auf, um in ihr schlafendes Gesicht zu blicken. Doch als er die Schatten unter ihren Augen sah, legte sich seine schwellende Begierde.
Mit einem Seufzen des Bedauerns zog er die Decke über sich und seine Frau. Morgen würde genug Zeit sein, um die Tiefe ihrer Leidenschaft auszuloten. Er schloss die Augen und schlummerte ein, voll Befriedigung, dass Julia ab morgen wenigstens die ermüdende Arbeit für die Vereinigung erspart blieb.
23. KAPITEL
Alec wurde vom Lärm auf der Straße geweckt. Kutschen ratterten vorbei, Straßenhändler priesen ihre Waren an, Stimmen grüßten laut. Er runzelte die Stirn. Sein Zimmer ging doch gar nicht nach vorn hinaus ... natürlich. Er war nicht in seinem, sondern in Julias Zimmer. Mit einem schlaftrunkenen Lächeln streckte Alec den Arm aus, um sie an sich zu ziehen.
Seine Hand berührte zerknüllte Laken und ein Kissen. Er tastete weiter, bis zum Bettrand, aber neben ihm lag niemand. Plötzlich hellwach, stützte er sich auf einen Ellbogen und sah sich um.
Julias Nachthemd lag noch auf dem Boden, ein einsames Spitzenhäufchen, und ihr Morgenmantel hing über einem Stuhl. Bis auf das zerwühlte Bett war alles makellos aufgeräumt und merkwürdig leer. Vielleicht war sie unterwegs, um das Frühstück zu bestellen. Die Vorstellung, seine nicht mehr ganz so keusche Frau wolle ihm das Frühstück im Bett servieren lassen, fand er sehr passend.
Er drehte sich auf den Rücken und legte die Hände unter den Kopf. Kühl spürte er die Luft auf der nackten Haut. Obwohl er spät zu Bett gegangen war und jede Menge Brandy getrunken hatte, fühlte er sich so frisch und ausgeruht, als hätte er eine Woche geschlafen. Vielleicht hatte es doch Vorteile, mit einer Frau wie Julia verheiratet zu sein - die den Drang verspürte, sich um alles und jeden zu kümmern. In letzter Zeit hatte er gedacht, dass sie ihn von der Liste ihrer Schützlinge gestrichen hatte. Da war es sehr befriedigend, dass sie für ihn zumindest ein wenig ihrer unerschöpflichen Fürsorge erübrigen konnte.
Das Kissen kitzelte ihn am Ohr. Er hob die Hand, um es fortzuschieben, und roch dabei etwas vom Duft ihrer Leidenschaft.
Ruhelos türmte er die Kissen hinter sich auf und zog sich das dünne Laken über den Schoß. Sobald sie wiederkam, würde es ihm große Freude machen, ihr zu zeigen, wie sehr er den Morgen liebte, wenn die Luft noch frisch war und das Licht alle Schatten verscheuchte. Ein morgendliches Liebesspiel versetzte einen den ganzen Tag in gute Stimmung. Der Gedanke an ihre Zügellosigkeit ließ ihn voll Ungeduld die Minuten zählen.
Eine weitere Viertelstunde verstrich, und noch immer keine Julia. Wo zur Hölle war sie bloß?
Er schalt sich einen Narren, dass er im Bett lag und auf sie wartete, und schaute sich nach etwas um, mit dem er seine Blöße bedecken konnte. Selbst wenn er die Laken und Decken dreimal um sich wickelte, würde ihr Ende dennoch wie eine Schleppe hinter ihm her schleifen. Alec hob das Spitzennachthemd auf und
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