Verrat der Welten - Niven, L: Verrat der Welten - Betrayer of Worlds
bestreichen.«
Wenn sich die Gw’oth doch nur im Normalraum befänden! Dann hätte einfach ein »fehlgeleiteter« Scan sie zu verscheuchen vermocht. Aber Achilles hatte, entweder aus Misstrauen oder aus der üblichen Puppenspieler-Vorsicht heraus, die Suche auf ein schmales Zeitfenster eingeengt. Man würde Louis von der Addison geleiten, lange bevor die Gw’oth das nächste Mal in den Normalraum eintauchten. Nett wäre auch gewesen, fand Louis, wenn er noch seinen alten Taschencomp gehabt hätte, mit dessen verborgenen Codes er Sigmund hätte erreichen können. Wenn, wenn, wenn!
Du hast nur diese eine Chance, ermahnte Louis sich selbst, vergeig das jetzt bloß nicht!
»Dann programmieren Sie also gerade einen Suchalgorithmus, nach dem die Scans ablaufen sollen, ja?«, fragte Metope.
»Genau.« Louis redete noch eine Weile über Suchparameter und Suchmuster. Er schwafelte über Rotationsachsen der nächstgelegenen Sterne und was das über die planetaren Bahnebenen aussagte – und was das wiederum darüber aussagte, wo man am besten nach Planeten suchte, die aus ihrem eigentlichen Sonnensystem hinausgeschleudert worden waren. Alles bloß Gerede, um Metope abzulenken. Glücklicherweise war Louis’ Babysitter kein Ingenieur.
Das alles tat Louis, während er eigentlich die Notfallcodes einstellte, die Nessus ihn auswendig zu lernen genötigt hatte. Nessus hatte Achilles also schon immer alles Mögliche, und vor allem Schlimmes, zugetraut. Louis konnte jetzt nur noch hoffen, dass derjenige, der im Geheimen Direktorat das Notfall-Kommunikationssystem überwachte, nicht mit Achilles gut Freund war.
Raumkoordinaten, vermutlich die Position einer Hyperwellen-Funkboje auf einem abgesicherten Kanal. Louis sorgte dafür, dass der Suchalgorithmus auch diese Koordinaten erfasste. Um Metope auch weiterhin zu beschäftigten, ließ er sich darüber aus, wie schwierig es sei, eine Hyperwellen-Gruppenantenne neu auszurichten, und dass es nötig wäre, eine ganz spezifische Impulsfolge zu übertragen, damit jedes Hyperwellenecho einzigartig sei, und dass es darüber hinaus nötig sei, mit den Parametern dafür richtigzuliegen. Währenddessen aber gab Louis die auswendig gelernten Kontrollsequenzen ein.
»Diese Herangehensweise scheint nicht sonderlich geeignet, Erfolge zu zeitigen«, nörgelte Metope, »sofern Sie überhaupt je fertig werden!«
»Bin schon so gut wie fertig!« Louis versenkte eine Stiefelspitze tief in der weichen Flanke des Puppenspieler-Technikers, der immer noch auf Deck herumkroch, um die letzten Kabel zu verbinden. Der Techniker stieß ein atonales Geheul aus, Metopes Köpfe fuhren zu ihm herum ...
... und Louis tippte ein Kürzel ein, um den Abtasterstrahl zu modulieren. Mit dem letzten Tastaturbefehl löschte er gleich darauf den Vorgang vom Display.
»Hach, tanj! Mir ist der Fuß ausgerutscht! Bitte sagen Sie Ihrem Freund, dass es mir leidtut!«, entschuldigte sich Louis an Metope gewandt. »Die gute Nachricht: ich habe die Konfiguration abgeschlossen. Wir können endlich mit den Scans beginnen!«
36
Baedeker schreckte aus dem Tiefschlaf hoch, seine Herzen hämmerten. Klingeltöne, die auf einen äußersten Notfall hindeuteten!
Er sprang von seinem Kissenstapel auf. Hufe hämmerten gegen seine Tür, und verängstigte Stimmen verlangten blökend Einlass.
Nur einige wenige kannten Baedekers private, ganz persönliche Kennziffern. Noch weniger verfügten über die Codes, die erforderlich waren, um Baedekers Privatsphäre-Einstellungen zu übersteuern. Die Störung mitten in der Schlafphase konnte nur Schlimmes bedeuten. Er musste dieses Gespräch allein annehmen. Durch die geschlossene Tür sang er den unsichtbaren Wachposten, Dienern und Konfidenten zu: »Mit mir ist alles in Ordnung. Bleibt, wo ihr seid!«
Er hatte seinen Kommunikator in der Tasche einer seiner Schärpen gelassen. Während er immer noch weiter Beruhigungen sang, suchte er nach dem Gerät und legte es auf einem Tisch ab. »Anruf annehmen«, entschied er.
Über dem Kommunikator flammte ein Hologramm auf: Nike. Anscheinend war er in seinem Büro. Seine zerzauste Mähne aber verriet, dass man auch ihn gerade eben erst aus dem Schlaf gerissen hatte.
»Ich bitte um Verzeihung, Hinterster. Ich benötige Ihren Rat.«
Wir leben in bewegten Zeiten, dachte Baedeker. »Was ist geschehen?«
»Eine Textnachricht von Nessus ist über das Not-Kommunikationssystem des Direktorats eingetroffen. Diese Nachricht ist äußerst kryptisch.«
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