Verrat im Höllental
die Tür auf und trat ein.
Aus dem Nebenraum eilte Kläcksl heran.
Er mußte es sein. Tarzan hatte das Gespür. Auch der Blick, mit dem der Galerist (Kunsthändler) seine Fälscherin bedachte, verriet einiges. Zum Beispiel
die stumme Frage: Bringst du Kunden? Oder was ist los?
„Das ist Herr Franz-Anton Kläcksl“,
erklärte Nicole mit blecherner Stimme.
Damit war für ihren Chef alles klar.
Grinsend verbeugte er sich vor Dr. Knoth.
„Ich freue mich, mein Herr, daß Sie zu
mir gefunden haben. Sicherlich auf Empfehlung. Ja, Fräulein Tepler ist Expertin (Fachmann) .“
Der Studienreferendar legte Eis in
seine Miene. Aber bevor er den Mund öffnen konnte, redete Nicole.
„Es... verhält sich anders. Wir sind
aufgeflogen. Dr. Knothund seine jungen Freunde wissen, daß ich... eh... die
alten Meister fälsche. Sie waren in meiner Wohnung und... Noch schlimmer ist,
daß mich einer Ihrer Konkurrenten angezeigt hat, Herr Kläcksl. Jedenfalls war
zuvor die Kripo bei mir und hat mein Atelier durchsucht. Gefunden wurde dabei
allerdings nichts. Daß Sie mein Auftraggeber sind, konnte ich Dr. Knoth nicht
verschweigen. Aber ich habe auch betont, daß Sie mit... eh... dieser Methode
echte Kunst einem großen Interessentenkreis zugänglich machen. Und... eh...
sehr großzügig...“
Sie sprach nicht zu Ende, seufzte
stattdessen und nestelte an einem ihrer Haarkämmchen. Der Veilchenblick
beschwor Kläcksl, jetzt das Richtige zu tun.
Er tat’s. Er hatte verstanden. Der
Schreck warf ihn nicht um. Nur das schmierige Grinsen verlor etwas an Ausdruck.
...großzügig...! dachte Tarzan. Damit
hat sie das Stichwort gegeben. Das ist es. Jetzt wird sich erweisen, was sie
die ganze Zeit im Schilde führte. Großzügig soll er sich zeigen, dieser
Betrüger. Das heißt: uns bestechen.
Kläcksl war klein und fett, aber flink
auf den Beinen. Aus seinem Maßanzug stieg Toilettenwasserduft. Die Haare gingen
ihm aus, und in dem feisten Gesicht klebte das Grinsen. Es bedeutete nichts,
denn die Augen blieben unbeteiligt wie die Vertiefungen einer Doppelsteckdose.
Er war ein Geschäftemacher, den kein Betrug schreckte. Hauptsache, die Kasse
stimmte.
Seltsam! dachte Tarzan, wie diese Typen
sich gleichen. Sie sehen unterschiedlich aus. Aber alle verbreiten den gleichen
Geruch: den der Geldgier — und sonst nichts.
„Sie gestatten, bitte!“
Kläcksl trat zur Tür und schloß von
innen ab. Mit verstärktem Grinsen wandte er sich um. Sogar die Hände rieb er
sich, als hätte Nicole eine Freudenbotschaft verkündet.
„Machen wir es kurz, Dr. Knoth. Sie
vermitteln nicht den Eindruck, als wären Sie auf Rosen gebettet. Ihr Schweigen
soll mir was wert sein. Nennen Sie Ihren Preis. Und was diese Halbstarken
betrifft, da ist ein Zuschuß zum Taschengeld immer willkommen. Nicht wahr?“
Er grinste Karl an, der ihm am nächsten
stand.
Karl sagte: „Soll ich Ihnen aufs linke
Auge spucken, aufs rechte — oder mitten ins Gesicht?“
„Ich sammle schon Spucke“, fiel
Klößchen vollmundig ein. „Meine ist braun. Ein schokoladiges Fälscherbraun.
Dann sehen Sie aus wie bekleckst, Herr Kläcksl.“
Der Galerist wich zurück.
Und Nicole beeilte sich mit den Worten:
„Herr Kläcksl! Wie können Sie! Das klingt ja wie ein Bestechungsversuch. So
nicht! Wir waren auf dem falschen Weg, Sie und ich. Aber ich bin jetzt
umgekehrt. Ich stelle mich der Polizei und hoffe auf Nachsicht. Daß ich Sie mit
hineinziehen muß, tut mir leid.“
Zum Abschießen, diese Honigblondine!
dachte Tarzan. Sie hat gehofft, daß wir umkippen und uns in Geldscheine
einwickeln lassen. Aber äußerlich steht sie auf Reue, weil sie in die Enge
getrieben ist. Hubi merkt’s nicht. Der ist hingerissen. Und Verliebtheit macht
blind. Aber nicht jeden. Ich jedenfalls sehe Gaby absolut deutlich.
Weniger deutlich sah Kläcksl seine
Lage.
„Schnauze, Nicole!“ blaffte er. „Schön
dämlich von dir, dich so erwischen zu lassen. Aber das ist jetzt meine Sache.
Heh, Sie, Dr. Knoth! 5000 auf die Hand. Alles klar?“
„Machen Sie sich nicht lächerlich“,
sagte Hubi.
Der Galerist mißverstand das. „Na, gut.
7000. Und die Wänster kriegen...“
„Jetzt spucke ich ihn an“, zischte
Klößchen, der nur noch durch eine Pfifföffnung in den Lippen sprechen konnte — sonst
wäre ihm die Spucke ausgelaufen.
Tarzan hielt ihn zurück. „Zuviel Mühe
wegen dieses Herrn. Fräulein Tepler, ich sehe da ein Telefon. Gaby wird ihren
Vater anrufen. Dann erstatten Sie Ihre
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