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Verrat in Freistatt

Titel: Verrat in Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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dann rascher, ohne sein Zittern zurückzuhalten, und mit weichen Knien.
    Der Mann stieg die Treppe eines Hauses in der Nähe der Gasse hoch und erstattete Meldung.
    »Der Sklave ist fort«, sagte einer, der in seiner Seiden- und Linnenkleidung wohl kaum in die Schlachthausgegend gehörte. Aber auch die Gemächer paßten nicht hierher. Sie waren mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet und hinter geschlossenen Läden, durch die kein Lichtschimmer drang, hell beleuchtet. Zwei der Anwesenden waren Stiefsöhne, die nach Öl, ganz leicht auch nach Schweiß und nach Pferden rochen, deren Augen gleich und kalt waren, und drei schienen schon aufgrund ihrer Stellung kalt und hart zu sein. »Er ist nach Abwind. Da dürfte die Antwort wohl nein sein. Wir werden weitere Maßnahmen ergreifen müssen. Jemand muß es wissen. Wir fangen die Falkenmasken lebend, so werden wir den Sklavenhändler schließlich finden.«
    »Wir sollten den Sklaven zurückholen«, meinte einer.
    »Nein«, widersprach der erste. »Zu umständlich. Wenn es sich als gelegen erweist - fassen wir ihn.«
    »Diese Frau erweist sich als ungelegen!«
    »Wir brauchen wohl kaum noch mehr Ungelegenheiten, als wir bereits hatten. Nein. Wir werden uns erst einmal zurückhalten. Wir wollen uns doch um niemanden bringen, der uns noch auf die richtige Spur führen kann. Schließlich möchten wir die Bande mit Stumpf und Stiel ausrotten, und dazu brauchen wir hauptsächlich Jubal selbst.«
    »Ich glaube nicht«, sagte der Mann, der gerade von der Straße hereingekommen war, »daß wir uns auf unsere Spitzel soweit verlassen können. Er sollte hergeholt und zum Sprechen gebracht werden.«
    »Und wenn er nicht spricht? Nein, wir brauchen ihn noch.«
    »Geben wir ihm einen Posten. Sicherheit. Stellen ihn fest an. Dann erfahren wir, wo seine schwachen Stellen sind. Er wird schnell weich werden. Wenn man hin und wieder die Schrauben fester andreht, tut er alles, was er tun muß.«
    »Wenn du dich in ihm täuschst .«
    »Keine Angst, ich kenne diese kleine Schlange.« Ein Stuhl knarrte. Ein Stiefsohn hatte den Fuß auf die Sprosse gestützt. Er überkreuzte die Arme mit betontem Abscheu vor dem Vorschlag.
    »Es gibt schnellere Möglichkeiten«, erklärte er. Niemand sagte daraufhin etwas. Niemand widersprach. Aber man brachte das Gespräch auf etwas anderes, unterhielt sich lediglich über Einzelheiten und über einen Sklaven, der endlich die Flucht gewagt hatte.
    Die Brücke war immer am schlimmsten, ob auf dem Hin- oder Herweg. Sie schränkte die Möglichkeiten ein. Es gab nur diesen einen Weg zu Fuß nach Abwind. Moram nahm ihn schwitzend. Sein Herz pochte heftig, und aus den Augenwinkeln heraus sah er schwarz, was sowohl der Furcht entspringen mochte als auch dem Krrf, den er gekauft hatte und der seinen Blick trübte und sein Herz sich fühlen ließ, als hörte es zu schlagen auf, um dann um so wilder weiterzuhämmern. Das verlieh der Nacht für ihn eine gewisse Unwirklichkeit, so daß er mitten auf der Brücke stehenbleiben und sich an das Geländer lehnen mußte. Wie sehr er sich wünschte, er könnte sich übergeben!
    Da sah er den Mann, der ihm folgte - er war sicher, daß er ihn beschattete. Er war ein Fußgänger, der ebenfalls stehengeblieben war, unmittelbar hinter ihm, und vorgetäuscht hatte, etwas erledigen zu müssen.
    Erneut brach ihm der Schweiß aus. Er durfte sich nicht anmerken lassen, daß es ihm aufgefallen war. Er stieß sich vom Geländer ab und ging weiter, bemüht, nicht zu torkeln. Die Elendshütten von Abwind schwankten in sein Blickfeld unter dem Mond, näher, immer näher, genau wie die Anlegestege der Fischer und das Flackern einer Laterne nahe dem Wasser unten. Ihm wurde bewußt, daß er in seiner Furcht schneller ging, als er beabsichtigte.
    Er war nicht allein auf der Brücke. Spaziergänger überquerten sie von beiden Seiten. Einige kamen im Dunkeln dicht an ihm vorbei, dann an seinem Verfolger. Einer war geradewegs auf ihn zugegangen, und er hatte hastig nach seinem Messer gegriffen.
    Moria. Sein Herz klopfte schnell, als er seine Schwester so dicht vor sich sah. »Geh weiter«, zischelte er ihr verzweifelt zu. »Jemand ist mir auf den Fersen.«
    »Ich kümmere mich um ihn.«
    »Nein! Sieh bloß nach, wer es ist, und geh weiter.«
    Sie trennten sich, geschickt schauspielernd: Die abgewiesene Hure und der seine Abscheu zeigende Spaziergänger. Er stellte fest, daß er viel zu schwer atmete und sein Herz in den Ohren pochte. Er versuchte,

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