Verrat im Höllental
rechnen.“
„Gute Idee, Karl!“ lobte Knoth — und
ließ keinen Blick von Nicole. Er schmachtete sie an, was sie natürlich bemerkte
und mit zartem Lächeln vergalt.
„Ihr habt recht“, gestand sie ein. „Nur...
da wäre noch... Also, ich glaube, die Anständigkeit verlangt es, daß ich
Kläcksl über meine Absicht verständige.“
Kläcksl, den Saukerl! dachte Tarzan.
Eben hat sie ihn noch Saukerl genannt. Jetzt ist er ihr eine Geste der Fairneß
wert. Was soll das?
„Finde ich gut“, nickte Knoth. „Sagen
Sie’s ihm. Wollen Sie anrufen?“
„Das wäre einfach. Aber sieht wie
kneifen aus. Nein, ich scheue mich nicht, ihm gegenüber zu treten. Obwohl... Er
ist manchmal sehr unbeherrscht. Und jetzt geht es ihm an den Kragen. Ich habe
Angst. Ich hätte keine Angst, wenn ihr alle mich begleitet. Ist das zuviel
verlangt?“
„Nein, aber nein“, rief Porsche-Hubi. „Gern.
Wenn wir mit meinem Wagen fahren... nein, zu eng! Außerdem — ist die Galerie K.
nicht ganz in der Nähe?“
„Keine drei Minuten“, strahlte sie.
„Kommt ihr mit?“ fragte Knoth die
TKKG-Bande.
„So eine Frage!“ meinte Gaby.
Tarzan nickte wie die andern, aber er
wunderte sich. In Nicoles Veilchen-Pupillen lag ein lauernder Ausdruck. Als
schätze sie ab. Was hatte sie vor? Worauf hoffte sie?
Überleben werden wir’s bestimmt, dachte
er. Wegen so ein bißchen Betrug wird kein Gauner erwägen, fünf Zeugen zu
beseitigen. Außerdem bin ich ja dabei, und Gaby steht unter meinem Schutz. Wohl
denn!
5. Bestechungsversuch
Auf hohen Giebeln und Dächern über der
Sperlings-Gasse saßen Tauben. Sie gurrten, und die Nachmittagssonne, deren
Strahlen schon recht schräg fielen, beglänzte ihr Gefieder. Zwischen den
Häusern lagen Schatten. Hier war wenig Betrieb. Hausfrauen aus dem Viertel
kauften in Tante Emma-Läden ein, schwatzten ein bißchen oder führten ihren
Waldi gassi.
Porsche-Hubi und Nicole gingen voran,
er als verletzter Judoka, sie in Trippelschritten, als müsse sie zwischen den
Knien eine Zeitung festhalten.
Sicherlich hat sie Muffengang, dachte
Tarzan, ergo (folglich) auch Bauchschmerzen. Ihre Schuld. Warum fälscht
sie für diesen Kläcksl! Geldnot ist keine Entschuldigung.
Er schritt hinter den beiden. Den Arm
hatte er Pfote um die Schultern gelegt. Sie fröstelte etwas. Sein Arm wärmte,
und jetzt stimmte auch der Gleichschritt, denn den anfänglichen Ungleichschritt
hatte er mit einem Zwischenhupfer ausgeglichen.
Klößchen und Karl bildeten das doppelte
Schlußlicht. Als der kurze Weg zur Galerie K. an einem Süßwarenladen
vorbeiführte, empfahl sich Klößchen für einen Einkauf auf die Schnelle. Als er
die Gruppe wieder einholte, ragten Schoko-Tafeln aus beiden Gesäßtaschen.
Außerdem kaute er.
Karl überlegte, ob dies der richtige
Moment sei, über die beiden Cranachs zu referieren (berichten). Ehe er
sich entschließen und die Gedanken sammeln konnte, war die Sechsergruppe dem
Ziel auf Tuchfühlung nahe. Man stand nämlich vor einem modernen Geschäftshaus
am Rande des Viertels. Hier brodelten die Abgase. Der Verkehrsstrom floß wie
Hochwasser, und in die Kneipen ringsum fielen die Feierabend-Typen wie
Heuschrecken ein. Die Büros hatten gerade geschlossen, und nicht jeder strebte
gleich heimwärts zu Tisch und TV.
Das Geschäftshaus war schmal. Im
Parterre beherbergte es einen Laden für Orientteppiche. Eine Messingtafel mit
geknicktem Pfeil verwies auf die GALERIE K — Gemälde, Spiegel, Schmuck. Sie
befand sich im ersten Stock. Die Treppe am Ende der Laden-Passage führte hinauf.
Nicole ging voran, mit Porsche-Hubi
knapp auf den Fersen.
„Was wir jetzt wohl erleben“, flüsterte
Gaby. „Kläcksl wird entlarvt. Aber ihr ist es peinlich.“
Nicole wartete vor einer gläsernen
Eingangstür, die frische Goldbuchstaben trug und einen Blick in die Galerie
gestattete, wo die Wände vollgehängt waren mit Spiegeln in kostbaren Rahmen und
— mindestens zwei Dutzend Tafelbildern in der Manier Cranachs.
„Sind die alle von Ihnen, Nicole?“
fragte Hubi offnen Mundes.
„Die? Eh...ja. Aber... Also ich hatte
mal eine Schaffensperiode, wo es mir einfach so aus der Hand lief. Habe die
Kopien runtergebrettert, daß Kläcksl nur staunen konnte. Wie ich sehe, hat er
wenig verkauft.“
„In Ihrer Schaffensperiode haben Sie
wohl geschuftet für zehn“, meinte Tarzan.
Nicole fand die Bemerkung nicht nett,
wie man von ihrer Miene ablesen konnte, verkniff sich aber die Erwiderung,
stieß vielmehr
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