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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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ein Passant stehen blieb und sie beobachtete.
    Jordan glitt ruhig auf den Vordersitz. Er bemerkte, dass sie wieder ganz in Schwarz war. War das die Masche von Geheimagenten? »Zum Ritz ist es noch weit. Es ist doch sicher nicht verboten, wenn Sie mich zum Hotel zurückfahren.«
    »Ich weiß nicht, wer Sie sind und was Sie von mir wollen«, behauptete sie.
    »Aber ich weiß, wer
Sie
sind. Sie heißen Colette, Sie arbeiten für Claude Daumier und Sie sollen mich im Auge behalten«, sagte Jordan und bedachte sie mit einem unwiderstehlichen Grinsen. »Es ist doch sinnvoller, wenn Sie mich mitnehmen, als wenn Sie mich den ganzen Boulevard entlang verfolgen. Das erspart uns beiden die Unannehmlichkeiten dieses Katz-und-Maus-Spiels.«
    Ihre Augen lachten ihn jetzt an. Sie umklammerte das Lenkrad und schaute angestrengt nach vorne, doch er sah um ihren Mund ein Lächeln spielen. »Machen Sie die Tür zu«, sagte sie. »Und schnallen Sie sich an. Das ist Gesetz.«
    Als sie den Boulevard Saint-Germain hinunterfuhren, musterte er sie näher. Er fragte sich, ob sie wirklich so tough war oder es nur so aussah. Der schwarze Lederrock und ihr mürrischer Gesichtsausdruck konnten nicht verbergen, dass sie eigentlich sehr hübsch war.
    »Wie lange arbeiten Sie schon für Daumier?« fragte er.
    »Drei Jahre.«
    »Und das sind Ihre üblichen Aufträge? Fremde Männer beschatten?«
    »Ich folge meinen Anweisungen, egal, wie sie lauten.«
    »Aha. Der gehorsame Typ.« Jordan lehnte sich zurück und grinste. »Was hat Ihnen Daumier über diesen Auftrag gesagt?«
    »Ich soll aufpassen, dass Ihnen und Ihrer Schwester nichts passiert. Da heute Herr Wolf bei ihr ist, dachte ich, ich kümmere mich um Sie.« Sie hielt inne und murmelte vor sich hin: »Was nicht so leicht ist, wie ich dachte.«
    »Ich bin aber kein schwieriger Mensch.«
    »Aber Sie sind unberechenbar. Sie überraschen mich.«
    Ein Auto hupte hinter ihnen. Verärgert schaute Colette in den Rückspiegel. »Der Verkehr wird jeden Tag schl …«
    Auf ihr plötzliches Schweigen sah Jordan sie an. »Stimmt was nicht?«
    »Alles in Ordnung«, sagte sie nach einem Moment. »Ich habe nur langsam Halluzinationen.«
    Jordan drehte sich um und schaute durch die Rückscheibe. Er sah nichts außer der endlosen Autoschlange, die sich den Boulevard entlangschob. Er betrachtete erneut Colette. »Was macht eine hübsche Frau wie Sie beim Geheimdienst?«
    Sie lächelte – das erste richtige Lächeln, wie er bemerkte. Die Sonne ging auf. »Ich verdiene mir meine Brötchen.«
    »Lernt man da interessante Leute kennen?«
    »Geht so.«
    »Und der Liebesfaktor?«
    »Ist leider nicht sehr hoch.«
    »Wie schade. Vielleicht sollten Sie sich eine andere Arbeit suchen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Das könnten wir beim Abendessen besprechen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es ist nicht gestattet, sich mit einem Objekt anzufreunden.«
    »Ach, das bin ich also«, sagte er seufzend. »Ein Objekt.«
    In einer Seitenstraße in der Nähe vom Ritz ließ sie ihn aussteigen. Als er schon draußen war, drehte er sich noch mal um und bat sie: »Kommen Sie wenigstens mit auf einen Drink.«
    »Ich bin im Dienst.«
    »Aber es ist doch langweilig, den ganzen Tag nur im Auto zu hocken und darauf zu warten, dass ich wieder etwas Unberechenbares anstelle.«
    »Danke, aber nein danke.« Sie lächelte – ein charmantes Lausbubenlächeln, das nicht alles ausschloss.
    Jordan gab sich vorerst geschlagen und ging ins Hotel.
    Oben angekommen, lief er eine Weile im Zimmer auf und ab und dachte über das nach, was er gerade im Café Hugo erfahren hatte. Dieser Anruf von Madeline – er passte nicht ins Bild. Warum sollte sie sich mit Bernard ausgerechnet am Pigalle treffen? Mit der Mord-Selbstmord-Theorie ließ sich das jedenfalls kaum vereinbaren. Ob der Kellner gelogen hatte? Oder vielleicht hatte er es einfach falsch verstanden. Wie konnte er bei dem Straßenlärm sicher sein, dass es sich bei der Anruferin um Madeline Tavistock gehandelt hatte?
    Ich muss zurück in dieses Café und Mario fragen, ob es die Stimme einer Engländerin war.
    Also verließ er das Hotel erneut und trat nach draußen ins helle Mittagslicht. Vor dem Haupteingang stand ein Taxi, aber der Fahrer war nirgends zu sehen. Vielleicht parkte Colette ja noch um die Ecke; dann könnte er sie bitten, ihn zurück zum Boulevard Saint-Germain zu fahren. Er bog in die Seitenstraße ein und sah den blauen Peugeot noch an derselben Stelle stehen. Colette saß drin; durch die

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