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Verneig dich vor dem Tod

Verneig dich vor dem Tod

Titel: Verneig dich vor dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Fidelma erstaunt fest. »Jemand müßte doch unsere Ankunft bemerkt haben. Hält denn dort niemand Wache?«
    »Neben dem Tor hängt ein Glockenstrang. Bei diesem Schneesturm und in dieser Dunkelheit hat wahrscheinlich keiner Muls Wagen bemerkt.«
    Er setzte eine Tasche ab, langte nach dem Seil neben der pendelnden Sturmlaterne und zog kräftig daran. Durch das Pfeifen des Windes konnten sie gerade noch hören, daß in der Ferne eine Glocke anschlug.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis etwas rasselte und ein winziges Gitterfenster im Tor aufging. Eadulf spähte durch die Öffnung, konnte aber nur einen Schatten dahinter ausmachen.
    »Wer seid ihr und was wollt ihr hier?« fragte eine barsche, unfreundliche Stimme.
    »Ich bin Bruder Eadulf von Seaxmund’s Ham und reise zusammen mit Schwester Fidelma von Cashel. Wir suchen Schutz vor dem Sturm und möchten den Verwalter dieser Abtei sprechen.«
    Erst kam keine Antwort, dann sagte die Stimme: »Wir haben uns zu einer geschlossenen Gemeinschaft von Brüdern im Dienste Christi erklärt. Frauen gewährt diese Abtei keinen Einlaß.«
    Eadulf wurde rot vor Ärger.
    »Du wirst dieses Tor öffnen, im Namen von Theodor von Canterbury, den ich hier vertrete«, erwiderte er mit Nachdruck. »Wenn wir auf eurer Schwelle erfrieren, wird der Erzbischof von dieser Abtei eine schwere Sühne fordern.«
    Nach kurzem Schweigen wurde das Gitterfenster geschlossen. Es schien noch eine Ewigkeit zu dauern, dann hörten sie, wie Riegel knirschend zurückgeschoben wurden. Endlich ging einer der beiden großen hölzernen Torflügel ein kleines Stück auf.
    Eadulf zwängte sich durch die schmale Öffnung, zog Fidelma dicht hinter sich her, und sofort schlug das Tor hinter ihnen zu.
    Sie standen in einem schmalen, überwölbten Eingang, dessen graue Steine von einer Deckenlaterne erhellt wurden. Er führte auf einen weiten Hof, hinter dem die Hauptgebäude der Abtei und die Kapelle lagen. Sie hörten, wie die Riegel vorgeschoben wurden und dabei ein Geräusch machten, das Fidelma eher an ein Gefängnis denn an eine religiöse Gemeinschaft erinnerte.
    Der Mann, der das Tor aufgemacht hatte, trat jetzt vor und betrachtete sie forschend mit einem dunklen, scharfenAuge. Über dem anderen trug er eine Lederklappe. Im Licht der Laterne sah Fidelma, daß der Torhüter groß war, in die braune Wollkutte eines Mönchs gekleidet war und ein hölzernes Kreuz an einer Lederschnur um den Hals trug. Er war hager, hatte eine Hakennase und schmale rote Lippen. Die Stirn war kahl, doch über den Ohren und im Nacken wuchsen unordentliche graue Haarsträhnen. Sein rechtes Auge war dunkel und unruhig. Unter der Klappe lief eine weißliche Narbe diagonal über die linke Augenhöhle.
    »Ich bin Bruder Willibrod, der
dominus
des
domus hospitale
der Abtei.« Er hielt inne und sah Fidelma an. »Das heißt, ich leite das Gästehaus …«
    »Wenn du lateinisch sprechen möchtest«, unterbrach ihn Fidelma spöttisch in dieser Sprache, »ich beherrsche es hinlänglich, um dir zu folgen.«
    Bruder Willibrod verzog mißbilligend den Mund. Er fiel ins Sächsische zurück.
    »Schwester, ich muß dir sagen, daß dies kein
conhospitae
ist, kein gemischtes Haus. Wir sind hier alle Brüder im Glauben. Es gibt keine Frauen, und wir haben auch keine Unterkunft für weibliche Gäste.«
    Eadulf war fast außer sich vor Zorn.
    »Verweigerst du uns die Gastfreundschaft?« fragte er in drohendem Ton.
    »Dir nicht, Bruder. Es ist nur, daß wir ein geschlossener Orden sind und Frauen zu der Abtei keinen Zutritt haben. Das sagt unsere Regel.«
    »Wo bleibt eure Pflicht zur Gastfreundschaft?«
    »Die Gastfreundschaft steht Frauen nicht zu«, erwiderte der
dominus
störrisch. »Seit der großen Synode von Whitby richten wir uns nicht mehr nach den Regeln der Missionareaus Éireann. Ich habe gehört, Domnoc’s Wic ist noch ein gemischtes Haus. Es liegt zwölf Meilen von hier.«
    Eadulf trat einen drohenden Schritt auf Bruder Willibrod zu. Der
dominus
fuhr zurück, doch Eadulf deutete keine weitere körperliche Gewalt an.
    »Ich nehme an, du kennst die Wetterlage und weißt, daß es nur wenige Stunden vor Mitternacht ist?« fragte er kühl.
    Bruder Willibrod sah ihn unsicher an.
    »Ich kann nur sagen, wie die Regel der Abtei lautet«, verteidigte er sich.
    »
Dominus,
hör mir zu. Ich bin Eadulf von Seaxmund’s Ham, ich komme aus Canterbury und …«
    Der
dominus
nickte rasch. »Du hast schon gesagt, daß du Erzbischof Theodor von Canterbury

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