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Verräterische Gefühle

Verräterische Gefühle

Titel: Verräterische Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Morgan
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wusste nicht, was sie sagen oder wo sie hinschauen sollte. Das änderte sich schlagartig, nachdem sie ihr winziges Apartment aufgeschlossen hatte und das Licht anknipste!
    Grundgütiger! In der Aufregung der letzten Stunden hatte sie völlig vergessen, in welchem Zustand sie ihre schäbige Bleibe heute Morgen hinterlassen hatte. Abgesehen vom benutzten Geschirr in der Spüle lagen auch noch überall Zeichenblätter mit Kostümskizzen herum – das Ergebnis eines kreativen Brainstormings der letzten Nacht.
    „Entschuldigen Sie bitte das Chaos“, bat sie mit schwankender Stimme, „aber ich hatte gestern die Frühschicht im Coffee Shop und musste danach noch die Kostümentwürfe für die nächste Inszenierung von Der Widerspenstigen Zähmung überarbeiten.“
    „Schicht im Coffee Shop?“, echote Nathaniel verständnislos.
    „Sie beginnt pünktlich um sechs, da gibt’s kein Pardon. Aber wenn Sie mir ein paar Minuten Zeit lassen, räume ich rasch auf.“
    Nathaniel nahm den Helm vom Kopf, legte ihn achtlos zur Seite und griff nach der nächstliegenden Skizze. „Arbeiten Sie nicht am Computer?“
    „Auch, aber Kostüme male ich am liebsten frei Hand, besonders in der Entwurfsphase. Es ist sehr wichtig zu verstehen, was sie aussagen und dass sie den Charakter der Rolle unterstreichen.“
    Kritisch musterte er die rasant hingeworfene Zeichnung. „Dieses Kleid sagt eindeutig: ‚Ich liebe wilden Sex‘. Wenn es für Katharina bestimmt ist, dann steht Petrucchio, dem glücklichen Hund, eine heiße Nacht bevor.“ Abrupt wandte er sich Katie zu. „Und Sie waren heute zum Speed-Dating verabredet?“
    Heftig errötend riss sie ihm das Skizzenblatt aus der Hand. „Nur als Begleitung für eine gute Freundin“, behauptete sie. „Glauben Sie, dass uns jemand gefolgt ist?“, versuchte sie ihn dann abzulenken.
    Nathaniel grinste schwach. „Ich denke, es ist Ihnen gelungen, sie abzuschütteln. Bei Ihnen könnten sogar meine Bodyguards ein paar Nachhilfestunden nehmen.“
    Da war er wieder, der coole, fast gelangweilte Hollywoodmime mit dem trägen, nachlässigen Charme, der jedes Frauenherz höher schlagen ließ. Kein Anzeichen der Verzweiflung mehr. Stattdessen schlenderte er mit den Händen in den Taschen in ihrem winzigen Wohnzimmer herum, nahm hin und wieder ein Foto oder ein Buch in die Hand und betrachtete es mäßig interessiert. Bis er zu einem Stapel mit Hochglanzmagazinen kam …
    Die Promi-Illustrierten! Katie gefror zur Salzsäule. Es war zu spät, um noch etwas zu unternehmen, denn die oberste Ausgabe hielt er bereits in der Hand! Es zeigte ihn von den schmalen Hüften aufwärts nackt in seiner Rolle als Elitesoldat.
    „Warum heben Sie Bilder von mir auf?“
    Weil ich auch nur eine ganz normale Frau bin! Aber das sagte sie nicht laut.
    „Vorlagen für … für Kostüme“, stammelte sie stattdessen. „Ich … ich musste mich mit Ihrer Physiognomie vertraut machen, um zu entscheiden, welcher Stil und welche Farben am besten zu Ihrer Rolle als Richard II passen würden.“
    Wie gut, dass ich nicht meinem ersten Impuls gefolgt bin und die Bilder als Poster an die Wand gehängt habe!
    Nathaniel legte die Zeitschrift zurück und griff nach einer weiteren Kostümskizze. „Sie sind sehr gut … Interessante Deko …“, murmelte er dann und nahm eines der sauber aufgereihten bunten Seidenkissen vom Sofa. „Was soll das hier simulieren? Die Lustwiese in einem Harem? Wollen Sie demnächst irgendwo für eine Rolle als Konkubine vorsprechen?“
    Katies Wangen nahmen den gleichen Ton an wie das karminrote Seidenkissen. Sie brachte so selten jemanden mit zu sich nach Hause, dass sie gar nicht auf den Gedanken verfallen wäre, irgendwer könnte ihr kleines buntes Reich vielleicht seltsam oder bestenfalls ungewöhnlich finden.
    „Ich glaube kaum, dass ich mich für diese Rolle eigne“, erwiderte sie steif. „Das Apartment wirkte nur so schrecklich blass und trist, als ich hier einzog. Vielleicht habe ich ein bisschen übertrieben beim Versuch, es wohnlicher zu machen.“ Was derartige Dinge betraf, kannte ihre Kreativität so gut wie keine Grenzen.
    Um die dunklen Flecken an den Wänden zu verbergen, hatte Katie sie mit Stoff bespannt. Oder besser gesagt, mit Resten von Ballenware, die sie aus dem Theaterfundus geschenkt bekommen hatte. Auf dem fußkalten Boden lag ein dicker flauschiger Teppich in einem dunklen, satten Rotton. Die Lampen, sofern sie nicht als Arbeitsleuchten dienten, trugen halbtransparente,

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