Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vermisst: Thriller (German Edition)

Vermisst: Thriller (German Edition)

Titel: Vermisst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
Vom Netzwerk:
an. Er hätte ebenso gut zwölftausend Meilen weit weg sein können.
    Dann gab es ein schnalzendes Geräusch, und der Pick-up drehte sich. Die Tür löste sich vom vorderen Zinken der Gabel.
    Rio stürzte mit einem Aufschrei in die Tiefe, während ich mich verzweifelt an der Ladeklappe festkrallte. Der Wagen schwang nun frei über dem Wasser, und meine Beine baumelten in der Luft.
     
    Ich packte das Seil, stemmte einen Fuß gegen einen Haken auf der Ladefläche und stieß mich ab. Es gelang mir, mich hoch auf den Pick-up zu ziehen, wo ich flach liegen blieb. Der ganze Wagen schaukelte im Wind. Krank vor Angst schielte ich nach unten.
    Sie waren alle in der Kabine. Mein Vater war durch das offene Fenster gegen die Rückseite des Beifahrersitzes gestürzt und hatte dabei Jesse zwischen den Sitzen hindurch auf das Lenkrad geschleudert.
    Unter ihnen lag Georgie direkt auf der Windschutzscheibe und wimmerte leise. Nur eine fünf Millimeter dicke Glasscheibe trennte sie von dem sicheren Tod, den ein Sturz aus zwanzig Meter Höhe bedeuten musste.
    Das Metall knirschte, und das Loch, das der Zinken gebohrt hatte, verbreiterte sich zu einem Riss. Der Pick-up hielt der Belastung nicht stand.
    »Kit«, sagte mein Vater leise, »du musst da weg. Das Metall kann das Gewicht nicht tragen.«
    »Ich beeil mich.« Ich robbte vorwärts.
    »Schnell!«
    Ich krallte mich an der Kante fest. Aus der Kabine kam ein schnalzendes Geräusch, und Georgie wimmerte lauter. Der gesamte Rahmen war völlig verzerrt, und ich stellte entsetzt fest, dass sich die Dichtung der Windschutzscheibe an einer Ecke gelöst hatte. Jesse streckte Georgie die Hand hin.
    »Nicht bewegen«, sagte er. »Ich zieh dich hoch.«
    Unten am Kai kam ein Streifenwagen mit quietschenden Bremsen zum Stehen. Ein Beamter mit Funkgerät sprang heraus. Auf dem Polizeiboot unter uns rief jemand etwas in ein Megafon. Es waren Taucher an Bord, aber wenn der Pick-up abstürzte, würde es nur noch Leichen zu bergen geben. Selbst wenn jemand den Sturz überlebte, musste die Kabine zur Todesfalle werden.
    Ein Hafenarbeiter legte die Hände an den Mund und rief mir etwas zu. »Werfen Sie das Seil.«
    Wenn das Seil ins Wasser fiel, war alles aus, und ich traute meinem Arm nicht. »Stellen Sie sich auf den Gabelstapler!«, rief ich zurück, aber das wollte er auf keinen Fall.
    Ich kroch vorwärts, bis ich auf den Mechanismus des Gabelstaplers steigen konnte.
    Mit einem fürchterlichen Getöse rutschte der Pick-up ein Stück weiter ab. Der Riss war zehn Zentimeter länger geworden. Georgie kreischte. Mein Vater verlor den Halt, stürzte zwischen den Sitzen hindurch und landete neben ihr. Durch den Aufprall löste sich die Fensterdichtung noch weiter. Schon klaffte eine Öffnung von zwanzig, dreißig Zentimetern.
    Jesse streckte den Arm aus. »Phil!«
    Mein Vater packte ihn am Handgelenk. Während Jesse noch versuchte ihn hochzuhieven, löste sich die Dichtung vollständig, und die Windschutzscheibe fiel aus dem Rahmen. Mein Vater und Georgie stürzten in die Tiefe.
    Ich hörte auf zu denken. Instinktiv wand ich das Seil um meine Taille, schlang den Arm um einen Holm und wartete auf den Ruck. Aber nichts geschah.
    Georgie hing unter dem Pick-up an dem Seil, mit dem Jesse sie gesichert hatte, und schwang frei über dem Wasser. Über ihr baumelte mein Vater, der sich an Jesses Handgelenke geklammert hatte. Jesse selbst war hinter dem Lenkrad eingeklemmt. Sein Kopf hing nach draußen.
    Die Hafenarbeiter riefen mir etwas zu und kletterten jetzt auf den Gabelstapler. Ich verstand nicht, wieso sich das Seil nicht gestrafft hatte. Als ich es einholen wollte, spürte ich einen Widerstand.
    »Jesse, das Seil hat sich irgendwo in der Kabine verfangen.«
    »Verdammt noch mal! Am Schalthebel.«
    »Lasst mich nicht fallen«, flehte Georgie. »Bitte lasst mich nicht fallen.«
    »Kletter an meinem Bein hoch«, rief mein Vater ihr zu.
    Sie drehte sich um sich selbst und krallte sich wie ein Äffchen an seine Knöchel.
    Mein Vater blickte Jesse an. »Lass bloß nicht los.«
    »Du kannst dich auf mich verlassen.«
    Jesses Stimme und seine weiß verfärbten Hände verrieten, welche Anstrengung Georgies zusätzliches Gewicht für ihn bedeutete. Und seine Beine waren nutzlos. Viel länger würde er nicht durchhalten können. Mit einer raschen Bewegung versuchte ich das Seil loszuschnippen, aber es rührte sich nicht von der Stelle. Wieder ächzte der Wagen. Georgie verlor erneut den Halt und baumelte frei in

Weitere Kostenlose Bücher