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Vermisst: Thriller (German Edition)

Vermisst: Thriller (German Edition)

Titel: Vermisst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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überlegte, wie lange er noch überleben konnte. Nein, falsch. Er musste sich darauf konzentrieren durchzuhalten, bis Rettung erschien. Bis die Polizei die Türen aufbrach, weil Rio und Christian verhaftet worden waren und alles gestanden hatten.
    Er lehnte den Kopf gegen die Tür. Eine Stunde – das schaffte er. Und danach noch eine.
    Seine Familie war bestimmt völlig verzweifelt. Das war fast das Schlimmste an der Sache. Brian und Evan waren starke Persönlichkeiten, aber das würde sie umwerfen. Und Angie.
    Phil, dieser Mistkerl. Dafür bring ich ihn um. Fast hätte er gelacht. Allein dafür lohnte es sich, am Leben zu bleiben.
    Am meisten machte ihm die Ungewissheit zu schaffen.
    Er hatte keine Ahnung, ob Jesse seine Nachricht rechtzeitig erhalten hatte und ob er der Aufgabe gewachsen war. Jesse war zäh und einfallsreich, aber das war möglicherweise nicht genug. Bei dieser Angelegenheit durfte er vor nichts zurückschrecken. Nach allem, was Jesse erlebt hatte, wusste er, dass es nur wenige Dinge gab, die wirklich zählten. Familie, Loyalität, Ehre. Aber er war ein Hitzkopf und liebte Evan. Das war das Problem. Liebe brachte alles durcheinander.
    Phil war es nie gelungen, wirklich zu Jesse durchzudringen. Der Mann hatte eine Mauer um sich errichtet, die für Phil unüberwindlich war. Jeden Ball, den Phil ihm zuwarf, spielte er unerbittlich sofort zurück.
    Selbst wenn Jesse bis zum bitteren Ende gehen wollte, war es ihm vielleicht gar nicht möglich. Der Gedanke hätte Evan nicht gefallen, und sie hätte ihn sofort als irrelevant verworfen. Aber es war eine Tatsache, die sich nicht von der Hand weisen ließ: Es gab viele Dinge, die Jesse nicht tun konnte, auch wenn ihnen das nicht passte und Jesse alles tat, um das Beste aus der Situation zu machen.
    Jesse wollte seine Tochter heiraten. Das konnte ihm in diesem Fall zum Verderben werden.
    Phil drehte den Kopf und starrte auf den Lichtstrahl, der unmerklich über den Fußboden wanderte. Dann richtete er sich gerade auf. Sein geschwollenes Knie pochte und schmerzte. Aber Schmerz war gut, er hielt ihn wach.
    Alles beherrschender Schmerz. Er erinnerte sich an seinen Besuch in Rio Sangers Club, an die jungen Frauen dort, die Rio zerstört hatte. Er dachte an Christian, der zu einem gut aussehenden jungen Mann herangewachsen, aber innerlich leer war. Grausam, ohne jedes Gewissen, das man ihm genauso ausgetrieben hatte wie den anderen Kindern im Bordell. Den Kindern, denen er nicht hatte helfen können, weil die Operation fehlgeschlagen war.
    Christian, der ihn auf der Straße höhnisch angrinste, ihm die Sig Sauer an den Kopf drückte und ihn zu dem Auto führte, in dem Rio wartete. Hallo, alter Mann. Christian, dessen Berührung so merkwürdig sanft und bedürftig wirkte.
    Christian erinnerte ihn an Hank Sanger. Vielleicht weil sein Blick vom Tod gezeichnet war.
    Und Jax, die mutige, kämpferische Jax, mit ihrem fast selbstmörderischen Vertrauen auf ihre eigenen Fähigkeiten und der unergründlichen Wut, die in die Welt der Verdammten eintauchte und von dem Mann verraten wurde, den sie liebte. Hol mich hier raus!, hatte sie ihn vor zwölf Jahren angefleht, als sie ihn von Hank Sangers Wohnung aus anrief.
    Es war der schwerste Tag seines Lebens gewesen. Er dachte daran, wie Jax ihn danach angesehen hatte. Die Ungewissheit quälte sie, und sie fürchtete, sich nie wieder von diesem Schlag zu erholen. Deine Augen sind grau, hatte sie gesagt. Das ist mir noch nie aufgefallen. Wie der Winterhimmel.
    Er schluckte. Vielleicht regnete es ja noch einmal. Für seine Familie konnte er durchhalten.
    Für Jax, die er vor vielen Jahren zu schützen geschworen hatte. Für Georgia, für die Jax ihr Leben geben würde.
    Die Containerwände schimmerten fahl in der pechschwarzen Finsternis. Ein neues Geräusch mischte sich in das Knarren des Metalls. Ein scharfes, tiefes Kläffen.
    Plötzlich war er hellwach. Der Hund – der Hund war zurück, und sein Besitzer versuchte, das Tier zum Schweigen zu bringen. Phil hämmerte mit der Faust gegen die Containerwand.
    »Hier«, brüllte er. »Ich bin hier.«
    Seine Stimme war heiser. Er klopfte weiter, aber ihm fehlte die Kraft. Er drehte sich um und trat mit dem gesunden Bein gegen die Tür.
    »Hilfe. Hier!«
    Der Hund bellte.
    Phil hämmerte und klopfte mit aller Kraft. Er wusste, dass seine Stimme möglicherweise nicht weit genug trug. Der Hund bellte wie wild. Phil steckte zwei Finger in den Mund und pfiff.
    Der Besitzer gab dem Hund

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