Vermaehlung um Mitternacht
Entsetzen, dass Mrs. Winston, Burroughs, Chilton sich bemühten, aus ihrem Blickfeld zu verschwinden.
Na wunderbar, dachte Julia, einfach wunderbar. Schniefend suchte sie in ihrem Schlafzimmer Zuflucht, wo sie in heftige Tränen ausbrach.
24. KAPITEL
„Geh vom Fenster weg“, befahl Lady Birlington. „Es ist unfein, Leuten, die du nicht einmal kennst, finstere Blicke zuzuwerfen.“
Mit schwerem Seufzen drehte Julia sich um und ließ sich höchst undamenhaft auf Lady Birlingtons Sofa fallen. Die letzte Woche war wirklich nervenaufreibend gewesen.
Alec hatte Wort gehalten und sich voll Elan in sein altes Leben geworfen. Julia wiederum war ganz erschöpft von den langen Stunden, in denen sie wach gelegen und auf das Klappen der Haustür gelauscht hatte, obwohl sie sich diese Mühe hätte sparen können. Er kam im Morgengrauen heim, aus Leibeskräften singend, damit ihr auch bestimmt nicht entging, dass er jede einzelne ihrer Regeln brach.
Es juckte sie in den Händen, ihn zu ohrfeigen, bis er rot im Gesicht war.
Noch Besorgnis erregender war seine Haltung ihr gegenüber. Als wäre nichts geschehen, begleitete er sie immer noch zu allen gesellschaftlichen Anlässen. Und obwohl er nicht die geringste Absicht zeigte, sie in ihrem Zimmer besuchen zu wollen, hatte er zum Dauerangriff auf sie geblasen und nutzte jede Gelegenheit, sie zu berühren.
Wenn sie in der Kutsche saßen, presste er in höchst verstörender Weise den Schenkel an ihr Bein. Wenn sie miteinander tanzten, hielt er sie viel zu eng und freute sich diebisch über ihre Versuche, auf Abstand zu gehen.
Doch sobald er sie nach Hause gebracht hatte, verschwand er. Die wirkliche Qual begann erst, wenn sie wach im Bett lag und sich vorstellte, wie er sich mit irgendeiner Kurtisane vergnügte, die sich in alle möglichen Positionen verrenken konnte und dies für einen so atemberaubend schönen Mann auch nur allzu gern tat.
„Du wirkst erhitzt, Kind. Vielleicht sollten wir heute Abend nicht ausgehen.“
„Nein, nein. Ich fühle mich gut.“
„Unsinn. Außerdem wäre es auch kein Unglück, wenn wir mal einen Abend zu Hause verbrächten; den letzten Monat waren wir nur unterwegs“, meinte Lady Birlington voll Befriedigung.
Das stimmte. Man hatte sie förmlich überschüttet mit Einladungen. Wie Julia vorhergesagt hatte, war aus der Episode mit Desiree kein größerer Schaden erwachsen - keiner ihrer Gäste hatte eingestehen wollen, dass er mit einer gemeinen Schauspielerin auf vertrautem Fuß stand. Als sie Alec diesen Umstand erläuterte und meinte, er sei mit seinen Vorwürfen vielleicht ein wenig voreilig gewesen, guckte der sie nur verschlossen an und zuckte mit den Schultern.
Julia nahm einen Roman vom Stapel auf dem Tisch und blätterte darin herum. Bei den heroischen Passagen hielt sie inne. Warum konnte Alec nicht ein bisschen mehr wie die Helden dieser Bücher sein, die der Dame ihres Herzens eifrig den Hof machten und ihnen ewige Liebe schworen? Sie würde darauf wetten, dass „Sir Randolph“ den Liebesakt niemals als bloße „körperliche Anziehung“ abwerten würde.
Sie schniefte. Gott sei Dank blieb ihr wenigstens die Peinlichkeit erspart, Alecs unwillkommene Annäherungsversuche abwehren zu müssen. In Gedanken hatte Julia es schon durchgespielt, war jedoch nur bis zu dem Punkt gekommen, an dem Alec vor ihr niederkniete und um Verzeihung bat. Da hatte Julia irgendwie ihren Stolz vergessen und sich ihm in die Arme geworfen. Aber er hatte auch außerordentlich verloren gewirkt, wie er da so auf dem Boden kniete.
Julia schleuderte das Buch auf den Tisch. Sie besaß eine viel zu lebhafte Fantasie. Alec war kein Held. Irgendwie schien bei seiner Erziehung irgendetwas fürchterlich schief gegangen zu sein. Wenn sein Großvater noch gelebt hätte, wäre sie bestimmt ausfallend geworden und hätte dem Herrn tüchtig den Marsch geblasen.
„Mein Gott, Julia“, sagte Lady Birlington streng. „Was ist bloß los mit dir? Du schaust drein wie drei Tage Regenwetter. Wenn du vorhast, hier nur herumzusitzen und traurig in die Gegend zu gucken, kann ich genauso gut Edmund kommen lassen. Er mag nicht der Allerklügste sein, aber zumindest versteht er sich darauf, nett zu plaudern.“
Einen Augenblick spielte Julia mit dem Gedanken, Lady Bir-lington ins Vertrauen zu ziehen, doch nach einem Blick in die klugen blauen Augen nahm sie davon Abstand. „Tut mir Leid, Tante Maddie. Ich bin nur müde.“
„Du willst hier doch nicht etwa dahinsiechen,
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