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Verneig dich vor dem Tod

Verneig dich vor dem Tod

Titel: Verneig dich vor dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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fragte Eadulf unschuldig.
    »Bei den heiligen Wunden Christi!« rief Aldhere mit schallendem Gelächter. »Du besitzt einen scharfen Verstand, heiliger
gerefa

    Fidelma hatte sich niedergelassen.
    »Du erwartest also einen Angriff von König Ealdwulf?« fragte sie und kam damit auf Aldheres frühere Bemerkung zurück.
    Aldhere nahm die Frage nicht übel.
    »Natürlich«, erwiderte er. »Er wird nicht wollen, daß ich hier als Pfahl im Fleische seines Südvolks wirke.«
    »Warum bleibst du dann hier? Wenn du mit einem Angriff rechnest, hätte ich eher gedacht, daß du weiterziehst in eins der anderen Königreiche und deine Schwerter jemandem verkaufst – zum Beispiel an Sigehere?«
    »Du enttäuschst mich durch deine gewinnsüchtige Haltung, gute Schwester«, grinste der Geächtete. »Ich glaube, wir brauchen Met.«
    Er wandte sich um, holte einen Krug zum Tisch und goß ein.
    Fidelma unterdrückte einen resignierten Seufzer. Ihr war klar, daß das Anbieten starker Getränke ein wesentlicher Teil der Gastfreundschaft gegenüber Fremden war.
    »Seit ich in deinem Land bin, Aldhere, bin ich zu dem Schluß gekommen, daß das Trinken eine der Hauptbeschäftigungen deines Volkes ist.«
    Eadulf schaute verdrießlich drein und räusperte sich geräuschvoll.
    »Vielleicht ist es besser, wenn ich die Fragen stelle«, sagte er mit einem bedeutungsvollen Blick zu Fidelma. Als sie ihn deswegen verärgert anstarrte, meinte er leise: »Ich habe schon mal erwähnt, daß die Menschen in diesem Land nicht an das gewöhnt sind, was sie für Dreistigkeit bei Frauen ansehen. Frauen spielen beim Südvolk eine ganz andere Rolle als hier …«
    Aldhere unterbrach ihn mit einem mißbilligenden Blick.
    »Still, heiliger
gerefa
! Willst du mich als Barbaren hinstellen? Ich habe mit irischen Missionaren verkehrt und kenne ihre andersartigen Gebräuche. Es sind nicht unsere Gebräuche, und sie müssen uns auch nicht gefallen. Aber einer der Missionare lehrte mich die Worte des heiligen Ambrosius:
Quando hic sum, non ieiuno Sabbato; quando Romae sum, ieiuno Sabbato

    »Wenn ich hier bin, faste ich nicht am Sabbat, wenn ich in Rom bin, faste ich am Sabbat«, murmelte Eadulf.
    »Vielleicht ist es schlecht ausgedrückt«, entschuldigte sich Aldhere, »doch was ich meine, ist, da ihr es gewohnt seid, gleich behandelt zu werden, behandle ich euch auch gleich. Also, was sagtest du eben …?« Plötzlich schlug sich der ehemalige Than von Bretta’s Ham auf den Schenkel und brüllte vor Lachen.
    »Bei Gott! Ja! Das Trinken. Ich stelle fest, Schwester, du bist nicht nur eine fromme Nonne, sondern auch eine mit Humor. Hier wird wirklich durch das Trinken viel erreicht, denn das Trinken enthüllt Geheimnisse, bestärkt unsere Hoffnungen, befreit bedrückte Gemüter von Lasten, lehrt uns neue Künste und treibt die Zaghaften in die Schlacht.Gegen eine schlechte Nacht hilft immer eine weiche Matratze aus Met, und so manche Freunde und so manche Liebende haben sich beim Krug kennengelernt.«
    Diese Antwort erheiterte Fidelma.
    »Du hörst dich an wie ein Philosoph, Aldhere.«
    Der Geächtete hielt den Kopf schief und blinzelte ihr zu.
    »Nur einer, der sein Wissen geborgt hat.«
    »Doch in meinem Land haben wir ein Sprichwort: Wenn der Hahn betrunken ist, vergißt er den Habicht.«
    Aldhere schüttelte den Kopf. »Ich vergesse weder meinen Bruder Cild noch König Ealdwulf. Meine Wachposten halten mich auf dem laufenden.«
    »Haben sie dich auch auf dem laufenden gehalten, als Krieger aus Ealdwulfs Leibwache durch deinen Wald fuhren?« fragte Eadulf spöttisch.
    Zu ihrer Überraschung nickte Aldhere.
    »Die eine Kutsche eskortierten? O ja, davon wußten wir.«
    Eadulf schüttelte ungläubig den Kopf. »Wenn du davon wußtest, warum habt ihr sie nicht abgefangen?«
    »Aus welchem Grunde sollten wir das tun, heiliger
gerefa
?« fragte er wie belustigt. »Es war nur Lord Sigeric, der zu Aldreds Abtei geleitet wurde. Er ist zu alt, um für irgend jemanden eine Bedrohung darzustellen. Wahrhaftig, heiliger
gerefa,
warum sollte ich ihn oder seine Begleitung angreifen? Meinst du, ich wäre so schwarz, wie mich mein Bruder Cild malt?«
    »Lord Sigeric?« fragte Eadulf erstaunt. »Er ist der Oberhofmeister König Ealdwulfs«, erklärte er Fidelma rasch.
    »Dann hast du doch einen guten Grund, ihn anzugreifen«, meinte Fidelma.
    »Er hat sicher an deiner Ächtung mitgewirkt«, ergänzte Eadulf. »Man würde annehmen, daß du dich gern an ihm rächen

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