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Verneig dich vor dem Tod

Verneig dich vor dem Tod

Titel: Verneig dich vor dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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an und verschwand im dunklen Inneren des Gebäudes. Gleich darauf kam er mit einer umhüllten Kerze zurück. »Ich leuchte euch.«
    Sie schritten durch einen langen, mit Steinplatten belegten Gang. An der ersten Tür hielt Bruder Willibrod an.
    »Du kannst dich in diesem Zimmer waschen und erfrischen, Schwester. Das Feuer brennt schon, und Wasser steht bereit. Einen solchen Raum halten wir immer bereit für Reisende. Dein Zimmer, Bruder, ist noch nicht fertig. Ich werde einen Bruder beauftragen, darin Feuer zu machen, aber …«
    »Wir können uns diesen Raum teilen«, sagte Eadulf und wies auf das warme Zimmer, in dem Fidelma jetzt vor dem lodernden Kamin stand.
    Bruder Willibrod blickte entsetzt drein. »Ich sagte doch schon, daß dies kein gemischtes Haus ist, und Verbindungen zwischen Mönchen und Nonnen sind nicht …«
    Fidelma wandte sich um und sagte in der Sprache von Éireann rasch zu Eadulf: »Laß uns der Einfachheit halber die Regeln dieses Hauses befolgen, bis wir es wieder verlassen können.«
    Eadulf paßte das nicht, doch er mußte einsehen, daß Fidelma recht hatte. Sie hatten schon genug Probleme und mußten keine neuen schaffen.
    »Während du dich von der Reise erholst, Fidelma, kümmere ich mich um das, was uns hergeführt hat.« Dann wandte er sich in Sächsisch an Bruder Willibrod. »Während mein Zimmer hergerichtet wird, möchte ich gern Bruder Botulf sehen.«
    Bruder Willibrods unruhiges Auge weitete sich leicht. »Bruder Botulf?«
    »Er ist doch der Verwalter der Abtei, nicht wahr?«
    »So weißt du es also schon?« Willibrod klang überrascht.
    »Ich weiß was?« stutzte Eadulf. Dann sagte er ungeduldig: »Ich möchte Bruder Botulf sofort sehen.«
    »Du willst Bruder Botulf sofort die Ehre erweisen?« wiederholte Bruder Willibrod, als habe er Mühe, ihn zu verstehen. Er zögerte einen Moment und meinte dann: »Wenn du darauf bestehst, Bruder …?«
    »Ja, das tue ich«, fauchte Eadulf, gereizt durch das seltsame Verhalten des anderen.
    »Also komm mit, Bruder Eadulf.«
    Mit einem ratlosen Blick zu Fidelma wandte sich Eadulf um und folgte Bruder Willibrod zurück über den tief verschneiten Hof. Die Abtei lag fast völlig im Dunkeln. Nur wenige Lichter blinkten hier und dort, doch es war niemand zu sehen. Die Gebäude schienen wie verlassen.
    Bruder Willibrod ging voran durch eine überwölbte Tür in einen Raum, der offensichtlich der Vorraum der Kapelle war, schüttelte drinnen den Schnee von den Sandalen und ließ Eadulf nachkommen. Eadulf hatte kaum Zeit, sich vom Schnee zu befreien, da riß Bruder Willibrod die innere Tür auf und trat ein.
    Der Geruch von warmem, muffigem Weihrauch verschlug Eadulf beinahe den Atem, so sehr stach er von derfrischen, kalten Luft draußen ab. Der
dominus
bekreuzigte sich vor dem Hochaltar, ehe er weiterschritt.
    Unwillkürlich machte Eadulf es ihm nach und fragte sich, wohin er wohl geführt wurde. Dann blieb er plötzlich stehen. Sein Herz schlug schneller.
    Vor dem Hochaltar stand auf zwei Böcken eine einfache Holzkiste. An ihren beiden Schmalseiten brannte je eine Kerze in einem hohen Kerzenständer. Ihre Flammen flackerten in der Zugluft, die durch die Kapelle wehte, und wurden beinahe ausgelöscht.
    Auf einmal schien der Wind zu ersterben, sein Fauchen senkte sich zu einem klagenden Flüstern. Von Furcht gepackt, ließ sich Eadulf von Bruder Willibrod an die Holzkiste führen. Er hatte schon erkannt, daß es ein Sarg war.
    Bruder Willibrod trat zur Seite und blieb mit gesenktem Blick stehen. Eadulf schaute den
dominus
an und hoffte, dieser würde ihm sagen, es läge nicht das in der Kiste, was er mit Sicherheit vermutete. Bruder Willibrods Gesicht war in Ehrfurcht erstarrt. Es bot ihm keinen Trost.
    Er trat an den Sarg und blickte hinein.
    Wie er gefürchtet hatte, ruhte darin der Leichnam seines Freundes Bruder Botulf, die Hände auf der Brust gefaltet, ein hölzernes Kruzifix in seinem leblosen Griff. Er trug schon die Grabkleidung. Eadulf zwang sich dazu, sich niederzubeugen und das blutleere Gesicht seines toten Freundes aus der Kindheit anzuschauen.
    Man brauchte keine besonderen medizinischen Kenntnisse, um festzustellen, daß Bruder Botulfs Schädel mit einem schweren, stumpfen Gegenstand eingeschlagen worden war. Eadulf wußte, daß eine solche Wunde nur von jemandem zugefügt werden konnte, der in böser Absichthandelte. Sein Freund war ermordet worden, und seit der Tat konnten höchstens ein paar Stunden vergangen sein.
    In dem Moment

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