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Verräterisches Profil

Verräterisches Profil

Titel: Verräterisches Profil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hünnebeck
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angeschafften Kaffeevollautomaten einen Espresso zubereitete.
    »Ehe wir uns in die Einzelheiten vertiefen«, bemerkte Beate schließlich, »sollten wir klären, wie Ihre Dienste honoriert werden.« Gruber hatte gerade angeboten, ihnen zu erläutern, wie er bei einem solchen Fall vorzugehen gedachte.
    »Von der örtlichen Polizei gar nicht«, beruhigte er sie. »Mein Gehalt beziehe ich auch während eines Forschungssemesters weiter von der Universität. Für Reisekosten, Unterkunft und sonstige Spesen kommt die Forschungsgruppe auf.«
    »Ihrer Gruppe scheint es finanziell gut zu gehen«, folgerte Robert.
    »Besser als es in Forschung und Bildung heutzutage üblich ist. Unsere Publikationen werfen einen gewissen Profit ab. Außerdem stehe ich gelegentlich Filmproduktionsfirmen für fiktionale Thrillerstorys beratend zur Verfügung. Dafür«, fügte er mit einem spitzbübischen Lächeln hinzu, »lasse ich mich fürstlich entlohnen.«
    ***
    Ich genieße den freien Tag, fahre ziellos durch die Gegend. Es ist schön, heute keinen sinnlosen Job ausüben zu müssen, der mir keinerlei Befriedigung schenkt, sondern nur Quälerei bedeutet.
    In Gedanken durchlebe ich noch einmal die Nacht von Samstag auf Sonntag. Es war so unglaublich erregend. Ein intensiveres Erlebnis kann ich mir nicht ausmalen.
    Es beginnt schon damit, lautlos ins Haus einzudringen, wobei ich eine Fähigkeit nutze, die ich vor einigen Jahren erworben habe. Dann bewege ich mich in ihren vier Wänden, als wäre ich ein Familienmitglied. Wie sehr habe ich mir früher gewünscht, den Zusammenhalt einer Familie zu spüren, doch mir war dieses Glück nicht lange vergönnt. Und so wie es mir weggenommen worden ist, raube ich es nun anderen. Zeige ihnen, dass dieser Zusammenhalt vor nichts schützt.
    Schließlich der Moment, in dem ich ins Schlafzimmer eindringe. Der kurze Augenblick, in dem ich mich orientiere. Wo liegt der Mann, wo die Frau? Würde in dieser Phase jemand erwachen und meine Anwesenheit bemerken, wäre alles viel komplizierter.
    Den Mann schnell töten zu müssen, ist allerdings bedauerlich. Mir würde es gefallen, ihn vor den Augen seiner Ehefrau fertigzumachen, um ihr die Illusion zu nehmen, in ihm einen Beschützer gefunden zu haben. Was für eine Demütigung ich ihr damit zufügen könnte. Leider geht das nicht. Ein Kampf gegen zwei Personen stellt ein unkalkulierbares Risiko dar. Außerdem könnte das Kind aufwachen.
    Den Höhepunkt bildet natürlich die Zeit mit der Frau. Wenn ich sie gefesselt habe, sie entkleide, ihr Gewalt antue. Ich weide mich an ihrer Angst, ihren Qualen, ihren Schmerzen. Bis ich sie mit meinen eigenen Händen töte. Frauen tragen die Schuld an all dem Unglück in meinem Leben – jetzt räche ich mich an ihnen.
    ***
    »Ich weiß aus den Medien, dass sie nach zwei Männern suchen. Sobald ein psychologisches Profil erstellt ist, werde ich unter Heranziehung des empirischen Täterprofils überprüfen, für wie verdächtig ich die beiden halte«, erklärte ihnen der Professor sein Vorgehen. »Wobei ich Sie warnen muss. Profiling ist kein Zaubermittel. Es hat gerade in Amerika und Großbritannien genügend Fälle gegeben, bei denen die Profiler in ihrer Einschätzung deutlich danebenlagen, wodurch die Ermittlungen unnötig verzögert wurden beziehungsweise nicht zur Aufklärung der Verbrechen führten.«
    »Einen unserer Gesuchten können wir wohl von der Liste streichen«, warf Beate ein.
    »Wieso?«, fragte Gruber.
    »Jan Uhlich besaß möglicherweise ein Motiv für die Ermordung der Konrads. Mit den Beyers hingegen kann er nicht in Verbindung gebracht werden.«
    »Vielleicht hat die erste Mordnacht etwas in ihm ausgelöst, das ihn veranlasst, die Tat solange zu wiederholen, bis er gestoppt wird. Nein. Meiner Meinung nach sollten Sie keinen Ihrer Verdächtigen ausklammern.«
    ***
    Ich habe mein Fahrzeug in eines der Stadtviertel gelenkt, die das repräsentieren, was mir so verhasst ist. Hier haben gut situierte Familien ein Zuhause gefunden.
    Ihr glaubt, die Stützpfeiler der Gesellschaft zu sein, und lebt in einer Gegend ohne schwere Kriminalität. Hier meint ihr sicher zu sein.
    »Aber ihr irrt euch«, flüstere ich. »Euer größter Albtraum fährt gerade durch euer ach so vornehmes Viertel.« Ich spüre, wie die tief verwurzelte Wut in mir brodelt. Ich sehe eine Frau, die sich in einen Mittelklassewagen beugt. »Streckst du deinem Mann den Arsch auch so entgegen, wenn du was von ihm willst?« Meine Stimme gleicht dem

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