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Verneig dich vor dem Tod

Verneig dich vor dem Tod

Titel: Verneig dich vor dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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hast anscheinend eine gehörige Erkältung von unserer Reise mitgebracht«, bemerkte er überflüssigerweise.
    Fidelma richtete sich etwas auf und lehnte sich gegen das Kopfende ihres Holzbetts. Schweiß stand ihr auf der Stirn, und sie bekam Hustenanfälle. Eadulf legte ihr die Hand auf die feuchte, fiebrige Stirn.
    »Sobald das Wasser heiß ist, mache ich dir einen Aufguß, und danach wird es dir besser gehen.«
    »Meine Kehle ist so trocken.«
    Er reichte ihr einen Becher mit eiskaltem Wasser und erklärte ihr, sie solle kleine Schlucke nehmen. Das löste einen leichten Hustenanfall aus, und er nahm ihr den Becher wieder ab.
    »Ich bereite dir einen Aufguß von Heil-Batungen-Blättern. Der wird deine Kopfschmerzen kurieren. Es ist eins der beliebtesten Kräutermittel meines Volkes. Wir mischen die Batungenblätter mit Holunder und Geißblatt.«
    »Eadulf, mir ist es egal, was du mir gibst«, stöhnte sie. »Mir ist sterbenselend.«
    »Nur keine Sorge«, erwiderte Eadulf fröhlich. »In ein paar Tagen bist du wieder gesund. Dafür garantiere ich dir.«
    Fidelma mußte plötzlich niesen und schaute Eadulf trübsinnig an. Ein wenig brach ihre alte Natur wieder durch, und sie versuchte zu lächeln.
    »Ich dachte, wir hätten nicht einmal zwei Tage?«
    Eadulf stutzte, dann erinnerte er sich. »Du meinst Abt Cilds Befehl, die Abtei zu verlassen? Da bleib mal ganz ruhig. Ich gehe zu ihm und sage ihm, daß du nicht reisen kannst. Außerdem hat sich hier etwas ereignet, was ich dir berichten muß.«
    Während er das Mittel für Fidelma zubereitete, erzählte er ihr von den Ereignissen der vergangenen Nacht. Fidelma hörte gespannt zu und vergaß beinahe ihre Beschwerden.
    »Ein
troscud
? Bist du sicher, daß er dieses Wort gebrauchte?«
    Eadulf nickte. Er saß auf der Kante ihres Bettes und sah zu, wie sie den Aufguß schlürfte.
    »Ich weiß, daß es eine Art von rituellem Fasten ist«, erklärte er.
    »Eine sehr ernste Art«, bestätigte sie. »Es kommt nicht oft vor, denn die meisten Leute lassen Streitfälle gern durch ein Schiedsgericht entscheiden. Das Gesetz gilt als sehr wichtig, deshalb halten sich beide Seiten daran, und nur selten muß einer gezwungen werden, es zu akzeptieren.«
    »Aber hier, in seinem eigenen Land, untersteht Abt Cild nicht euren Gesetzen.«
    »Das stimmt allerdings«, meinte Fidelma und wurde von einem erneuten Hustenanfall unterbrochen.
    Eadulf reichte ihr einen neuen Becher mit dem Aufguß. Sie nippte daran.
    »Aber du sagst, daß dieser Krieger – Garb hieß er? – behauptete, Abt Cild habe seine Schwester in der Ebene der Eiben geheiratet?«
    »Ein Mädchen namens Gélgeis«, bestätigte Eadulf.
    »Und er heiratete sie nach unserem Gesetz der Fénechus?«
    »Ja.«
    »Ebene der Eiben? Garb sprach angelsächsisch und übersetzte diesen Namen ins Angelsächsische?«
    Eadulf nickte.
    »Maigh Eo – Ebene der Eiben. Das ist ein Ort im Königreich Connacht. Ich verstehe, daß man fordern kann, Cild solle sich nach dem Gesetz der Fénechus richten, wenn er an diesem Ort geheiratet hat. Kannst du weitere Einzelheiten herausfinden?«
    Eadulf setzte eine säuerliche Miene auf. »Vom Abt werde ich nichts erfahren.«
    »Dann mußt du herausbekommen, wo Garbs Vater sein rituelles Fasten abhalten will.«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Ich glaube schon. In meinem Land findet das rituelle Fasten gewöhnlich in Sichtweite der Tür dessen statt, gegen den es gerichtet ist. Es gilt als eine Gotteslästerung und ein Verbrechen, wenn jemand dem Fastenden etwas tut, solange er das
troscud
abhält. Aber hier, in deinem Land … Ich weiß nicht, wie man hier so ein Fasten durchführen kann, denn, ganz grob gesagt, eure Leute würden den Brauch nicht achten und wahrscheinlich den Fastenden verletzen.«
    »Das ist wahr«, stimmte ihr Eadulf zu. »Bei unseren Leuten wäre das Fasten eine nutzlose Geste.«
    Fidelma sank auf ihr Lager zurück. Sie hatte Schwierigkeiten beim Atmen, und ihr Husten quälte sie. Sie faßte Eadulfs Hand.
    »Versuch etwas mehr herauszukriegen. Ich meine, Garbs Vater muß das erkannt und einen anderen Plan gemacht haben, um sich dabei zu schützen. Etwas so Ernstes wie ein
troscud
könnte zum Krieg führen.«
    Eadulf lächelte ihr ermutigend zu. »Ich werde ein paar diskrete Erkundigungen einziehen. Aber als erstes muß ich Abt Cild klarmachen, daß wir heute nicht aus der Abtei abreisen können. Inzwischen sorge ich dafür, daß du ausreichend mit Medikamenten versorgt bist.«
    Nachdem

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