Verräterisches Profil
nach einer Dreiviertelstunde ging es weiter. Ihr nächster Weg führte sie zu Karstadt, ehe sie Richtung Parkplatz schlenderten.
Ihr Wagen war im Abschnitt drei abgestellt. Ich prägte mir ihr Kennzeichen ein, bevor ich schnell zu meinem eigenen Auto lief. Das Glück blieb mir hold. Ich erkannte ihr Fahrzeug an einer Ausfahrt auf der Linksabbiegerspur. So konnte ich ihnen bis zu ihrer Haustür hinterherfahren. Nun ist mein Glück vollkommen. Sie wohnen in einem Einfamilienhaus, sind wie für mich geschaffen.
Während der Ehemann die Einkaufstüten aus dem Kofferraum herausholt, fahre ich an ihnen vorbei. Mit vorschriftsmäßigem Tempo dreißig. Mein Augenmerk gilt der Straße, obwohl ich lieber einen letzten Blick auf die Familie werfen würde. Aber um keinen Preis dieser Welt darf ich auffallen.
Langsam entferne ich mich von dem Haus. Doch ich werde wiederkommen. Zunächst, um sie und diese Straße zu beobachten. Ich muss ihre Gewohnheiten und die der Nachbarn herausfinden. Danach lernen wir uns kennen.
8
Zehn Minuten vor Mitternacht. Im Haus der Familie ist das letzte Licht gelöscht worden. Niemand von ihnen scheint ein Nachtmensch zu sein. Ich schlage die schwarze Kladde auf und notiere die Uhrzeit.
In den letzten zwei Wochen habe ich jeden Abend in diesem Stadtteil verbracht. Meistens im Auto unterwegs, gelegentlich zu Fuß. Alles, was auf diesem Weg herauszufinden war, jedes noch so kleine Detail, das mir aufgefallen ist, habe ich niedergeschrieben.
Ich überprüfe meine Aufzeichnungen. Es wird leicht werden.
Auf der Fahrt zurück denke ich über die erste Mordnacht nach. Nie zuvor habe ich intensivere Gefühle erlebt. Mein ganzer Körper hat sich wie elektrisiert angefühlt, bereits von der Sekunde an, als ich daheim losgefahren bin. Der Augenblick, als das Türschloss geknackt war. Das Betrachten des Familienalbums. Alles Teile eines köstlichen Vorspiels. Selbst der Schreckmoment, in dem plötzlich die Tür zur Diele geöffnet wurde, verwandelte sich in einen berauschenden Nervenkitzel.
Mein über viele Monate ausgetüftelter Plan ist durch diesen nicht vorhersehbaren Zwischenfall gefährdet worden. Ich musste improvisieren und habe dadurch meine Überlegenheit bewiesen.
Den Mann am Computer zu erwischen, wie er seinen dunklen Trieben nachging, rundete eine perfekte Nacht ab.
Doch am deutlichsten erinnere ich mich natürlich an die Minuten im Schlafzimmer. Als ich sie missbraucht habe, hat mir eine kleine Stimme zugeflüstert, dass ich dieses Erlebnis jederzeit wiederholen kann. Es gibt nichts Erregenderes auf der Welt. Nichts Vergleichbares.
Deshalb wird es Zeit, die nächste Familie zu besuchen.
***
Aus der Küche habe ich ein Geschirrtuch genommen. Ich schleiche nach oben. Die Tür des Schlafzimmers ist geschlossen. Ehe ich die Klinke hinunterdrücke, lausche ich und vernehme dumpfe Schnarchgeräusche.
Vorsichtig öffne ich die Tür und orientiere mich im schwachen Licht meiner Taschenlampe. Der Rollladen ist heruntergelassen, sodass ich gleich gefahrlos eine der Nachttischleuchten einschalten kann. Der Ehemann liegt rechts, die Frau links. Praktischerweise schläft er auf dem Rücken. Sobald ich ihn erschossen habe, muss es schnell gehen. Ich deponiere die benötigten Gegenstände sorgsam in der Mitte zwischen den beiden, den Rucksack stelle ich ans Fußende des Kingsize-Bettes. Danach lege ich dem Mann das Tuch aufs Gesicht, presse die Pistole mit Schalldämpfer auf seine Stirn und schieße. Ein leises ›Plopp‹ beendet sein Leben.
Die Frau regt sich. Ich springe auf ihren Oberkörper, während sie erwacht. Grob drücke ich das vorbereitete Klebeband auf ihren Mund. Sie versucht zu schreien, zappelt, bäumt sich auf. Vom Schlaf verschwitzte Haare fallen ihr ins Gesicht. Durch den dünnen Stoff des kurzärmligen Nachthemdes zeichnen sich ihre Brustwarzen ab, was mich zusätzlich erregt. Weil das Bettgestell kein Kopfteil hat, muss ich ihr die Hände hinterm Rücken zusammenbinden. Ich ramme ihr den Ellenbogen gegen die Nase, wodurch ihre Gegenwehr erlahmt. Rasch nutze ich ihre Benommenheit und fessle sie. Ich betätige den Lichtschalter der kleinen Lampe, die für genügend Helligkeit sorgt. Danach schneide ich mit einem Messer das Nachthemd auf und streichle die ansehnlichen Titten. Meine Hände gleiten weiter hinab, als die Frau langsam zu sich kommt. Auf ihrem Bauch sitzend packe ich ihr in den Schritt. Sie stöhnt verzweifelt und blickt nach links. Was sie dort sieht, lässt
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