Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vermisst: Thriller (German Edition)

Vermisst: Thriller (German Edition)

Titel: Vermisst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
Vom Netzwerk:
für den Augenblick mussten wir uns mit dem behelfen, was wir hatten.
    »Du bist gut ausgerüstet«, meinte er.
    »Die Rehydrierungsmischung stammt aus Jesses Erste-Hilfe-Kasten. So was hat er aus alter Gewohnheit immer dabei.«
    »Ich komme den Beamten entgegen und führe sie hin«, sagte Lily in ihr Handy. Dann wandte sie sich an uns. »Bin gleich wieder da.« Damit kletterte sie auf einen Container und verschwand in Richtung Auto.
    Ich schüttelte die Rehydrierungslösung und reichte sie meinem Vater, der jedoch zu erschöpft war, um die Flasche selbst zu halten. Erst als ich sie ihm an den Mund setzte, fing er an, mühsam zu schlucken.
    Rio krümmte sich auf dem Boden des Containers. »Verrecken sollst du, Phil Delaney!«
    Ich drückte meinem Vater die Flasche in die Hand und stand auf, um die Türen des Containers zu schließen. Ich hatte genug von ihren Beschimpfungen.
    Sie rollte sich auf die Seite. »Ich hab alles, was ich brauche. Lassen Sie mich frei, bevor diese mexikanische Lesbe zurückkommt.«
    »Vergessen Sie’s!« Ich schloss die zweite Tür und schob den Riegel vor.
    Ihre Stimme klang jetzt dumpfer, war aber immer noch verständlich. »Das Video beweist, dass Ihr Vater Hank erschossen hat. Wenn Sie mich nicht freilassen, übergebe ich es der Bundesanwaltschaft. Dann muss er sich in Thailand wegen Mordes verantworten.«
    »Da irren Sie sich.«
    »Sie sind ja noch dämlicher, als ich dachte! Ihr Vater ist schon nach drei Tagen im Container krankenhausreif. Was glauben Sie, wie er nach fünf Jahren in einem thailändischen Gefängnis aussieht?«
    Mein Vater schüttelte den Kopf. Offenbar wollte er nicht, dass ich noch mehr hörte. Im grellen Sonnenlicht wirkte sein Gesicht entsetzlich elend. Unwillkürlich fing ich an zu flüstern.
    »Ich weiß, dass du Hank Sanger nicht getötet hast.«
    Er kniff die Augen zusammen. »Vielen Dank für dein Vertrauen.«
    Ich schämte mich ein wenig, weil es mit meinem Vertrauen nicht so weit her gewesen war. »Ich habe in London den Beweis dafür gefunden.«
    »In London?«
    »Jax hat sich Satellitenaufnahmen der NSA besorgt, die die Schießerei zeigen.«
    »Ich wusste gar nicht, dass es Satellitenbilder gab.«
    »Dein Freund Colonel Chittiburong hat ihr geholfen, an das Material zu kommen.«
    »Niram? Großer Gott!«
    Ich warf einen Blick auf den Container. »Rio Sanger hat den Mord damals in Auftrag gegeben«, sagte ich mit gedämpfter Stimme.
    Das war ihm offenbar neu. Nachdenklich trank er den Rest des Wassers, aß den Schokoriegel, den ich ihm reichte, und verlangte gleich nach einem zweiten. Er kaute genießerisch.
    Schließlich wischte er sich den Mund ab. »Weißt du, warum Hank sterben musste?«
    »Ich denke schon. Aber pass auf, Dad. Jax hat ein Dokument hinterlassen, das sie selbst als Versicherungspolice bezeichnete: ein Memo des Geheimdienstausschusses des Senats, in dem die Operation Riverbend genehmigt wurde.«
    »Dann ist es gleichgültig, warum Hank Sanger ermordet wurde. Das Memo ist der Schlüssel.«
    »Es war von mehreren Senatoren unterzeichnet.«
    »Das heißt, diese Senatoren haben die Operation abgesegnet und der CIA und dem Präsidenten die Schuld in die Schuhe geschoben.« Er schüttelte den Kopf. »Alles zielt auf die Namen in diesem Memo. Darauf hat Rio es abgesehen.«
    Als er seinen Schokoriegel aufgegessen hatte, gab ich ihm die nächste Wasserflasche, die er diesmal selbst halten konnte. Meine eigene Kehle war wie ausgedörrt. Im Gegensatz zu meinem Vater wusste ich nämlich, dass es Rio Sanger nicht um das Memo des Senats ging.
    Ein Schatten wischte über uns hinweg, und ein Kran griff nach dem Container neben dem mit Rio Sanger. Die Haken fassten in die Halterungen und ließen den Container mühelos nach oben entschweben.
    Mein Vater sah zu, wie der Kran mit seiner Last verschwand. »Hoffentlich nimmt er Rio auch gleich mit.«
    Auf seinem Gesicht lag noch nicht einmal die Andeutung eines Lächelns. Trotz seiner Erschöpfung war er offenbar fest entschlossen, mit dieser feindlichen Welt aufzuräumen.
    Hatte er das mit Jax gemeinsam – diesen erbarmungslosen Glauben, dass der Gerechtigkeit unverzüglich Genüge getan werden musste? Rechtfertigte Jax ihre Taten, indem sie sich selbst als reinigende Kraft stilisierte, als unbestechliches Werkzeug?
    Und ich war unlösbar mit ihr verbunden. Ich starrte meinen Vater an, sah aber nur Jax’ Gesicht auf der letzten Videoaufnahme in London vor mir. Sie hatte gewusst, dass er für sie verloren

Weitere Kostenlose Bücher