Vermisst: Thriller (German Edition)
raste auf den Container zu, obwohl ihm klar war, dass er sie nicht herunterholen konnte.
Dabei überholte er Rio, die um ihr Leben rannte. Im selben Moment löste sich Georgie von dem Geschirr und sprang in die Tiefe.
Ich sprintete auf die Ladezone zu, als ich Georgie springen sah. Sie traf hart auf und landete auf allen vieren.
Rio hielt direkt auf sie zu. Vermutlich wollte sie sie Christian vor die Räder schleudern oder sie als menschliches Schutzschild benutzen. Von der Seite her jagte Jesse heran, um seinen Pick-up als Barriere zwischen Georgie und den Gabelstapler zu bringen. Offenbar hatte Christian vor, seine Mutter zu überfahren oder mit der Gabel aufzuspießen, und es würde ihn nicht kümmern, ob er Georgie dabei mit erwischte. Jesse konnte nur hoffen, dass er sie zuerst erreichte. Ich lief, so schnell ich konnte, obwohl ich wusste, dass ich es nicht schaffen würde.
Es waren noch fast hundert Meter, und Georgie kauerte immer noch auf allen vieren. Sie musste sich bei dem Sprung verletzt haben.
»Kit!«, brüllte mein Vater hinter mir. Ich wartete, bis er herangehumpelt war.
»Wir müssen irgendwas tun«, sagte ich verzweifelt.
Jesse bemerkte, dass Georgie Mühe hatte, wieder auf die Beine zu kommen. Rio und der Gabelstapler rasten von rechts auf ihn zu, Georgie war links vor ihm. Er trat auf die Bremse und wurde in seinen Gurt geschleudert, als das ABS griff und der Pick-up mit quietschenden Bremsen zum Stehen kam. Georgie konnte er nicht sehen, aber er wusste, dass sie links von ihm auf dem Boden kauern musste. Von rechts näherte sich Rio in rasendem Tempo.
»Steig ein«, brüllte er.
Sie stemmte sich hoch, tat einen Schritt und stolperte sofort. Offenbar hatte sie starke Schmerzen. Dann hatte sie den Pick-up erreicht und öffnete die hintere Tür.
»Los, rein«, drängte er.
Sie stieg ein und warf die Tür hinter sich zu. Ihr entsetzter Schrei ließ Jesse herumfahren. Rio hatte sie fast erreicht, und der Gabelstapler war gleich hinter ihr.
»Oh nein!«, schrie ich.
Kurz sah es so aus, als wollte sich Rio auf die Ladefläche des Pick-ups schwingen und mit Jesse und Georgie fliehen. Aber es war zu spät.
Christian rammte sie. Die Wucht des Aufpralls schleuderte sie rückwärts gegen die Seite des Pick-ups. Der Gabelstapler fuhr mit unverminderter Geschwindigkeit weiter. Ein metallisches Kreischen, und dann hatte er Jesses Pick-up aufgespießt und gegen einen Container gerammt. Für einen Augenblick rührte sich nichts. Mein Vater und ich liefen und liefen. Hinter uns heulten Sirenen. Vor uns schrie jemand.
Rio. Sie war seitlich gegen den Pick-up gedrückt worden und konnte sich nicht bewegen. Jetzt setzte Christian zurück und hob die Gabel samt dem Pick-up an. Rio baumelte kreischend und mit strampelnden Beinen in der Luft. Christian wendete und rumpelte auf die Kais zu.
Jesse spürte, wie der Pick-up den Boden unter den Rädern verlor. Das Fahrgestell ächzte, als Christian um die Container herumlenkte und auf dem Asphalt beschleunigte. Der Wagen hing in einer Höhe von zweieinhalb Metern schief über dem Boden. Der eine Zinken war zwei Meter weit in die Ladefläche gedrungen, der andere hatte die hintere Tür durchbohrt. Glücklicherweise nur etwa einen Meter tief, sodass Georgie, die sich auf dem Rücksitz zusammengerollt hatte, verschont geblieben war.
»Alles in Ordnung?«, fragte er.
»Ich glaub schon«, erwiderte sie zaghaft.
Durch die Heckscheibe sah er Rios Haar im Wind wehen. Sie war gegen den Pick-up gedrückt worden und kämpfte nun mit zerschmetterten Rippen und bloßen Händen darum, sich zu befreien.
In der Kabine des Gabelstaplers saß Christian mit unbewegter Miene. Offenbar trieb ihn nur noch der Hass auf die hilflos zappelnde Frau vor ihm an.
Rio warf den Kopf zurück und schrie. Georgies Schultern zuckten.
»Schau nicht hin«, sagte Jesse. »Komm auf den Vordersitz.«
Sie kletterte nach vorn. Ihr Gesicht war blass, und ihre Augen wirkten unnatürlich groß. Als er die Arme ausstreckte, schmiegte sie sich zitternd an ihn.
Es stand ziemlich schlecht. Wenn es Christian nicht gelang, seine Mutter zu zerquetschen, würde er sie garantiert ins Meer schleudern. Sie mussten raus, aber wenn sie die Vordertüren benutzten, landeten sie unter den Rädern des Gabelstaplers.
»Wir müssen durch die Heckscheibe klettern und hinten vom Auto springen«, sagte er.
»Wie willst du das schaffen? Brauchst du Hilfe?«
Was für ein Kind! Er zog sie fest an
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