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Verräterisches Profil

Verräterisches Profil

Titel: Verräterisches Profil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hünnebeck
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hinzuziehen sollen? Nur aufgrund fehlender Berufserfahrung war der Streifenpolizist dem Verdächtigen buchstäblich ins Messer gelaufen. Und ein weiserer Beamter als Linden hätte wohl nicht den Entschluss gefasst, das Team aufzuteilen, um zwei Richtungen abzudecken.
    Mit der rechten Hand fuhr sie sich übers Gesicht. Glücklicherweise lebten alle Beteiligten. Nun ging es darum, Michalskis Verhalten zu analysieren.
    Warum war er geflohen? Hatte er mit den Morden an den Konrads zu tun? Oder gab es andere Gründe für seine Flucht?
    Eine groß angelegte Fahndung nach ihm lief bereits auf Hochtouren. Allein der Messerangriff auf einen Polizisten hatte dafür genügt. Doch Beate hoffte, einen Beweis zu finden, der ihn mit dem Dreifachmord in Verbindung brachte.
    Endlich klingelte ihr Handy.
    »Ja«, meldete sie sich und erfuhr im folgenden Telefonat, dass der Durchsuchungsbefehl bewilligt worden war.
    »Lasst uns etwas finden, was ihn festnagelt«, sagte sie zu den Spurensicherungsbeamten, mit denen sie die Wohnung auf den Kopf stellen würde.
    Eine gute Stunde später blickte sie auf eine pornografische Filmesammlung, welche die einzig nennenswerte Ausbeute der Durchsuchung war. Ihre Hoffnung, einen Gegenstand zu entdecken, der eindeutig aus dem Haus der Konrads stammen musste, hatte sich zerschlagen.
    Lediglich die Pornofilme deuteten darauf hin, dass Michalskis sexuelle Vorlieben ungewöhnlich waren. Vor Beate lagen insgesamt acht DVDs, allesamt mit sadistischem Inhalt. Wahllos griff sie nach einer der Hüllen und betrachtete das Cover. Auf einem Holzstuhl saß eine nackte, gefesselte Frau, die flehentlich in die Kamera schaute. Ein kleines Preisetikett links unten weckte Beates Interesse. Neunundneunzig Euro. Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Wie konnte man so viel Geld dafür hinblättern? Sie drehte die Hülle um, auf deren Rückseite Szenenbilder zu sehen waren. Eines dieser Bilder stach ihr ins Auge. Eine junge Frau wurde von zwei Männern grob misshandelt. Der eine Mann kniete hinter ihr und hatte einen Arm um ihren Hals gelegt, während der andere ihr seinen Penis dicht vors Gesicht hielt. Bei genauerem Hinsehen fiel Beate das Sperma auf der Haut der Frau auf.
    Sie erinnerte sich an Angelika Konrads. Es gab Parallelen zwischen dem Tathergang und diesem Szenenbild. Trotzdem war es kein Beweis. Wahrscheinlich geilten sich in Deutschland zigtausende Männer an solchen Filmen auf, ohne zu Mördern zu werden.
    Schwer atmend trat Peter Schnittler an ihre Seite. »Für die Faserspuren, die wir im Haus der Konrads bislang niemandem zuordnen konnten, haben wir hier genügend Vergleichsmöglichkeiten. Allerdings haben wir nichts gefunden, wovon sich ein genetischer Fingerabdruck gewinnen lässt. Kein benutztes Kondom, nicht eine Zigarettenkippe, und das Geschirr steht frisch gereinigt in der Spülmaschine. Als wenn er geahnt hätte, dass wir hinter ihm her sind.«
    »Verdammt!«, fluchte Beate.
    »Möglicherweise bietet die Zahnbürste etwas Brauchbares, vorausgesetzt, er hat sie nach dem Zähneputzen nur flüchtig ausgespült. Außerdem werden wir noch einen in der Abstellkammer stehenden leeren Bierkasten und die angebrochenen Getränkeflaschen überprüfen. Aber die Chance, auf diesem Weg verwertbare Spuren zu finden, tendiert gegen Null.«
    In diesem Moment führte ein Polizeibeamter eine Frau ins Wohnzimmer. Beate schätzte die große, schlanke Person auf Ende zwanzig. Ihre langen, blonden Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, ihr Gesicht war abgesehen von den Augen, die sie mit einem markanten Lidstrich betont hatte, dezent geschminkt. Sie schien ein Faible für Schwarz zu haben, da die Schuhe, der Minirock, das knappe Oberteil und ihre Umhängetasche diese Farbe hatten. An den Händen trug sie zahlreiche Ringe sowie einige Piercings an der linken Augenbraue, der Unterlippe und dem Bauchnabel.
    »Diese junge Frau wollte zu Herrn Michalski«, erklärte der Streifenbeamte. »Nachdem sie uns entdeckt hatte, wollte sie ihr Vorhaben verschieben. Wir haben sie jedoch freundlichst um ein Gespräch gebeten. Sie ist übrigens Michalskis Freundin.«
    Das machte sie für Beate zu einer sehr interessanten Gesprächspartnerin. Sie bedankte sich bei Schnittler, ehe sie die Frau bat, sich mit ihr auf die beigefarbene Couch zu setzen.
    »Hören Sie«, begann die Freundin des Verdächtigen beim Hinsetzen mit einem Verteidigungsversuch. »Ich weiß ja nicht, was hier abläuft, aber falls Uwe in krumme Dinge

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