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Verrat in Freistatt

Titel: Verrat in Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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war dieser Hochmut der Straßenrüpel zu eigen, dieser selbstische Zweifel an sich, der sie belustigte, wenn er sich verlor. Denn die meisten dieser Art erkannten sie tief in ihrem Herzen und wußten, daß sie ausgerechnet jenem begegnet waren, was sie ihr ganzes elendes Leben lang gehaßt hatten ...
    Diese Art war die Jagd wert. Seinesgleichen hatten keinen weicheren Kern, der ihr Bedauern hervorrufen und sie so verletzen konnte. Der hier kannte Mitleid überhaupt nicht. Und er würde niemandem auf der Welt abgehen.
    Seinesgleichen gab es massenhaft in Freistatt, in allen Vierteln. Deshalb blieb sie auch hier, sie, die in so vielen Städten gewesen war, denn diese Stadt verdiente sie - wie dieser junge Mann, der ihr jetzt gegenüberstand.
    Sie dachte an Haught, der vielleicht immer noch rannte, und sie lachte ein wenig verzerrt. Doch bald war ihr Aufreißer-Opfer zu weit hinüber, um es noch zu hören, und im nächsten Augenblick war sie es ebenfalls.
4
    »Geld«, sagte Moram schwitzend. Seine Hände bebten. Schnell verschränkte er die Arme über den Rippen unter seinem Umhang und warf verstohlene Blicke die Schlachterstraße auf der Freistätterseite der Brücke entlang. »Hört, ich hab’ da einen Mann. Es braucht nicht viel, ihn hierherzulocken, aber selbst in Abwind benötigt man Geld - und jemanden irgendwohin zu führen, kostet Geld.«
    »Vielleicht mehr, als du wert bist«, sagte der Mann, ein Mann, der ihm Angst einjagte, selbst auf der offenen Straße und allein. »Du weißt, daß wir dich so fest in der Hand haben, als hätten wir dich mit einer Kette gefesselt, an der wir bloß zu ziehen brauchten. Vielleicht sollte ich nur sagen - liefere uns den Mann! Schaff ihn her! Oder vielleicht sollten wir dich zu einem kleinen Gespräch einladen? Würde dir das gefallen - Falkenmaske?«
    »Ihr seht das falsch.« Morams Zähne klapperten. Trotz der warmen Jahreszeit war der Nachtwind kühl. Vielleicht war es aber auch Mama Bechos Zeug in seinem Bauch. Er preßte die verschränkten Arme noch enger an sich. »Ich begebe mich in Gefahr für das, was ich besorge. Ich habe Verbindungen. Es ist nicht so, als ob .«
    »Wenn wir dich holten«, sagte der Mann ganz sanft über dem gedämpften Grunzen und Blöken der Tiere in einiger Entfernung, die am nächsten Morgen dem Schlächter ausgeliefert würden. »Ja, wenn wir dich holten, würden sie bloß alle Unterschlüpfe und Treffpunkte ändern, nicht wahr? Also lassen wir Münzen in deine Hand rieseln, und du versorgst uns mit Namen und Orten und Zeitpunkten, und wir verlassen uns darauf. Aber wenn sie nicht stimmen - vielleicht habe ich jemand, der mir deinen Namen nennt. Hast du schon mal darüber nachgedacht, Winder? Vielleicht bist du nicht die einzige Falkenmaske, die gern die Seiten wechseln möchte. Also: Wo? Wer? Wann?«
    »Er heißt Vis und wohnt bei Mama Becho.« »Ziemlich geschützt dort. Nicht leicht, da an ihn heranzulangen.«
    »Das wollte ich ja sagen. Ich bringe ihn Euch.« Kurzes Schweigen setzte ein. Der Mann brachte Silberstücke zum Vorschein, ließ sie in Morams Hand fallen, dann legte er die Finger um Morams, als die sich um das Geld schlossen. »Weißt du auch«, sagte der Rankaner, »daß der letzte deinen Namen verriet?«
    »Natürlich.« Moram bemühte sich, nicht zu zittern. »Würdet Ihr nicht auf Rache sinnen?«
    »Das haben auch schon andere. Das mußte dir doch klar gewesen sein.«
    »Aber Ihr seid es, der sie aus Abwind herausgebracht haben will. Und ich tue es für Euch.« Er biß die Zähne zusammen, um sie vom Klappern abzuhalten. »So kommen wir vielleicht an die Großen heran. Ich besorge sie Euch - liefere sie, genau wie die Kleinen. Doch zu einem anderen Preis.«
    »Wie dein Leben, Lump?«
    »Ihr wißt, daß ich von Nutzen bin. Ihr werdet feststellen, daß ich noch nützlicher sein kann, als Ihr glaubt. Nicht für Geld. Für eine Möglichkeit, von hier fortzukommen, für mich und noch jemanden!«
    »Oh, ich bezweifle nicht, daß du willig bist. Du weißt ja, was geschähe, spräche sich auf der Straße herum, wie wir deine Freunde aufspüren konnten - du würdest nicht mehr lange leben.«
    »Ich bin Euch treu ergeben«, versicherte ihm Moram.
    »Wie ein Hund.« Der Mann stieß seine Hand zurück. »Hier! Morgen bei Mondaufgang!«
    »Ich bringe ihn.« Nach wie vor kämpfte Moram gegen sein Zittern an und sog den Atem ein. »Wegen der anderen müssen wir noch verhandeln.«
    »Verschwinde!«
    Moram ging, langsamen Schrittes zunächst,

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