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Verrat im Höllental

Verrat im Höllental

Titel: Verrat im Höllental Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ich Mitwisser, solange nur
wir das wissen.“
    „Sie braucht eine Chance“, murmelte
Porsche-Hubi. „Wenn das jetzt gut geht, führe ich sie zurück auf den rechten
Weg. Vielleicht bringe ich sie soweit, daß sie sich selbst anzeigt. Das macht
immer einen hervorragenden Eindruck. Reue erweicht die steinernen Herzen der
Richter.“
    Er wankte zum Tisch und goß sich einen
Cognac ein. Wahrscheinlich brauchte er den für seinen Arm.
    Sie warteten. Niemand redete. Alle
lauschten nach nebenan. Aber dort herrschte Ruhe. Die Kripo-Beamten
durchsuchten das Atelier, ohne die Wände aufzustemmen oder in den Fußböden zu
bohren. Ob sie was fanden was Verdächtiges? Einen Beweis?
    Möchte wissen, wie man ihr auf die Spur
gekommen ist! dachte Tarzan.
    Klößchen aß den restlichen Kuchen auf.
    Karl hatte sich vor die Bilder gekniet
und begutachtete sie aus der Nähe. Tatsächlich! dachte er. In der Manier Cranachs,
wie Hubi gesagt hat. Nachher muß ich meinen Freunden unbedingt Wissenswertes
über die beiden bedeutenden Maler Cranach erzählen. Hubi macht ja den Mund
nicht auf, obwohl er bestimmt säckeweise Bescheid weiß. Über Lucas Cranach, den
Älteren, und Lucas Cranach, den Jüngeren. War ja eine ganze Familie, die den
Pinsel schwang — im 16. Jahrhundert. Das wird ein Vortrag!
    Gaby saß neben Tarzan und lehnte den
Kopf an seine Schulter. Die Ereignisse ermüdeten die hübsche 13jährige für
einen Moment. Tarzan rückte seine Schulter zurecht, damit seine Freundin es
bequem hatte. Ihr Haar duftete nach — Natur, einfach himmlisch.
    Man müßte Gaby unter Naturschutz
stellen, überlegte er, jedenfalls vollkommen schützen. So daß sie weder
gepflückt noch von ihrem Standort entfernt werden darf — wie Dr. Knoth sehr
richtig sagte. Naja, unter meinem Schutz steht sie sowieso. Darauf fahre ich
noch ganz anders ab als auf Gemeine Küchenschelle, Gelben Eisenhut oder
Einknolle.
    Die Minuten verstrichen, 18 insgesamt.
    Ohne einen zweiten Cognac hätte Hubi
das nicht überstanden.
    Tarzan runzelte bereits die Stirn,
mißbilligend. Ein Judoka, der nicht trainierte, sollte wenigstens gesund leben.
Diese Alkohol-Orgie war das Gegenteil. Hubi, bleib Vorbild!
    Nebenan ging die Wohnungstür.
    Augenblicklich waren die fünf auf
Horchposten.
    „Tut uns leid, Fräulein Tepler!“ sagte
der ältere Kripo-Beamte. „Und nichts für ungut. Auf Wiedersehen. Das heißt - lieber
nicht.“
    Diesmal lachten alle drei. Nicoles
Gekicher klang wie Erkältung. Wahrscheinlich schleiften ihre Nerven am Boden,
und sie verstand die Welt nicht mehr — was die Tafelbilder betraf.
    Die Polizisten zogen ab.
    Hubi öffnete die Tür und horchte so
lange, bis er sicher war, daß sie das Haus verlassen hatten.
    „Ich gehe jetzt hinüber“, verkündete er
entschlossen. „Und... und erkläre alles.“
    „Rasch!“ gackerte Klößchen. „Bevor sie
die Polizei anruft und den Diebstahl meldet.“
    „Hast schon bessere Witze gemacht,
Willi“, sagte Knoth.
    Er warf einen Blick in den Spiegel — vermutlich
um festzustellen, ob ihn der Gipsverband kleide. Aber Weiß war nicht seine
Farbe. Zu seinem Osterfeuer-Haar hätte besser ein dunkles Blau gepaßt oder das
helle der Gemeinen Küchenschelle, die bekanntlich zu den Hahnenfußgewächsen
gehört.
    Hubi trat auf den Flur und schloß die
Wohnungstür hinter sich.
    Karl öffnete die Tür wieder.
    Sie hörten, wie er klingelte. Drüben
wurde ihm aufgetan.
    Ich wette, ein Tränenschleier verhängt
jetzt ihre violetten Augen, dachte Tarzan. Sie ist verstört wie ein Reh, das
sich im dunklen Wald fürchtet.
    „Ist gutgegangen, wie?“ sagte Dr. Knoth
junior durch enge Zähne.
    „Was... Sie, Herr Doktor? Oh! Was...meinen...Sie?“
    „Darf ich Sie für einen Moment zu mir
rüberbitten“, krächzte er.
    Karl riß die Tür weit auf.
    Hubi erschien. Er lächelte
grimassenhaft.
    Pustekuchen! dachte Tarzan. Kein
Tränenschleier. Sie ist schon wieder obenauf und voller Mißtrauen.
    Nicole Tepler blieb stehen. Ihre Veilchenaugen
blinzelten. Ihr Blick strich über die TKKG-Bande. Im honigfarbenen Haar
steckten vier Schmuckkämmchen. Eins war verrutscht. Sie trug ein
Spätsommerkleid mit Erntefarben und wirkte groß — wegen der enormen Absätze.
    „Das sind meine Schüler“, sagte Hubi. „Ich
bin ihnen freundschaftlich verbunden. Sie wissen alles. Aber, bitte, treten Sie
doch ein, Fräulein Tepler. Auf einen Kaffee. Auf einen Cognac. Kuchen ist auch
noch da.“
    Letzteres entsprach nicht der

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