Verräterisches Profil
hat eine generelle Abneigung gegen die Polizei. Ich habe übrigens im Rahmen meiner Untersuchungen zu diesem Thema auch unbescholtene, gesetzestreue Bürger einbezogen und festgestellt, dass sie dem empirischen Profil durchschnittlich zu fünfzig Prozent entsprechen. Somit kam ich zu dem Resultat, dass diejenigen Personen, bei denen eine Übereinstimmung von mindestens siebzig Prozent besteht, polizeilich unter die Lupe genommen werden sollten. Mit allem, was zur Routine gehört, wie Alibiüberprüfung und so weiter.«
»Was ist mit Uhlich?«, fragte Beate nachdenklich.
»Bei ihm ist die Einstufung schwieriger. Wir wissen relativ wenig von ihm. Trotzdem habe ich versucht, ihn einzuschätzen. Indikatoren, bei denen mir kein konkretes Wissen vorlag, habe ich sowohl zutreffend als auch abweichend beurteilt. Herausgekommen ist ein Wert von fünfundsechzig bis maximal neunzig Prozent. Wie ich dir bereits geraten habe, solltest du ihn nicht von deiner Liste streichen. Im Gegenteil. Wenn mich mein Gefühl nicht täuscht, ist er der bessere Kandidat als Michalski. Solltet ihr die Fahndung stärker auf eine Person fokussieren wollen, schlage ich Uhlich vor.«
***
Ich stehe vor ihrem Appartement und befürchte, es könnte ein Fehler sein. Doch ich kriege sie nicht mehr aus dem Kopf.
Eventuell werden die Bullen vermuten, dass diese Tat mit den anderen in Verbindung steht. Vielleicht fällt ihnen der Zusammenhang aber gar nicht auf, weil ich diesmal anders vorgehen werde.
Unter keinem der Türschlitze auf der Etage dringt Licht hervor, auch unter ihrem nicht. Es ist Viertel nach zwei. Alle scheinen zu schlafen.
Kitty, ich freue mich auf unser Kennenlernen.
Katrin wurde von einer vollen Blase geweckt. Sie hatte sich wieder mit Sven getroffen und sie waren in einem Biergarten gelandet. Im Verlaufe des Abends hatte sie drei große Radler getrunken, die nun ihren Tribut forderten.
Die dünne Sommerdecke beiseite schlagend, setzte sie sich auf. In ihrem Kopf drehte ein Karussell seine Runden, offensichtlich wäre es ihr besser bekommen, auf das letzte Glas zu verzichten. Katrin schlurfte im Dunkeln ins Badezimmer. Hier schaltete sie nur die kleine Lampe über dem Spiegel ein, drückte die Tür zu und hockte sich auf die Toilette.
Sie dachte an Sven. Nie zuvor war sie einem Typ begegnet, der so süß und gleichzeitig so schüchtern war. Vor einigen Stunden hatte er sich bei der Verabschiedung zum ersten Mal zu ihr gebeugt, um ihr einen Abschiedskuss auf die Wange zu hauchen. Es hatte sie starke Selbstbeherrschung gekostet, ihm nicht ihre Lippen zuzuwenden und das Kommando zu übernehmen. Ihn nicht in ihr Appartement zu zerren.
Aber egal, wie scheu er war, Samstagabend stand ihre nächste Verabredung an, bei der mehr passieren würde. Viel mehr. Sie hielt dieses Kribbeln nicht länger aus und würde ihn nötigenfalls zu seinem Glück zwingen.
Gerade als sie mit der linken Hand zur Spültaste griff, hörte sie ein Geräusch. Lauschend hielt sie inne. Wenn sie sich nicht irrte, kam es von ihrer Eingangstür.
Und tatsächlich.
Ein Klacken verriet ihr, dass die Appartementtür geöffnet worden war. Ihr Herz raste. Jemand befand sich in ihren vier Wänden.
Geistesgegenwärtig sprang sie auf und schaltete das Licht aus.
In ihrem Domizil drücke ich die Tür von innen zu. Langsam gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit, ich erkenne die ersten Umrisse. Nun kommt es darauf an. Ich werde mich auf sie stürzen, um ihr den Mund zuzukleben und ihre Arme zu fesseln. Sobald mir das gelungen ist, werden wir eine unvergessliche Zeit miteinander verbringen.
Ich greife zu meiner kleinen Taschenlampe, deren Schein mich rechtzeitig vor Hindernissen warnen wird.
Falls er mittlerweile in der Nähe ihres Bettes war, hatte sie vielleicht die Gelegenheit, das Badezimmer zu verlassen, ihre Eingangstür aufzureißen und hinauszurennen.
Doch was dann? Sollte sie direkt laut um Hilfe schreien?
Sie kam zu dem Entschluss, ihm die Möglichkeit zu geben, unerkannt aus dem Wohnheim zu flüchten. Dadurch rechnete sie sich bessere Überlebenschancen aus. Also musste sie vor allem so abhauen, dass sie ihm dabei nicht versehentlich den Weg nach draußen abschnitt.
Sie atmetet tief durch und zählte bis drei. Plötzlich wurde sie sich ihrer Nacktheit bewusst. Dies war etwas ganz anderes, als vor der Kamera zu tanzen. Nie wieder würde sie unbekleidet schlafen, schwor sie sich, wenn sie bloß diese Nacht überstand.
Vorsichtig drückte sie die
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