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Verneig dich vor dem Tod

Verneig dich vor dem Tod

Titel: Verneig dich vor dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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würdest.«
    Aldhere schüttelte den Kopf. »Habe ich dir nicht gesagt, daß Botulf wegen meines Ächtungsurteils an ihn appellieren wollte? Es kann gut sein, daß er zu einer Anhörung in dieser Sache herkommt«, erwiderte er.
    »Ich erinnere mich, daß du das erwähnt hast«, gestand Eadulf beinahe unwillig.
    »Es scheint mir, heiliger
gerefa,
daß du an meinem guten Willen zweifelst. Warum mißtraust du meinen Absichten?«
    »Manche Leute meinen, du seist ebenso schlimm wie dein Bruder«, warf Fidelma ein, als Eadulf zögerte, weil er keine Antwort wußte.
    Aldhere wandte sich ihr zu und musterte sie kurz, wenn auch mit humorvoller Miene.
    »Daran zweifle ich nicht. Viele glauben Cild aufs Wort und malen mich so schwarz wie Satan. Noch mehr Met?«
    »Du hast meine Frage nicht bis zum Ende beantwortet«, erwiderte Fidelma.
    »Bis zum Ende?«
    »Ich wollte wissen, warum du in diesem Land geblieben bist, so nahe bei Aldreds Abtei, wo dir Gefahr droht, während du mit deinen Anhängern woanders eine sicherere Zuflucht finden könntest.«
    Aldhere setzte sich zum erstenmal, goß sich den Becher voll und trank nachdenklich daraus.
    »Das ist eine gute Frage«, meinte er.
    »Gibt es darauf auch eine gute Antwort?« drängte ihn Fidelma.
    Aldhere erwiderte ihren Blick und lächelte breit.
    »Ach, ich glaube schon. Ich bin hier, weil ich Gerechtigkeit suche.«
    Fidelma neigte zustimmend den Kopf.
    »Eadulf hat mir deine Geschichte berichtet. Zu Unrecht der Feigheit beschuldigt. Ein älterer Bruder, der dich vernichtet sehen möchte, weil er deinetwegen enterbt wurde. Doch warum hierbleiben? Wie soll das zu Gerechtigkeit führen?«
    Aldhere beugte sich vor und wurde plötzlich ernst.
    »Ich tue es, weil ich Glauben besitze, Schwester.«
    »Die Bibel sagt, der Glaube ist das Wesen von Dingen, auf die man hofft, ohne Beweise dafür zu haben. Was ist es, worauf du hoffst?«
    »Man hat mir mein Eigentum geraubt. Mein Ansehen ist zerstört, mein Ruf befleckt. Doch ich glaube daran, daß mein Ruf wiederhergestellt und mein Eigentum mir zurückgegeben wird und daß meine Verfolger zur Rechenschaft gezogen werden. Das ist mein Glaube, Schwester, und deshalb lassen ich und meine Gefolgsmänner uns nicht aus diesem Lande des Südvolks vertreiben, das uns gehört durch das Recht der Geburt und des Schwertes. Wir kamen vor vier Generationen her und warfen die Briten aus diesem Land, in dem sie träge geworden und entartet waren. Wir gehören zu den Wuffingas, den Abkömmlingen Wotans, und was wir genommen haben, das geben wir nicht wieder her.«
    Fidelma lehnte sich zurück und verzog mißbilligend den Mund.
    Eadulf schaute sie unsicher an, doch zunächst sagte sie kein Wort.
    »Du hast deine Auffassung gut dargelegt, Aldhere«, meintesie dann ruhig. »Was kannst du mir von deinem Bruder berichten? Ich nehme an, er folgt denselben Grundsätzen?«
    Aldhere sah sie zweifelnd an. »Was willst du über Cild wissen?«
    »Du hast Bruder Eadulf den Eindruck vermittelt, Cild sei von jeher gestört gewesen.«
    Aldhere zuckte die Achseln. »Er hatte seltsame Launen, und manchmal tat er Dinge, die keine Logik enthielten. Er liebte die Macht, und er liebte den Reichtum. Das waren die beiden einzigen Dinge, die er jemals liebte.«
    »Liebte er Gélgeis nicht?«
    »Sie war die Tochter eines Fürsten. Wahrscheinlich liebte er die Macht und den Reichtum, die er zu erben glaubte.«
    »Aber diese seltsamen Launen – du sagst, die hatte er schon als Kind? Weißt du, wann sie auffällig wurden?«
    »Mein Vater mochte ihn nicht«, antwortete Aldhere. »Das sagte ich schon dem heiligen
gerefa
hier. Bis Cild zu stark dafür wurde, hat mein Vater ihn oft geschlagen und ihn zur Strafe eingesperrt.«
    »Tat dein Vater recht daran?«
    Aldhere schüttelte den Kopf. »Ich denke, daß Cild die bösartigen Launen, in die er verfällt, von meinem Vater geerbt hat. Der war auch ein schwieriger Mensch.«
    »Dich hat dein Vater nie in der Art bestraft wie Cild?«
    »Nie.« Aldhere lächelte düster. »Er hatte es immer auf Cild abgesehen.«
    »Und deine Mutter? Welche Rolle spielte sie dabei?«
    Aldhere schnaubte verächtlich. »Meine Mutter starb, als wir noch klein waren, und die Geliebten meines Vaters hatten nichts mit unserem Leben zu tun. Wir blieben uns selbstüberlassen, und Cild hatte seine eigene Welt, in die er sich zurückzog. Doch warum stellst du diese Fragen?«
    »Ich weiß nicht recht, wann Cild aus dem Königreich Connacht zurückkehrte. War das vor

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