Vermaehlung um Mitternacht
Papiere heraus und schob sie über den Schreibtisch.
Gleichgültig guckte Alec kurz auf das Testament und reichte es dann Julia. Schweigen senkte sich herab, als sie in den Papieren zu blättern begann. Alecs Kuss hatte sie so verwirrt, dass sie ein paar Minuten brauchte, bis sie sich wieder konzentrieren konnte, doch allmählich zogen die komplexen Formulierungen sie in ihren Bann.
Nachdem sie auf der letzten Seite angelangt war, sah sie zum Anwalt auf. „Hier heißt es, wenn das Testament angefochten wird, müssen die Testamentsvollstrecker die Mittel an Lord Hunterston nach einem festgelegten Zeitplan freigeben, bis alle strittigen Punkte gelöst sind.“
Mr. Pratt faltete die Hände. „Mir ist klar, Lady Hunterston, dass Sie glauben, die Lage zu überblicken, aber ...“
„Lesen sie es doch selbst“, unterbrach ihn Julia und schob das Dokument zu ihm hinüber. „Der letzte Absatz auf dieser Seite.“ Mr. Pratt nahm das Testament. „Ich kenne den Wortlaut. Lord Hunterston und ich sind das Dokument oft durchgegangen.“
„Die Testamentsvollstrecker müssen die Mittel nach dem festgelegten Zeitplan freigeben.“
„Nur für den Fall, dass das Testament angefochten wird.“ Das überlegene Lächeln des Anwalts fiel Julia stark auf die Nerven. „Wie ich bereits erwähnte ..."
„Lord Hunterston und ich fechten das Testament an.“
„Was?“ fragten Alec und sein Anwalt wie aus einem Munde. „Wir haben keine andere Wahl“, erklärte Julia und schaute Alec an. „Wenn wir das Testament anfechten, müssen sie das Geld freigeben. Wenn nicht, debattieren sie womöglich ein ganzes Jahr lang über die Sache.“
Mr. Pratt errötete. „Lady Hunterston, ich versichere Ihnen, dass die Testamentsvollstrecker keineswegs ... “
„Wenn wir das Testament anfechten, nehmen wir den Testamentsvollstreckern die Sache aus der Hand.“ Sie legte den Kopf schief und sagte zum Anwalt: „Ihnen auch.“
Verblüfft blickte er von ihr auf das Dokument. Langsam las er den fraglichen Absatz durch. Danach las er ihn noch einmal, wobei seine Miene immer finsterer wurde.
„Nun?“ erkundigte sich Alec.
Mr. Pratt legte das Testament auf den Tisch und seufzte. „Es stimmt, dass die Testamentsvollstrecker die Mittel unter diesen Umständen nicht länger zurückhalten dürften, aber ...“ „Hervorragend.“ Alec wandte sich an Julia. „Und was jetzt, meine Liebste?“
„Verzeihung, Mylord!“ meinte Mr. Pratt. „Bitte überlegen Sie sich diesen Schritt doch noch einmal! Ein derartiges Verhalten könnte die Regelung des Erbes monate-, ja sogar jahrelang hinauszögern.“
„Na und? Solange wir das Geld haben.“
„Aber all die Zeit... und die Kosten! Mylord, Sie haben anscheinend nicht bedacht, welch zeitraubende Probleme das mit sich bringt.“
„Nicht für mich“, entgegnete Alec lächelnd. „Für meinen Anwalt wäre es allerdings ziemlich lästig.“
Auf Mr. Pratts Gesicht spiegelte sich Verwirrung, und einen Augenblick lang hatte Julia Mitleid mit ihm. Sie tätschelte ihm die Hand. „Wenn Sie dafür sorgen könnten, dass das Geld jetzt gleich freigegeben wird, würde Lord Hunterston vielleicht davon absehen, die Regelung der Erbschaft zu gefährden.“
„Aber wenn die Testamentsvollstrecker Ihren Anspruch als unbegründet abweisen ..."
„Das werden sie nicht. Mein Vater war der Earl of Covington, und ich bin Lord Hunterstons rechtmäßige Gattin. Die Testamentsvollstrecker müssen die Ehe anerkennen.“
Mr. Pratt schluckte. Nach langem Zögern seufzte er. „Ich werde veranlassen, dass die Mittel freigegeben werden.“
Alec entspannte sich und warf Julia ein atemberaubendes Lächeln zu.
Mr. Pratt zog ein sauberes Blatt Papier hervor. „Die Testamentsvollstrecker werden eine sofortige Überprüfung von Lady Hunterstons Anspruch fordern.“ Er lächelte Julia mit einer Spur Bewunderung zu. „Um die Angelegenheit zu beschleunigen, wäre es hilfreich, wenn Sie mir ein paar Informationen geben könnten.“ „Was möchten Sie wissen?“
„Den Geburts- und den Todestag Ihres Herrn Vaters.“
„Er wurde am 15. August 1749 auf dem Familiensitz in Derbyshire geboren, und er starb am 7. Oktober 1807.“
Sorgfältig notierte der Anwalt die Daten. „Wo lebte Ihre Familie?“
„In Boston.“
„Haben Sie Geschwister?“
„Nein, ich bin die einzige Tochter.“
„Hm. Und wie hieß Ihr Vater?“
„Jason Henry Frant, nach meinem Großvater.“ Sie runzelte die Stirn. „Über die Einzelheiten der
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