Vermoegensplanung und Altersvorsorge fuer Frauen

achtzehn Minuten, in der Sitzgruppe wartet bereits ein älteres Ehepaar. Herr Helferlein, gefühlte 23 Jahre alt, hat es in rekordverdächtiger Zeit geschafft: bestehende Verträge begutachtet, die Haushaltsrechnung aufgestellt, das Vermögen analysiert, die Rentenlücke ermittelt und gleich alle Unterlagen ausgedruckt: »Sie müssen nur noch hier unterschreiben.« Die Kundin zögert. Herr Helferlein wird unruhig: Jetzt nicht aufgeben! Also folgt der Griff in die Trickkiste. Beim Anblick von wichtig ausschauenden Zahlenkolonnen und Grafiken mit mindestens 28 Farbelementen wird sie sicher in Verzückung geraten. Oder etwa nicht? Herr Helferlein drückt aufs Tempo – schließlich muss er von der Police-des-Monats noch 15 verkaufen, da wird ausgerechnet diese Frau ihm doch keinen Strich durch die Rechnung machen…
    Sie wird! Denn sie spürt: So sieht keine gute Finanzberatung aus.
    Ja, ich gebe zu: Das Beispiel ist übertrieben. Nicht jede Bank und nicht jeder Anfangszwanziger leisten schlechte Beratung. Im Gegenteil: Viele Vermögensverwalter arbeiten engagiert und verantwortungsbewusst für ihre Kunden. Diese Beziehungen
sind oft von wirklichem Vertrauen geprägt und halten nicht selten ein Leben lang. Dennoch haben sich vor allem in der Finanzkrise so manche Vertreter der Finanzbranche wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Viele Anleger haben viel Geld verloren: Die Altersvorsorge ist futsch, und die Rücklagen sind aufgezehrt. Wer kennt nicht die Fälle, in denen Hedgefonds als sichere Geldanlage gepriesen wurden oder einer 80-jährigen Lady eine Schiffsbeteiligung verkauft wurde? Viele Verluste haben ihre Ursache in schlechten Produkten und schlechter Beratung. Der Druck auf die Berater, den Kunden teure Produkte aufzuschwatzen, ist größer denn je. Statt mit erfahrenen, ernsthaften Bankern bekommen Kunden es immer häufiger mit agilen Verkäufern zu tun, die über den Tresen rasch ein Geschäft abschließen wollen.
    Die Versuchung ist also groß, sich seine eigene Finanzplanung einfach selbst zusammenzustricken. Und billiger ist es vermutlich auch.
    Bloß: woher die verlässlichen Infos hernehmen? Der Rat der besten Freundin ist sicher wohlgemeint, entspringt aber nur ihrer eigenen Lebenssituation und ihren finanziellen Möglichkeiten. Beste Freunde besitzen häufig nur ein Ausschnittswissen, das auf eigenen Erfahrungen basiert. Auch muss nicht jedes Anlageprodukt, mit dem Ihre Freundin schieflag, für Sie das Falsche sein – und umgekehrt!
    Bleibt also das Internet: Hier ist schließlich alles zu finden …
    Doch wer das Wort »Vermögensanlage« googelt, kommt allein in Deutschland auf eine stattliche Auswahl von 158.000 Seiten. Der Begriff »Altersvorsorge« erscheint auf sage und schreibe 6,3 Millionen Seiten! Die einfache Google-Suche macht deutlich, dass die Finanzwelt komplexer ist, als viele Anlegerinnen denken, und es vor allem darum geht, Informationen richtig einzuordnen, Wichtiges von Unwichtigem, Sinnvolles von Irreführendem zu unterscheiden. Um aus den Tausenden von Anlageprodukten jene auszusondern, die sich für den Einzelnen eignen und die keine versteckten Risiken aufweisen, brauchen
Anleger kundige Beratung. Was nützt Ihnen eine günstige Berufsunfähigkeitsversicherung, wenn im Kleingedruckten versteckt und verklausuliert dafür gesorgt wird, dass Sie kaum eine Chance haben, deren Leistungen jemals in Anspruch zu nehmen? Hier sehen Sie das eigentliche Problem: Über die falsche Empfehlung der Kosmetikerin ärgern Sie sich wenige Tage lang. Sie führt höchstens zu ein paar Pickeln. Doch bei Ihrer Finanzplanung kann eine Fehlentscheidung zu einer Katastrophe führen. Oft merkt man das erst nach Jahrzehnten – und dann ist es für Gegenmaßnahmen zu spät. Das Internet ist aus meiner Sicht eine gute Quelle für Vorabinformation – es ersetzt keine individuelle Beratung.
    Der Bedarf nach guter Finanzberatung ist also groß.
    Woran erkennen Sie eine solide Finanzberatung?
    Gute Finanzberatung erkennen Sie, wenn Sie genau hinhören. Vertrauen Sie ruhig Ihrem Gefühl – gerade Frauen haben da einen siebten Sinn und spüren, ob sich jemand ernsthaft mit ihrem Anliegen auseinandersetzt oder nur eben das »Produkt der Woche« an den Mann beziehungsweise die Frau bringen muss.
    Gespräch und Analyse
    Hört man Ihnen zu oder werden Sie zugetextet?