Verrat im Höllental
Selbstanzeige. Längstens in zehn Minuten
ist Kommissar Glockner hier. In der Zwischenzeit kann uns Herr Kläcksl seine
Kunstwerke zeigen. Ob das wirklich Spiegel sind? Oder ist das nur versilbertes
Glas?“
In diesem Moment verlor Kläcksl die
Fassung. Sein Gesicht lief tomatenrot an. Mit einem Wutschrei stürzte er sich
auf Nicole, um sie an den Haaren zu reißen.
Hubi sprang dazwischen. Mit einem Arm
fegte er den Dicken zu Boden. Aber Kläcksl rollte über seinen Bauch wie über
einen Medizinball, schnellte hoch und sprang hin zur Wand. In rasender Eile
begann er, die gefälschten Tafelbilder herunterzureißen.
Er war bei Nr. drei, als Tarzan Hand an
ihn legte, ihn mit einem Armhebelgriff auf die Knie zwang.
„Da bleiben Sie! Und keine Bewegung! Das
fehlte noch! Die Beweise einsammeln und durch die Hintertür ‘ne Mücke machen.
Gaby! Treib mal Fräulein Tepler ans Telefon, damit sie sich endlich der
Gerechtigkeit stellt — wo’s doch mit der Bestechung nicht geklappt hat.“
Nicole Tepler verstand die Anspielung.
Ein Rasiermesser-Blick traf Tarzan, bevor sie mit Gaby zum Telefon trat.
Kläcksl schwitzte.
Während Gaby telefonierte, zischelte
er: „Laß mich los, Junge! 8000 in bar, wenn ich durch die Hintertür rauskann.“
Drohend trat Klößchen näher — mit aufgepumpten
Wangen. Er hatte mitgehört und wußte nicht mehr, wohin mit seiner
Schokoladenspucke.
„Schluck runter!“ meinte Tarzan. „Oder
spuck ins Klo, bevor dir die Schokoladensoße aus den Ohren quillt.“
Kommissar Glockner kam nach knapp acht
Minuten. Er war immer sehr schnell, aber wenn seine einzige Tochter um Hilfe
ersuchte, wurde er zur Rakete. Die TKKG-Jungs schätzten ihn als ihren — besten —
väterlichen Freund.
Seine hochgewachsene Gestalt füllte den
Rahmen der Glastür, als er die Galerie K betrat, gefolgt von zwei Assistenten.
Was sich dann abspielte, war
kriminalistische Routine (perfektes Können). Die Galerie wurde
durchsucht. Dr. Knoth half. Als Sachverständiger für alles, was Kunst war,
stellte er fest — mit Bestürzung: Nahezu jedes Stück, das hier angeboten wurde
als echt und kostbar, war gefälscht. Nicoles Anteil, zum Glück, beschränkte
sich auf die Tafelbilder. Aber Kläcksl erwies sich als gigantischer Betrüger.
Er wurde festgenommen.
Nicole nicht.
Immerhin mußte sie mit zum Präsidium.
Aber nach Aufnahme des Protokolls würde man sie wieder in die Freiheit
entlassen — versprach Emil Glockner dem besorgten Studienreferendar, der schon
die Überlegung ins Auge faßte, für die schöne Nicole einen Anwalt zu besorgen.
„Sie ist das kleinste Licht in der
Sache“, wurde er von Glockner beruhigt. „Nicht nötig also, daß Sie sich deshalb
bemühen. Sie muß natürlich irgendwann vor Gericht. Aber das wird glimpflich
ausgehen für sie.“
Karl, der zuhörte, nickte zufrieden,
hatte er doch die Rechtslage richtig eingeschätzt, vorhin.
Gaby verabschiedete ihren Papi mit
einem Kuß auf die Wange. Die Galerie wurde geschlossen. Die Kripo-Beamten
nahmen Kläcksl mit, der jetzt wie Braunbier und Spucke aussah. Nicole Tepler
wackelte hinterher und versuchte den Eindruck zu erwecken, sie gehöre zu den
Beamten und nicht zu den Ertappten. Die TKKG-Freude sahen dem Polizeiwagen
nach, als er sich vom Bordstein löste. Hubi seufzte, weil er Nicole jetzt
entbehrte.
„Nie wieder sammle ich soviel Spucke“,
sagte Klößchen. „Komme mir vor wie überschwemmt.“
„Weil’s Kakao ist“, sagte Karl.
„Hoffentlich geht für Fräulein Tepler
alles gut aus“, meinte Hubi.
„Um mal ehrlich zu sein“, sagte Tarzan:
„So berauschend finde ich sie nicht. Ich glaube, sie hat es faustdick hinter
den Öhrchen.“
„Sie ist ein bezauberndes Geschöpf — einschließlich
der Ohren.“
Total blind, dachte Tarzan. Blind und
nur einen gebrauchsfähigen Arm. Hoffentlich geht das gut!
Sie marschierten zur Sperlings-Gasse
zurück.
Unterwegs sagte Porsche-Hubi: „Was man
von anderen fordert, muß man auch selbst tun. Dazu bin ich jetzt bereit.
Fräulein Tepler hat die Wahrheit bekannt, hat aufrichtig bereut und sich durch
Selbstanzeige der Polizei gestellt. Wie könnte ich da länger an meiner Lüge
festhalten. Ihr habt meinen Vater kennengelernt, Kids. Es war übel, ihn so
hinters Licht zu führen. So schlecht ist sein Blutdruck nun auch wieder nicht.
Und selbst ein älterer Herr muß begreifen, daß sein eigen Fleisch und Blut
nicht nur das Pralle darstellt. Im Gegenteil! Dr. Hubert Knoth, der ich
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