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Verrat in Freistatt

Titel: Verrat in Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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stieß fast mit dem menschlichen Berg zusammen, der sie nahezu ausfüllte.
    »Wein?« fragte Tygoth.
    »Nein.«
    Er hob seinen Knüppel. »Du willst hier stehlen ...«
    »Ich suche jemanden.« Ihre Gedanken überschlugen sich. »Vis. Er wohnt bei euch.«
    »Schläft.«
    Sie drückte sich an ihm vorbei, rannte die Gasse entlang, die einzige beleuchtete Gasse in Abwind, denn die Laternen über Mama Bechos Tür brannten die ganze Nacht.
    »Vis!« rief sie und klopfte an die Tür. Sie drückte die Fäuste an das Holz. »Vis! Wach auf! Komm heraus! Jetzt!« Sie hörte Tygoth kommen. Schlurfend näherte er sich und schlug dabei mit dem Knüppel an die Hauswand. »Vis! Bei allen Göttern, wach auf!«
    Etwas rührte sich hinter der Tür.
    »Ich bin es, Moria!« rief sie. Das Pochen des Knüppels kam näher. »Laß mich ein!«
    Ein Riegel knarrte, die Tür öffnete sich einen Spalt. Moria sah sich einer Dolchspitze gegenüber, dahinter ein halbbekleideter Mann mit wildem Blick, der möglicherweise einen Mörder erwartet hatte. Sie zeigte ihm die leeren Hände.
    »Schwierigkeiten?« fragte Tygoth hinter ihr.
    »Nein, keine Schwierigkeiten«, versicherte ihm Vis. Er langte durch den Spalt, faßte Moria heftig am Handgelenk und zog sie hinein ins Dunkel. Hinter ihr verriegelte er die Tür.
    Einen abscheulich stinkenden, fettigen Umhang über den Kopf geworfen, geknebelt und mit verbundenen Augen, zerrten sie Moram durch die Dunkelheit. So fest hatten sie ihm die Hände auf den Rücken gefesselt, daß der anfangs schneidende Schmerz zur unangenehmen Taubheit geworden war, die sich bis über seine Arme, ja bis über seine Brust ausgebreitet hatte. Er wäre gelaufen, aber sie hatten auch seine Knie und Fußgelenke zusammengebunden, so daß er gerade noch zu schlurfen vermochte, und das nur mit stechendem Schmerz und ohne jedes Gefühl für sein Gleichgewicht. Ruckartig zogen sie ihn durch die kühle Nacht. Er entsann sich der Falkenmaske, des ehemaligen Kameraden, den sie an die Brückenstütze genagelt hatten. Doch bisher hatten sie ihm nichts getan, nichts wirklich Schmerzhaftes jedenfalls. Die Hoffnung lähmte ihn, daß hinter allem nur eine leichte Verärgerung der Männer, für die er arbeitete, stecken mochte; oder die Befürchtung, daß seine eigenen Falkenmaskenbrüder und - Schwestern seinen Verrat herausgefunden hatten. Oder, oder, oder ... Er war völlig verschreckt. Sie hatten die Brücke nun beinahe erreicht, das sagte ihm das Plätschern des Wassers links von ihm. Auch Donnergrollen hörte er, das sich mit den Geräuschen ringsum vermischte. Ungewollt malte er sich aus, wie seine Leiche triefnaß im Morgenregen gekreuzigt an der Brücke hing.
    »Ihr müßt eben mehr Leute einsetzen«, sagte der Stiefsohn, ohne sich in der fast unangenehmen Wärme von seinem Stuhl zu erheben. Die Einfältigkeit des Unternehmens erschreckte ihn. Aber es gab eben Dinge, die getan werden mußten, für die seinesgleichen weniger geeignet waren und für die sie fehl am Platz waren. »Wenn ihr es tun könnt, ohne daß man in allen Gassen in Abwind aufmerksam wird.« Etwas war schiefgelaufen. Die Plötzlichkeit des Verschwindens, so uncharakteristisch für den Spitzel, wies auf Einmischung hin. »Das darf aber nicht schiefgehen!« sagte der andere unmißverständlich zu dem Mann, der schwitzend an der anderen Tischseite saß. »Es war viel zu ergebnisreich. Und du hast uns heute abend die andere Möglichkeit vermasselt, nicht wahr? Mit dieser Verbindung ist es völlig aus. Daran ist nicht zu rütteln. Wir haben etwas gegen Unfähigkeit!«
    »Ich habe ihn nicht gesehen«, sagte Mradhon Vis in der Dunkelheit der engen Kammer. Die Frau - Moria - hatte ein Messer, dessen war er sicher. Und ihr Atem verriet ihm auch, wo sie war. Er blieb, wo er war. Er kannte sich hier genau aus. Unwillkürlich dachte er, daß er es mit Dummköpfen zu tun hatte, oder daß sie ihn für einen Narren halten mußten, einfach eine einzelne Frau zu ihm zu schicken.
    Flüchtig irrten seine Gedanken zu einer Schwarz-
    gewandten ab, zu Kälte und zu ihrem höchsteigenen Geruch - sie war eine Einzelgängerin. Und er hielt in der Hand das Messer, das er unter dem Kissen verbarg und mit dem er sich sicherer fühlte als im Umgang mit Frauen.
    »Warum bist du nicht zu deinen eigenen Leuten gelaufen?« fragte er scharf. »Oder wollt ihr mich so auf die Probe stellen? Ich mag Spielchen nicht, du Luder.«
    »Sie haben uns voneinander getrennt.« Die Stimme zitterte, wurde wieder

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