Verräterisches Profil
die Adresse des Geschäfts, das in unmittelbarer Nähe zu einer seiner Lieblingsimbissbuden lag. Kurzerhand beschloss er, die Pause vorzuziehen und dem Laden im Anschluss einen Besuch abzustatten.
Eine Dreiviertelstunde später tippte der Geschäftsführer die Auftragsnummer, die Schaumberg ihm nannte, in seinen PC ein. »Die Beauftragung erfolgte durch eine Frau Angelika Konrads, weil sie ihren Schlüssel verloren hatte und nicht ins Haus kam.«
»Welcher Mitarbeiter hat vor Ort den Auftrag ausgeführt?«
Der Geschäftsinhaber presste die Lippen aufeinander. »Herr Michalski«, brummte er reserviert.
»Ist Herr Michalski eventuell zu sprechen?«
»Ich kann Ihnen gerne seine Anschrift nennen, hier werden Sie ihn jedoch nicht mehr antreffen. Ich habe ihn entlassen. Keine zwei Wochen nach diesem Auftrag.«
»Aus welchem Grund?«
»Es gab seinetwegen eine Kundenbeschwerde. Eine Kundin fühlte sich von ihm sexuell belästigt. Als ich ihn mit diesem Vorwurf konfrontiert habe, ist er mir gegenüber beinahe gewalttätig geworden. Damit hatte sich unsere Zusammenarbeit natürlich erledigt.«
Nachdenklich zog Schaumberg seine Stirn kraus. Diese Information würde die leitende Hauptkommissarin ganz sicher interessieren.
***
Nach einigen Stunden hatten Beate und Robert verschiedene Fakten über Uwe Michalski zusammengetragen. Er war siebenunddreißig Jahre alt und bisher noch nicht mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Vom Inhaber des Schlüsseldienstes hatte sich Robert telefonisch eine vage Personenbeschreibung geben lassen: Vollbart, mittellanges braunes Haar, einen Meter achtzig groß, schlank. Das Straßenverkehrsamt teilte ihnen das Kennzeichen des auf ihn angemeldeten Fahrzeugs mit.
Sie waren übereingekommen, Michalski sogleich aufzusuchen. Bislang lagen zwar keine Verdachtsmomente gegen ihn vor, aber aufgrund seines bei der Arbeit erworbenen Wissens wäre es für ihn wohl kein Problem, in ein Haus einzudringen. Die Anschuldigungen der Kundin und die von seinem ehemaligen Chef erwähnte Gewaltbereitschaft verstärkten ihr ungutes Gefühl. Obwohl es für eine größer angelegte Polizeiaktion zu wenig belastende Indizien gab, hielten sie es für erforderlich, zumindest zwei Beamte als Verstärkung mitzunehmen. Daher informierten sie Linden und Schaumberg, mit denen sie sich in zivilen Dienstwagen auf den Weg machten, um zunächst eine Aussage des Mannes zu bekommen.
Robert gab ihr mit den Fingern ein Zeichen, woraufhin Beate den Klingelknopf an der Wohnungstür drückte. Mehrere Sekunden vergingen ohne Reaktion.
»Herr Michalski?«, rief Beate. »Sind Sie da?« Sie läutete ein weiteres Mal, erneut deutete nichts auf seine Anwesenheit hin.
Robert griff zum Funkgerät, um die in ihrem Wagen wartenden Kollegen zu informieren, dass die Zielperson offenbar nicht zu Hause war.
»Ein Mann, der allerdings nur hinsichtlich der Körperstatur der Personenbeschreibung gleicht, hat gerade das Gebäude betreten. Er ist kahl rasiert und trägt keinen Bart«, sagte Linden.
Robert hörte, wie jemand die Treppe hochkam. Stumm verständigte er sich mit Beate per Handzeichen, ehe sie sich vor der Nachbartür postierten. Der Mann erreichte den dritten Stock, aber als er sie bemerkte, blieb er abrupt stehen.
Größenmäßig passt es, dachte Robert. »Herr Michalski?«
Mit einem Wutschrei schleuderte der Mann eine Plastiktüte mit verschiedenen Einkäufen in seine Richtung und rannte dann die Stufen hinab. Die Gegenstände polterten zu Boden, Robert sprang darüber hinweg und nahm die Verfolgung auf. Dabei hörte er, wie Beate erst in das Funkgerät sprach, bevor sie ihm folgte.
»Die von Ihnen bemerkte Person flüchtet. Wahrscheinlich handelt es sich um den Verdächtigen.«
***
Wie sind sie dahintergekommen?, fragte sich Michalski, während er die Treppe hinunterstürmte. Er war doch so vorsichtig gewesen.
Im Erdgeschoss änderte er seinen Fluchtplan. Bestimmt warteten auf der Straße weitere Bullenschweine. Also riss er die Kellertür auf und lief in das halbdunkle Geschoss.
***
Mit jeder Etage schmolz Michalskis Vorsprung, allerdings bewegte sich Robert nach Betreten des Kellers deutlich achtsamer. Er wollte nicht an einem dreifachen Mörder vorbeilaufen, der vielleicht irgendwo versteckt lauerte.
Da er im schummrigen Licht nicht genug erkennen konnte, schaltete er die Beleuchtung ein. Eine matte Glühbirne flammte auf. Am Ende der Betonstufen, die nach unten führten, ging es um eine Ecke. Als er mit vorgehaltener
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