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Verräterisches Profil

Verräterisches Profil

Titel: Verräterisches Profil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hünnebeck
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Computersystem meldete einen neuen Besucher. Rasch legte sie das Kleidungsstück ab. Falls er lange genug bei ihr blieb, würde sie nach ihm Schluss machen. Sie fühlte sich ausgelaugt. Doch jetzt galt es erst einmal, dem Kunden eine tolle Show zu bieten.
    Das Programm zeigte ihr den Benutzernamen Willi der Zweite an – ein Name, der ihr nicht geläufig war. Wahrscheinlich ein Neukunde. Intuitiv beschloss sie, ihm zunächst ihren Po zu präsentieren.
    »Hallo, Willi. Womit kann ich dir dienen?«
    Seine getippte Antwort, die die Sprachausgabe-Software in eine annähernd menschlich klingende Stimme umwandelte, folgte unmittelbar.
    »Zeig mir deine Fotze, Kitty.«
    Sie wartete, denn einen Teil ihres Einkommens verdankte sie dem Gespür, all ihre Aktionen mit Verzögerungen auszuführen. Diese Verzögerungen durften jedoch nicht zu ausgedehnt sein, da ihr sonst der Fisch vielleicht vom Haken sprang und offline ging oder ein anderes Erotikmodel wählte.
    »Du möchtest wohl alles von mir sehen?« Sie drehte sich gemächlich um. Mit ihren Fingern berührte sie ihre rasierte Vulva. Aus Erfahrung wusste sie, dass fast alle Kunden ihr zuschauen wollten, wie sie sich selbst befriedigte.
    »Ich habe deine Adresse von einem Freund bekommen«, teilte ihr die Softwarestimme mit. »Er hat dich sehr empfohlen. Führ dir einen Finger ein.«
    Ich sehe ihr zu und muss bekennen, dass sie ihr Handwerk versteht. Es erregt mich. Und es erregt mich noch mehr, je detaillierter meine Anweisungen werden. Tabulos lässt sie sich auf das Spiel ein. In meiner Fantasie bin ich bei einer anderen Frau. Wie in jener besonderen Nacht manipuliere und kontrolliere ich alles. Was für eine wunderbare Art, mein bislang so leeres Leben zu füllen.
    Gespannt bin ich auf ihre nächste Reaktion. Wird sie verstehen, was ich ihr schreibe? Hat die Polizei sie schon befragt? Wissen die Bullen überhaupt von ihrer Existenz?
    Ich tippe die Worte ein.
    »Spürst du meine Hände an deinem Hals? Die Frau meines Freundes hat sie auch gespürt. Jetzt ist sie tot. Ihre kleine Tochter ebenfalls. Das Gehirn meines Freundes klebt an einer Wand. Und dich komme ich bald besuchen.«
    Entsetzt schrie Katrin auf. Schnell sprang sie vom Sofa hoch und hechtete zum Laptop.
    Ich genieße ihren Aufschrei und den panischen Gesichtsausdruck. Was für ein herrlicher Anblick. Dann hat sie die Verbindung getrennt.
    »Scheiße!«, fluchte Katrin leise, am ganzen Körper zitternd. »Scheiße!« Was sollte sie nun bloß tun?

4
    Am nächsten Vormittag empfing Elisabeth Rosenkreuz Kommissarin Bauer. Während die resolute, achtundfünfzigjährige Jugendamtsmitarbeiterin, die sich seit über dreißig Jahren für die Belange der Kinder und Jugendlichen der Stadt Bochum einsetzte, an einem Kaffee nippte, sammelte sie ihre Gedanken. Dabei half ihr ein ausgezeichnetes Gedächtnis bezüglich ihrer Schützlinge. Sie hatte sich bei Dienstbeginn zur Vorbereitung die Akte Uhlich angesehen und zufrieden festgestellt, dass ihr kein Detail der Geschichte dieses bedauernswerten Jungen entfallen war.
    Als gerade einmal Dreijähriger wurde er das erste Mal in einem Kinderheim untergebracht, weil sein leiblicher Vater kurz nach der Geburt das Weite gesucht hatte und seine Mutter nach weiteren Schicksalsschlägen zur Alkoholikerin geworden war, die eine vernünftige Erziehung nicht mehr gewährleisten konnte. Mit fast fünf Jahren kam Jan in die Obhut einer Pflegefamilie, in der er sich prächtig entwickelte. Aber als er zehn war, schlug das Schicksal gnadenlos zu und raubte ihm seine Ersatzfamilie bei einem tödlichen Autounfall. Traumatisiert landete er erneut in einem Heim, wo er sich völlig zurückzog und nicht ansprechbar war. Im Laufe der Zeit wurde sein Verhalten durch spontan auftretende Zerstörungswut und Aggressivität gegen andere, vor allem schwächere Kinder, immer auffälliger.
    Erst nach mehrjähriger, intensiver therapeutischer Betreuung besserte sich sein Zustand. Er wurde aufgeschlossener, die Aggressionsschübe traten seltener auf. Mit vierzehn Jahren waren die alten Wunden vernarbt, daher bemühte sich das Jugendamt um eine neue Pflegefamilie.
    Elisabeth Rosenkreuz wusste auch viel über die Konrads zu berichten. Die damals sechsundzwanzigjährige Angelika Konrads und deren elf Jahre älterer Ehemann hatten bei ihr einen hervorragenden Eindruck hinterlassen; die Überprüfung der familiären Situation förderte ausnahmslos Positives zutage. Schließlich fand ein erstes Treffen zwischen

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