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Verräterisches Profil

Verräterisches Profil

Titel: Verräterisches Profil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hünnebeck
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stillen. Nach einigen Wochen, in denen sie als meine gefügige Sklavin kaum Bestrafungen erdulden müsste, würde ich ihr ohne Vorwarnung die schmerzhafteste Nacht ihres Lebens bereiten. Von da an wüsste sie nie, was ihr bevorstände.
    Leider bleibt dies ein Wunschtraum. Für eine Nacht allerdings oder wenigstens für eine Stunde könnte sie mir gehören.
    Zweifelnd betrachte ich die Rolle Klebeband, die ich in der Hand halte.
    ***
    Sebastian folgte seiner Frau und ihrem Gast nach dem Essen ins Wohnzimmer, wo sie auf der hellen Ledergarnitur Platz nahmen und ihr Gespräch fortsetzten. Zwischenzeitlich hatte Sebastian sein Misstrauen abgelegt. Es war offensichtlich, dass sich seine Ehefrau gut mit dem Professor verstand, doch nichts deutete auf eine beginnende Affäre zwischen ihnen hin. Zufällig beobachtete er, wie sie sich eine Haarlocke hinter das linke Ohr strich. Eine anmutige Geste, die ihm beim ersten Zusammentreffen vor etlichen Jahren im Kunstmuseum Bochum ebenfalls aufgefallen war. Er fand Beate noch genauso hübsch wie damals. Vor allem ihre intensiv blauen Augen, ihre Stupsnase und die Sommersprossen, die ihre Haut sprenkelten. Plötzlich erwiderte sie lächelnd seinen Blick. Sebastian lächelte zwar zurück, da er sich jedoch ertappt fühlte, konzentrierte er sich anschließend auf den Besucher.
    »Wie bist du zu deinem Forschungsgebiet gekommen?«, fragte er. Mark war auch bei ihm im Laufe des Abendessens einfach zum Duzen übergegangen.
    »Nach dem Abi habe ich auf Wunsch meines Vaters Jura studiert. Er war selbst Anwalt und hoffte, mir seine Kanzlei übergeben zu können. Die hat übrigens vor fünf Jahren mein Cousin übernommen. Obwohl ich interessiert an der Juristerei war, begeisterte mich etwas wesentlich mehr: die Psychologie. Also studierte ich diese Wissenschaft als Nebenfach. Irgendwann ging ich für zwei Semester in die Vereinigten Staaten. Zu jener Zeit wurde in den Medien ständig über einen Serienmörder berichtet, der einen ganz bestimmten Frauentyp favorisierte: junge Studentinnen mit blonden, langen Haaren. Meine damalige Freundin, die ich in den Staaten kennengelernt hatte, war einem der Opfer wie aus dem Gesicht geschnitten. Eines Morgens lag ich neben ihr, während sie schlief, und ein Gedanke ließ mich nicht los: Was hat ihn zum Mörder gemacht? So fing diese Leidenschaft an.
    Als ich wieder in Deutschland war, beschäftigte ich mich mit der Kriminalpsychologie, wofür ich sogar die Universität wechselte. Mein Vater war natürlich gar nicht glücklich, aber inzwischen hat er seinen Frieden mit meiner Entscheidung geschlossen.«
    »Wozu dein Cousin vermutlich einen Großteil beigetragen hat«, vermutete Beate.
    »Der und meine Professur. Als ich meinem alten Herrn das erste Buch gewidmet habe, war er schier aus dem Häuschen.«
    Nachdem Mark anschließend Sebastians aus schriftstellerischer Neugier gestellte Fragen beantwortet hatte, unterhielten sie sich noch eine Weile über private Dinge. Im Einvernehmen mit Sebastian zogen sich Beate und Mark dann ins Arbeitszimmer zurück, um die unter Einbeziehung des empirischen Profils gewonnenen Erkenntnisse durchzusprechen.

13
    Mark holte einige Blätter Papier aus seiner Aktentasche. »Ich habe sowohl Michalski als auch Uhlich anhand der Kriterien des empirischen Täterprofils überprüft, wobei das bei Michalski wesentlich einfacher war, weil durch eure polizeilichen Ermittlungen sehr viel mehr über ihn bekannt ist.«
    Beate nickte. Mark hatte ihr bereits beim ersten Telefonat erklärt, dass er bei seinen Recherchen über Serienmörder in Deutschland auf zahlreiche Charakteristika gestoßen war, die auf mindestens fünfundsiebzig Prozent der Täter zutrafen. Unter Berücksichtigung dieser Merkmale hatte er die Akten der beiden Verdächtigen in Augenschein genommen.
    Er ging in den folgenden Minuten jeden einzelnen Indikator mit ihr durch und erläuterte ihr bei Unklarheiten, wieso er ihn als zutreffend oder nicht zutreffend gewertet hatte.
    »Aufgrund der verschiedenen Wertigkeiten, die ich den Merkmalen zuordne, bin ich bei Michalski auf eine Profilübereinstimmung von knapp fünfundfünfzig Prozent gekommen«, schloss er.
    »Und das bedeutet?«
    »Ich halte ihn nicht für verdächtig. Die Übereinstimmung bei den von mir überprüften Serienmördern lag im Durchschnitt bei achtundsiebzig Prozent.«
    »Falls du recht hast: Warum ist er dann geflohen?«
    »Vielleicht hat er vor Kurzem eine andere schwere Straftat begangen. Oder er

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