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Verräterisches Profil

Verräterisches Profil

Titel: Verräterisches Profil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hünnebeck
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zusammen mit einigen anderen Polizisten der Soko erneut damit beschäftigt, die Nachbarn der ermordeten Familie Beyer zu befragen.
    Die Eigentümer eines Zweifamilienhauses teilten ihr mit, keine auffällige Beobachtung in der fraglichen Nacht gemacht zu haben, und verwiesen sie an die Mieterin der Einliegerwohnung. An deren Tür angekommen, dauerte es nur wenige Sekunden, bis ihr eine sympathisch wirkende Frau in ihrem Alter öffnete. Die Polizistin stellte sich vor, doch statt wie gewöhnlich mit dem Hinweis abgespeist zu werden, dass nichts bemerkt worden war, deutete die Bewohnerin namens Isabella Stadtler ins Wohnungsinnere.
    »Ich trinke gerade eine Tasse Tee. Möchten Sie eine mittrinken?«
    Erfreut über diese unübliche Einladung, fand Sylvia, eine Pause verdient zu haben – zumal das kühle, regnerische Wetter eher zum Herbst als zum Hochsommer passte.
    Sie betrat die Wohnung, in der unterschiedliche Möbelstücke wie wild zusammengewürfelt wirkten und trotzdem einen behaglichen Gesamteindruck schufen. Vor allem ein antiker Küchenschrank aus massiver Eiche zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Isabella sah den bewundernden Blick.
    »Schönes Stück, nicht wahr?«
    »Schön und bestimmt schön teuer«, bestätigte Sylvia, die eine Vorliebe für Antikmöbel besaß.
    »Hat mich nicht einen Cent gekostet.«
    »Ein Erbstück?«
    »So ungefähr. Den habe ich von meiner Großmutter. Als sie aus gesundheitlichen Gründen ins Altersheim musste, hat sie ihn mir geschenkt. Mit ganz vielen anderen Sachen wie zum Beispiel dieser Teekanne.« Isabella zeigte Richtung Tisch, wo eine auf Hochglanz polierte und mit zahlreichen Verzierungen geschmückte silberne Kanne auf einem Stövchen stand, in dem ein Teelicht flackerte.
    Sylvia folgte ihr zum Sofa und erläuterte ihr genaues Anliegen, während die Gastgeberin das dampfende Getränk in zwei Tassen goss.
    »Wenn ich mich nicht irre, war ich an dem Tag nur einmal kurz draußen, um meinen Freund von zu Hause abzuholen«, versuchte Isabella sich zu erinnern. »Beziehungsweise meinen Ex-Freund. Ich habe mich nämlich in jener Nacht von ihm getrennt. Aufgefallen ist mir da nichts.«
    »Vielleicht Ihrem Ex?«
    »Als wir hier zusammen angekommen sind wohl eher nicht. Sonst hätte er mir das mitgeteilt. Der kann eine richtige Plaudertasche sein. Allerdings hat er nachts die Wohnung aus verletztem Stolz verlassen, nachdem ich Schluss gemacht hatte. Möglicherweise hat er auf seinem Heimweg etwas bemerkt.«
    »Können Sie mir seine Adresse und Telefonnummer für eine Befragung geben?«
    »Klar. Aber ich weiß nicht, ob Sie mit einem Anruf Erfolg haben werden. Seit zwei Wochen versuche ich, ihn zu erreichen. Über den Festnetzanschluss bin ich jedes Mal auf dem Anrufbeantworter gelandet, das Handy ist ausgeschaltet. Meiner Bitte um einen Rückruf ist er bislang nicht nachgekommen; dafür ist er wohl zu beleidigt. Na ja. Ich drücke Ihnen die Daumen.«
    »Könnte es sein, dass er aus Liebeskummer in Urlaub gefahren ist?«
    Isabella schnaubte amüsiert. »Peter kann sich nur einen Urlaub leisten, wenn er von jemandem bezahlt wird. Er lebt ständig auf Pump. Die beiden gemeinsamen Reisen, die wir während unserer zweijährigen Beziehung gemacht haben, wurden von mir finanziert. Wahrscheinlich habe ich ihn einfach zu sehr in seiner Ehre gekränkt, als dass er noch einmal mit mir telefonieren will.«
    Sie notierte auf einem Zettel die Rufnummern und seine Anschrift. Dabei erkundigte sie sich, wie Sylvia der Job als Polizistin gefiel. Ihr Interesse erklärte sie damit, anfangs selbst überlegt zu haben, diesen Berufsweg einzuschlagen, bevor sie letztendlich Finanzbeamtin geworden war. Aus dieser Frage entwickelte sich ein weiteres fünfminütiges Gespräch. Als Sylvia schließlich im Begriff war zu gehen, hatte sie eine Idee.
    »Wollen Sie Ihren Ex eigentlich aus einem wichtigen Grund sprechen?«
    »Er hat zwei meiner Lieblings-CDs bei sich stehen, die ich unbedingt wiederhaben will. Das sind von den Künstlern signierte Exemplare.«
    »Ich könnte ihn von hier aus anrufen. Wenn er drangeht, kläre ich, was ich wissen muss, und reiche das Telefon dann an Sie weiter.«
    Auf Isabellas Gesicht breitete sich ein Strahlen aus. Die Vorstellung, ihn so zu überlisten, schien ihr äußerst gut zu gefallen. »Cool«, meinte sie. »Der wird sich wundern!«
    Sylvia wählte von ihrem Handy die Festnetznummer, nach dem fünften Freizeichen sprang allerdings der Anrufbeantworter an. Sie stellte sich als

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