Vermaehlung um Mitternacht
Opfer.“
Lucien nickte. „Wegen des Tons, in dem der Artikel gehalten ist.“
„Aber es stimmt doch überhaupt nicht. Nie würde die Vereinigung ... ich würde nie ..." Seufzend sank sie in sich zusammen. „Das Vermögen ..."
„Ist verloren“, beendete Alec den Satz. „Jetzt überlassen uns die Testamentsvollstrecker das Geld nie und nimmer. Wir dürfen uns da keine Illusionen machen.“
Sie stand auf und lief auf ihn zu. „Wenn ich ihnen erklären würde, wie das alles passiert ist, vielleicht würden sie dann einsehen, dass man wenigstens dir nichts vorwerfen kann.“
„Verdammt, Julia“, knurrte er. „Hast du nicht schon genug angerichtet?“
Nur wurde auch sie wütend. „Du kannst doch nicht einfach so aufgeben, du musst es doch mindestens versuchen! “
Aufgewühlt starrte er sie an. „Wenigstens einer von uns muss der Wahrheit ins Auge blicken.“
Julia reckte das Kinn. „Ich blicke der Wahrheit jeden Tag ins Auge, Alec.“
„Du?“ höhnte er mit bitterem Lachen. „Du, die ihre Liebe an einen Mann vergeudet, der diese Gefühle nie erwidern wird? Wenn das deine Wahrheit ist, kannst du sie behalten.“
Wie Geschosse gingen die Worte auf sie nieder, raubten ihr den Atem und drangen ihr mitten ins Herz. Er wusste es. Er wusste, dass sie ihn liebte, und verachtete sie dafür.
Sie ließ die Hand sinken. Sie konnte nichts sagen, konnte kaum noch atmen.
Lucien durchbrach die Stille mit einem leisen Fluch. „Um Himmels willen, Alec.“
Alec ignorierte ihn und stolzierte aus dem Zimmer. Julia hörte noch, wie er nach der Kutsche rief, bevor die Tür hinter ihm zuschlug.
Tränen schossen ihr in die Augen, als der Schock allmählich nachließ, und wilder Schmerz durchzuckte ihr Herz. Sie lehnte sich ans Fenster und schloss die Augen.
Lucien flüsterte ihr zu: „Nicht, Julia. Was er jetzt sagt, meint er nicht so.“
Sie nickte, brachte aber keinen Ton heraus. Kurz darauf hörte sie die Tür zuklappen, und dann war auch Lucien gegangen.
26. KAPITEL
„So schön der Tag heute auch ist, nehme ich doch an, dass wir nicht einfach zum Vergnügen ausfahren“, stellte Lucien fest, der sich am Sitz festhielt, während Alec den Jagdwagen zwischen zwei schwerfälligen Karren hindurchmanövrierte.
„Ich bin einem Mann namens Thomas Everard auf der Spur.“ „Ah, dem Autor des verleumderischen Artikels.“ Lucien betrachtete seinen Freund von der Seite. „Und was hast du mit Mr. Everard vor, wenn du ihn erst einmal gefunden hast?“
„Ich reiße ihm das Herz heraus und stopfe ihm damit das Maul. “ „Der Plan hat durchaus seinen Reiz, aber ich glaube kaum, dass er hilfreich ist.“
„Aber ich werde mich danach besser fühlen“, verkündete Alec finster.
„Sicher, aber für Julia könnte dadurch alles noch schlimmer werden.“
Alecs Miene verfinsterte sich.
Lucien seufzte, weil er den störrischen Gesichtsausdruck kannte. „Erlaube mir, dich auf ein paar Punkte hinzuweisen. Der Mann wird einen weiteren Artikel schreiben, es sei denn, du bringst ihn um. Vielleicht irgendetwas über die gewalttätigen Neigungen des Adels, und daneben eine hübsche Karikatur eines zornbebenden Viscount Hunterston, der auf den unschuldigen Autor eindrischt.“ „Mir doch egal, was dieser Holzkopf über mich schreibt“, erklärte Alec zähneknirschend. Vor ihnen reihte sich eine schwere Kutsche in den Verkehr, so dass sie fast im Schritttempo fahren mussten.
Alec fluchte, und Lucien zog eine Zigarre aus der Tasche und rollte sie zwischen Daumen und Zeigefinger. Er roch genießerisch daran und musterte kurz seinen Begleiter. „Wenn es dich überhaupt nicht kümmert, was Mr. Everard schreibt, wieso besuchen wir ihn dann?“
„Weil er die Ehre ... “ Alec brach ab und riss sich mit sichtlicher Anstrengung zusammen. „Ist ja egal. Jedenfalls wird er derartige Lügen nicht noch mal verbreiten. “
Aha, sie waren also unterwegs, die Ehre einer Dame zu verteidigen! Lucien grinste und fragte sich, inwieweit Alecs Zorn auf seinen verletzten Stolz zurückzuführen sei und inwieweit auf ein tieferes, ernsteres Gefühl. Er hatte den Verdacht, dass Alec weitaus mehr für seine unkonventionelle Frau empfand, als er selbst ahnte.
Der Jagdwagen hielt vor einer Reihe schäbiger Büros, in denen die „Morning Post“ untergebracht war. Lucien hielt die Zügel, während Alec hineinmarschierte und kurz darauf mit einem blutigen Stück Papier zurückkam, auf dem eine hastig hingekritzelte Adresse stand.
Lucien sah
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