Verräterische Gefühle
nach Action? “
„Das habe ich nicht gesagt!“, wehrte sie hastig ab. „Es … es fühlt sich alles nur so unwirklich an. Inzwischen werden Sie sich bestimmt auch ärgern, dass Sie nicht gleich ins Dorchester …“
„Wenn ich in mein Hotel gewollt hätte, wäre ich dort hingegangen.“
Die Wände ihres winzigen Wohnzimmers rückten mit jedem seiner Worte noch enger zusammen. Plötzlich kam Katie ein Geistesblitz. „Sicher wollen Sie endlich Ihre zahlreichen Frauen anrufen. Ich ziehe mich solange zurück.“
„Besten Dank“, murmelte Nathaniel und hörte sich dabei keine Spur dankbar an.
„Ich bin in meinem Schlafzimmer, wenn Sie mich brauchen.“ Himmel! Warum denke ich eigentlich nie nach, bevor ich spreche?
Diesmal zwinkerte er ihr ganz offen zu. „Aha, im Schlafgemach und bereit für Action … “
Flirtet er etwa mit mir? Nein, ganz sicher nicht!
Wie ein aufgescheuchtes Huhn floh Katie in ihr Schlafzimmer und schloss die Tür.
Urplötzlich war es da. Ein rauschhaftes Verlangen, das Nathaniel erstaunte und irritierte.
Wie, zur Hölle, komme ich auf die absurde Idee, mit einer Frau zu flirten, die zu Hause Fotos von mir aufbewahrt?
Das konnte doch nur zu Problemen führen, und davon hatte er wahrlich genug am Hals! Seit dem Moment, als er fluchtartig die Bühne verlassen hatte, war sein Adrenalinspiegel noch keinen Millimeter gesunken, und jetzt überfiel ihn auch noch völlig unerwartet wildes sexuelles Begehren!
Dabei musste er jetzt mehr denn je einen klaren Kopf haben und wichtige Telefonate führen. Doch anstatt das Handy aus der Tasche zu ziehen, drängte es Nathaniel, seine Hand auf die verdammte Klinke zu legen, ins Schlafzimmer einzubrechen und dieses sonderbare Mädchen bis zur Besinnungslosigkeit zu lieben. Dass sie offenbar ähnlich empfand, half seiner angeschlagenen Selbstbeherrschung kein bisschen!
Diese Katie war so anders als die weltgewandten, erfahrenen Frauen, mit denen er sonst zu tun hatte. Ihr sah man an der kecken Nasenspitze an, was sie dachte und fühlte. Und wie schwer es ihr fiel, diese Gefühle unter Kontrolle zu halten.
Nathaniel schob die Hände tief in die Taschen, wandte sich von der Tür ab und lächelte bitter. Ein Heiliger war er auf keinen Fall, was Frauen betraf, doch sich mit jemandem einzulassen, der ihn anschaute, als verfüge er über ein First-Class-Ticket, das bis zum Ende des Regenbogens reichte, kam für ihn nicht infrage.
In seinem Leben gab es keine Regenbögen, sondern nur finstere Sturmwolken. Und gerade in diesem Moment ballten sie sich über seinem Kopf bedrohlich zusammen …
Nathaniel prüfte seine Mailbox, aber Annabelle hatte sich noch nicht gemeldet. Ob sie die Nachricht überhaupt schon abgehört hatte? War sie vielleicht so betroffen, dass sie sich irgendwo zitternd zusammenkrümmte und versuchte, der Realität zu entkommen? Immer, wenn er an Annabelle dachte, meldete sich wieder ein nagendes Schuldgefühl, das hässliche Erinnerungen in ihm wachrief.
Fast angewidert steckte Nathaniel das Handy weg und fragte sich, warum er sich überhaupt diese Mühe machte. So eng standen sie einander schließlich auch nicht – aber das galt fast für alle Wolfe-Geschwister. Das Einzige, was sie verband, war der ausgeprägte Drang nach absoluter Unabhängigkeit.
Nathaniel trat ans Fenster und schaute hinunter auf die triste Straße, wo sich kein einziger Paparazzo zeigte. Miss Schnatterliese mit den hinreißend weiblichen Kurven und den unglaublichen Brüsten hatte es also tatsächlich geschafft, die Meute von Schmeißfliegen abzuhängen. Trotzdem verfinsterte sich sein Blick.
Als sich schließlich die Schlafzimmertür in seinem Rücken öffnete, hatte er sich wieder unter Kontrolle. Langsam wandte er sich um und hätte fast aufgelacht. Auf den ersten Blick war ihm klar, dass Katie zunächst ihr Make-up aufgefrischt und dann energisch wieder abgewischt haben musste, um nicht zu vordergründig zu erscheinen. Dabei hätte sie sich jede Mühe sparen können.
Schminke oder nicht, ihr voller Mund wirkte so verlockend wie eine reife Frucht, und selbst der strenge Pferdeschwanz konnte den feurigen Glanz ihrer Locken nicht kaschieren. Ihr ständiges Geplapper und das teenagerhafte Gehabe hätten ihm auf die Nerven fallen und ihn abstoßen müssen, aber stattdessen ging ihm dieses seltsame Mädchen unter die Haut.
Was sie wohl sagen würde, wenn er sie ohne Vorwarnung in seine Arme reißen, zurück ins Schlafzimmer bringen und voller Leidenschaft
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