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Verräterische Lippen

Verräterische Lippen

Titel: Verräterische Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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übermäßig dicht war, mußten wir
doch etlichen besonders üppig wuchernden Büschen und ineinander verflochtenen
Schlinggewächsen aus dem Weg gehen. Besonders von einer breitblättrigen Pflanze
mit langen, roten Stacheln hielten wir uns geflissentlich fern, nachdem
Marguerita sich daran gestochen hatte, als sie einer schlafenden Python
ausgewichen war. Die Schlange, die sich um den Ast eines Baumes gewunden hatte,
erwachte nicht einmal von Margueritas spitzem
Schmerzensschrei.
    Nach
etwa einer Stunde legten wir eine Pause ein und ließen uns zum Ausruhen am Fuß
eines knorrigen Baumriesen nieder. Zwei Meilen mußten wir meiner Schätzung nach
bestimmt schon hinter uns haben.
    Ich
ergriff Margueritas Hand und zog sie an mich. Sie war
heiß und verschwitzt und strömte einen süßen, sehr weiblichen Duft aus. Ich
küßte sie. Ihre Lippen schmeckten schwach nach einem farblosen Lippenstift.
    »Wie
wird dein Papa reagieren, wenn du ihm erzählst, daß General Ortez ein Verräter ist ?« erkundigte ich mich beiläufig und
machte es mir am Baumstamm bequem.
    Sie
betrachtete mich zweifelnd. »Ich dachte, du würdest ihm das beibringen,
Randy ?«
    Ich
schwieg sekundenlang. »Sobald wir in Santango sind,
können wir ein Ferngespräch nach den Staaten anmelden. Ich bin sicher, Señor
Rodriguez wird das arrangieren. Und wenn der Herr Papa erst einmal aus deinem
Mund erfährt, daß der Oberbefehlshaber seiner Streitkräfte beabsichtigt, selbst
die Macht an sich zu reißen, kommt er bestimmt sofort zurück. Wozu machst du
dir also Sorgen? Bis es dem General gelingt, seinen Coup zu starten, bist du in
Sicherheit. Und dein Vater glaubt dir bestimmt sehr viel schneller als mir .«
    Sie
schmiegte sich an mich. »Ich habe Angst«, flüsterte sie gepreßt.
    »Was
hast du mit mir an deiner Seite denn zu befürchten ?«
    »General Ortez ist skrupellos. Sobald er erfährt, daß ich zurück
bin, wird er das Regierungsgebäude umstellen lassen und die Macht ergreifen.
Nur so lange er mich nicht packen kann, wird er sich zurückhalten und darauf
lauem, daß du mich ihm in Unkenntnis der Tatsachen auslieferst .«
    »Du
glaubst, daß ich nicht für ihn arbeite? Daß ich nicht beabsichtige, dich
umbringen zu lassen, sobald wir zurück sind ?«
    Sie
schauderte zusammen. »Sag so etwas nicht. Selbst wenn du mich bloß erschrecken
willst.«
    »Was
ich wissen will, ist folgendes: vertraust du mir vollkommen ?«
    Sie
sah mich an, strich mir sanft mit den Fingern über das Gesicht und hauchte: »Ja .«
    Ich
schüttelte betrübt den Kopf. »Das würde das Verhältnis zwischen uns geradezu
perfekt machen. Nur traue ich dir nicht .«
    Sie
fuhr zurück. Ihre schwarzen Augen brannten so, wie ich mir die Augen eines
Jaguars vorstellte, der ein Opfer anschleicht. »Ich verstehe nicht, was Sie
meinen, Señor Roberts«, sagte sie kühl.
    »Ich
heiße Randy«, erinnerte ich sie.
    »Es
gibt noch viele Namen, mit denen ich Sie bezeichnen werde, wenn Sie mir Ihre
Bemerkung nicht näher erklären, Señor .« Sie stand
schnell auf und blickte, die Hände in die Hüften gestützt auf mich herunter.
Der Knauf des Messers, das in ihrem Gürtel steckte, preßte sich in ihre
Magengrube. Sie erinnerte mich an Fotos, die ich von südamerikanischen
Guerillas gesehen hatte, die Soldaten verhörten. Oder waren es südamerikanische
Soldaten gewesen, die Guerillas verhörten? Jedenfalls sah sie stark und
entschlossen aus und keineswegs, als habe sie Sinn für Gefühle, wenn es um
Politik ging.
    »Ich
glaube nicht, daß Sie die Absicht haben, mit mir nach Santango zurückzukehren«, erklärte ich gleichmütig. »Aber ich würde gern den Grund
erfahren .«
    Sie
seufzte. »Ich habe versucht, mit Ihnen zu argumentieren — Randy .« Sie ließ die Arme sinken und lehnte sich gegen den
Baumstamm. »Sie begreifen nicht, wie hinterhältig, wie wirklich gefährlich die
Menschen in meinem Land sein können, wenn sie Macht für sich haben wollen.
Unsere Geschichte ist die unzähliger Blutbäder und einer langen Kette von Diktatoren.
Das Militär hat mein Land hundert Jahre lang beherrscht, es in Armut gezwungen,
ihm die Freiheit versagt. Aber nun hat mein Vater den Menschen Hoffnung
gegeben. Er ist beliebt und integer. Aber die Militärs sind unzufrieden. Durch
General Ortez beabsichtigen sie, ihre früheren
Positionen innerhalb der Regierung wieder einzunehmen. Und Ortez will Präsident werden. Nur Sie können ihn daran hindern !«
    Ich
ließ mir ihre Worte ein paar Minuten lang

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