Vermaehlung um Mitternacht
richtige Kutsche zulegen“, riet Edmund. „Dieser alte Kasten, den du da hast, geht wirklich nicht, wenn du in der Gesellschaft Furore machen willst.“
„Furore machen? Wer hat denn von Furore machen gesprochen?“ protestierte Alec. Allmählich hatte er das Gefühl, dass ihm sein Leben vollkommen entglitt. „Ich möchte bloß das nächste Jahr so schnell wie möglich hinter mich bringen und danach mein Leben weiterleben.“
Lucien runzelte die Stirn. „Du musst es richtig anpacken, Alec, sonst spielst du Nick direkt in die Hände.“
Edmund nickte. „Du brauchst Billetts für Almack’s, eine Präsentation bei Hof und eine bessere Unterkunft.“ Kritisch schaute er sich im Raum um. „Für einen Junggesellen mag das hier ja angehen, aber Dinnerpartys kannst du hier nicht veranstalten. Mehr als vier, fünf Paare lassen sich hier doch gar nicht unterbringen. Und im Untergeschoss ist es viel zu eng.“
Entnervt fragte Alec: „Zu eng wofür?“
„Für die neuen Dienstboten.“
„Was sollte ich wohl mit neuen Dienstboten?“
Der Herzog grinste. „Ich weiß, dass es dich schwer ankommen wird, aber Edmund hat Recht. Meine Tante beschäftigt nicht weniger als drei Dienstboten, die ihre Kleider in Ordnung halten und sie frisieren. Deine Frau wird genauso viele brauchen.“
Alec stöhnte.
„Vielleicht hättest du ja doch lieber die reizende Therese heiraten sollen“, meinte Lucien.
„Und vielleicht solltest du jetzt lieber nach Hause gehen“, erwiderte Alec.
Lucien grinste. „Diese Heirat ruiniert dich entweder, oder du bist am Ende ein gemachter Mann, mein Freund. Möchtest du auf den Ausgang wetten?“
Alec antwortete nicht. So würdevoll er konnte, stand er auf, verließ den Raum und knallte die Tür hinter sich zu.
Nachdenklich betrachtete Lucien die Tür. Alec war sein einziger echter Freund. Das Leben hatte ihnen beiden übel mitgespielt, und doch hatten sie sich nicht unterkriegen lassen. Er wünschte nur, er könnte Alec jetzt davon abhalten, dieselben Fehler zu begehen wie er selbst - Fehler, mit denen er nicht nur sein eigenes Leben ruiniert hatte. Lucien seufzte und schüttelte den Kopf. Er wusste zwar, dass Alecs Großvater nur das Beste für seinen Enkel gewollt hatte, doch fand er es bedauerlich, dass sich der alte Herr dabei einer so schwerfälligen Methode bedient hatte.
„Das klappt nie“, brach Edmund das Schweigen.
Lucien wandte sich dem jüngeren Mann zu. „Sag mal, Bürschchen, hast du je mit dem Drachen gesprochen?“
„Nein. Und du?“
„Einmal. Bei der Dinnergesellschaft der Melroses letzten Monat saß sie neben mir. Ich habe drei Stunden mit ihr geplaudert, und ich muss ehrlich sagen, ich kann mich nicht erinnern, wann ich ein Gespräch mehr genossen hätte. Wenn sie irgendeinen Fehler hat, dann den, dass sie verheerend aufrichtig ist.“
Edmunds Miene hellte sich auf. „Vielleicht wird es für Alec dann doch nicht so hart. Ich meine, wenn sie so charmant ist, wie du sagst..."
„O nein, er bekommt bestimmt alle Hände voll zu tun. Julia Frant ist eine sehr starke Frau.“
Edmund zog eine Grimasse. „Kein Wunder, dass Alec so unbehaglich geguckt hat.“
„Er hat einen gefährlichen Weg vor sich. Zwar hat er die Hochzeit gerade noch rechtzeitig geschafft, aber vor ihm liegt ein langes Jahr.“
„Er wird unsere Hilfe brauchen. Mir hat er schließlich' auch schon oft aus der Klemme geholfen.“ Eifrig beugte sich Edmund vor. „Was können wir tun?“
Lucien warf seinen Zigarrenstumpen ins Feuer. „Wir müssen der reizenden Julia dabei helfen, die flotteste Matrone der Gesellschaft zu werden. Nur damit können wir den üblen Plänen entgegenwirken, die Therese und Nick aushecken mögen.“
Zweifelnd fragte der junge Mann: „Was wissen wir denn über verheiratete Frauen?“
Der Herzog zog eine Braue hoch. „Ich bitte dich, kommst du nicht geradewegs aus dem warmen Bett der üppigen Lady Chowerton?“
Edmund stieg die Röte in die Wangen. „Ja, aber ...“
„Und lauert nicht irgendwo in der Ferne auch ein Lord Chowerton?“
„Verflixt und zugenäht, Lucien!“ rief Edmund erstickt aus. „Bei Fanny ist das doch etwas ganz anderes. Chowerton ist mindestens doppelt so alt wie sie. Und außerdem will Alec bestimmt nicht, dass wir Julia zeigen, wie ... also, ich meine, verdammt, wir können ihr doch nicht beibringen, wie ...“
„Sei kein Esel, Edmund. Natürlich nicht. Und jetzt hör mir zu, Bürschchen: Wir wissen von mindestens einem halben
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