Vermoegensplanung und Altersvorsorge fuer Frauen
Lohnverzicht viele Menschen vor einer Kündigung bewahrt werden, gehört die Trennung von Mitarbeitern zum Firmenalltag â leider.
Eine Abfindung von 100.000 Euro ist im Gespräch und plötzlich ist für sie die Aussicht auf eine kleine Auszeit verlockend, denn schon länger fühlte sie sich ausgebrannt und belastete sie der berufliche Erfolgsdruck. »Damit könnte ich mir das doch leisten, oder?!«
Höre ich »Auszeit« in Verbindung mit Kündigung bzw. Abfindung,
gehen bei mir alle Warnleuchten an. Das kann doch nicht sein! Wissen diese Frauen denn nicht, welche gewaltigen Lücken entstehen können, die vielleicht nie wieder richtig zu kitten sind? Es ist tragisch genug, mit 46 den vertrauten Job und die vertrauten Kollegen zu verlieren, aber wer sich jetzt nicht gleich voll auf die Jobsuche konzentriert, verliert noch mehr: Vermögen, Altersvorsorge und am Ende den sozialen Status. Mit jedem Monat, den man länger dem Arbeitsmarkt fernbleibt, wird es schwieriger, einen neuen Arbeitsplatz zu finden. 30 Prozent aller Beschäftigungssuchenden in Deutschland gelten als Langzeitarbeitslose â und das mit steigender Tendenz (Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Juli 2010).
Berufliche Auszeiten kippen die Altersvorsorgeplanung
Esther war bereits vor dieser einschneidenden Wende meine Kundin. Erst im letzten Jahr habe ich mit ihr und ihrem Mann Thorsten ein Update der gemeinsamen Altersvorsorge gemacht. Der Plan war gut durchdacht: Mit ihren privaten Lebens- und Direktversicherungen, der vom Verlag zugesagten Betriebsrente und der gesetzlichen Rente haben die beiden eine gute Basis. Im Depot nahm der Vermögensaufbau an Fahrt auf. Zwar hat Thorsten noch einen kleinen Immobilienkredit, doch den wird der selbstständige Innenarchitekt in ein paar Jahren vollständig getilgt haben. Thorsten erlag vor vielen Jahren der Versuchung, mit einer vermieteten Wohnimmobilie nahe Leipzig Steuern sparen zu wollen. Schon lange rechnet sich das Vorhaben nicht mehr: weniger Miete als geplant und zeitweise Leerstand und gar keine Einnahmen. Doch von einem Verkauf kann keine Rede sein, denn es gibt schlichtweg keine Interessenten.
Der Arbeitsplatzverlust entzieht dem gut geplanten Finanzgerüst der beiden den Boden.
Auch wenn sie in dieser Situation verständlicherweise noch
keine klaren Entscheidungen treffen kann, ist es sinnvoll, frühzeitig sich ein klares Bild über ihre Geldanlagen zu machen: Wo kann man sparen? Was darf nicht angetastet werden?
Eine lange Auszeit wird sich Esther nicht gönnen können, anderenfalls wären die EinbuÃen beim Gehalt und bei Rente immens. Das Paar müsste für die laufenden Kosten die Ersparnisse angreifen und Extratouren wären ohnehin nicht drin. Thorstens Auftragslage ist zwar gut, das kann sich aber jederzeit ändern. Priorität haben daher der richtige Umgang mit der Kündigung und die Arbeitssuche. Die Frage, wie das Geld aus der Abfindung angelegt werden kann, ist nur ein Randthema, das wir zusätzlich anpacken werden.
Welche Abfindungssumme ist fair bemessen?
Ich empfehle, sich bei einer Kündigung Hilfe bei einem Anwalt für Arbeitsrecht zu suchen! In dieser emotional belastenden Situation kann man Fehler machen, die nicht mehr zu revidieren sind und die bares Geld kosten. Angefangen bei dem Versäumnis wichtiger Fristen (siehe S. 154: Was Frauen bedenken müssen, wenn der Arbeitgeber einen Aufhebungsvertrag anbietet) bis hin zur Höhe der Abfindung. Es gibt im deutschen Arbeitsrecht keinen rechtlichen Anspruch auf eine Abfindung, auch wenn diese Annahme weit verbreitet ist. Rechtliche Ansprüche ergeben sich nur aus einem Tarifvertrag, einer betrieblichen Vereinbarung oder einem Sozialplan, wenn es zu betriebsbedingten Kündigungen kommt. Abfindungen sind Verhandlungssache!
Als Faustformel (Faktor) für eine Abfindung gilt ein halbes Brutto-Monatsgehalt pro Jahr Betriebszugehörigkeit. In manchen Unternehmen werden im Einzelfall bis zu 1,5 Monatsgehälter bezahlt. Dass es dabei selten gerecht und fair zugeht, zeigt die Realität. Nur etwa 15 Prozent der gekündigten Arbeitnehmer erhalten den »Golden handshake«, und die höchsten Abfindungsfaktoren
haben Banken. Die niedrigsten findet man im Gesundheitswesen, also dort, wo der Frauenanteil am höchsten ist â¦
Ein weiterer Irrglaube ist, dass es einen Steuerfreibetrag gibt. Den gibt es nicht (mehr), das Trennungsgeld
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