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Vermisst: Thriller (German Edition)

Vermisst: Thriller (German Edition)

Titel: Vermisst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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war. Ich wandte den Blick ab. Es war zu früh, um das Thema anzusprechen. Erst musste sich mein Vater erholen.
    In der Ferne hallten nun schwere Schritte über die Container. Dann erschien Drew Farelli über uns. Er winkte uns zu und kletterte ungeschickt nach unten. Sein Haar war zerzaust, und er wirkte ehrlich schockiert.
    »Mr. Delaney?« Unglauben und Entsetzen malten sich auf seinem Gesicht, als er meinem Vater behutsam die Hand schüttelte. »Geht es Ihnen gut?«
    Mein Vater nickte.
    »Wo ist Lily?«, fragte ich.
    »Sie wartet bei ihrem Wagen auf die Hafenpolizei und hat mich vorgeschickt.«
    »Hat sie einen Krankenwagen gerufen?«
    Seine Backen wurden noch röter als sonst. »Keine Ahnung, ich bin gleich losgelaufen.«
    »Wo ist Jesse?«
    Mein Vater stemmte die Hände auf die Knie. »Das wüsste ich auch gern.«
    »Bei Officer Rodriguez.« Farelli spürte offenbar, dass wir mit seinen Antworten nicht recht zufrieden waren, und wechselte das Thema. »Und Rio Sanger?«
    Wir deuteten auf den Container.
    Farelli wirkte, als hätte er Angst, gebissen zu werden, wenn er die Türen öffnete. Ich verabreichte meinem Vater eine weitere Flasche mit der Rehydrierungsmischung. Er brauchte unbedingt Wasser und Elektrolyte. Noch immer hatte er etwas Mühe mit der Flasche.
    »Kann ich Ihr Handy haben?«, fragte ich Farelli. »Ich will nur sichergehen, dass ein Krankenwagen unterwegs ist.«
    Er zögerte einen Augenblick. Dann gab er mir, ohne den Blick von den Containertüren zu wenden, sein Mobiltelefon. Ich wählte Lilys Nummer. Besetzt.
    »Haben Sie in diesem Container gesteckt?«, fragte Farelli meinen Vater.
    Der nickte und warf mir einen strengen Blick zu. »Ich hab Jesse extra gesagt, er soll dich aus der Sache raushalten.«
    »Das hat er auch mit allen Mitteln versucht, aber er war mir einfach nicht gewachsen.«
    Ich versuchte es wieder bei Lily. Immer noch besetzt. Dann probierte ich Jesses Nummer. Nicht erreichbar. Wahrscheinlich war sein Akku leer.
    Farellis Gesicht war purpurrot angelaufen. Vielleicht war ihm endlich ein Licht aufgegangen. »Was ist denn genau passiert?«
    Immer wieder stockend, schilderte ihm mein Vater in groben Zügen die Entführung. Ich konnte nur hoffen, dass Farelli gut zuhörte. Tränen der Wut stiegen mir in die Augen, wenn ich daran dachte, wie die Behörden uns behandelt hatten.
    Das Display verschwamm vor meinen Augen, als ich in der Liste nach Lilys Nummer suchte und die Wahlwiederholung drückte.
    Endlich ein Freizeichen.
    »Was ist?«
    Das war nicht Lily. Ich antwortete nicht.
    »Wer ist da? Farelli?«
    Mich überlief es eiskalt. Auf dem Display wurde eine Nummer in Los Angeles angezeigt. Aus Versehen hatte ich die letzte Nummer gewählt, die Drew Farelli angerufen hatte.
    Christian Sanger.

36. Kapitel
     
     
     
     
    Wie erstarrt betrachtete ich den im Sonnenlicht glitzernden nassen Asphalt. Eine Böe fuhr mir durch das Haar.
    »Farelli, was ist los?«, fragte Christian Sanger.
    Ich studierte die Nummer auf dem Display. Das war die Handynummer, die Sanger auf dem Mietvertrag für den Jaguar notiert hatte. Wir standen also auf verlorenem Posten.
    Schweigend beendete ich die Verbindung und wählte sofort noch einmal Lilys Nummer. Immer noch besetzt. Jesse war wieder nicht erreichbar.
    Unterdessen redete Farelli weiter auf meinen Vater ein. Seine Besorgnis schien mir jetzt ein wenig überzogen. Wahrscheinlich war es die reine Nervosität.
    Er hatte weder die Hafenpolizei noch die Polizei von Los Angeles informiert, sondern Christian Sanger. Wir steckten in größten Schwierigkeiten, aber ich konnte mich unmöglich geschlagen geben. Ich legte nicht auf, damit Sanger nicht zurückrufen konnte, und schaute mich nach einer möglichen Waffe um. Ein Stock, ein Bolzen, ein spitzer Gegenstand.
    Dann fiel mein Blick auf meinen Vater. Er war meine Waffe.
    Farelli stand mit gespreizten Beinen vor ihm wie bei einem Plädoyer, und nickte nachdenklich zu den mühsamen Erklärungen meines Vaters. Ich ließ Farellis Handy in meiner Tasche verschwinden und hockte mich neben meinen Vater.
    »Und dieser Kenpo-Trick«, unterbrach ich ihn, während ich ihm einen Schokoriegel reichte. »Wenn ich den mal brauche – glaubst du, ich kann das auch?«
    Seine Augen verengten sich, dann zeigte mir sein Blick, dass er verstanden hatte. Er verriet sich mit keiner Regung.
    »Das Knie ist die schwächste Stelle«, erklärte er mir. »Ein Schlag von der Seite, und es ist vorbei. Mich hat eine Frau ausgeschaltet,

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