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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Geheimnis an, würde ich sagen. Und darauf, wie viel der Betreffende zu verlieren hat.«
    Schweigend blickten sie sich an, und sie fragte sich, was er eigentlich über ihre Eltern wusste. Und wie viel er davon verheimlichte. Sie ahnte, dass er mehr wusste, als er vorgab, und spürte, dass das Misstrauen wie eine Sperre zwischen ihnen stand. Immer wieder diese Geheimnisse und Halbwahrheiten. Sie war in einem Haushalt aufgewachsen, in dem bestimmte Gespräche einfach tabu waren.
Ich weigere mich, weiter so zu leben.
    Sie wandte sich ab. »Es gab nichts, womit man sie hätte erpressen können.«
    »Du warst doch damals erst acht Jahre alt und in England im Internat. Woher willst du das also wissen?
    Was weißt du schon über ihre Ehe oder ihre Geheimnisse? Was, wenn es doch deine Mutter war, die diese Wohnung angemietet hat, um sich hier mit ihrem Geliebten zu treffen?«
    »Ich weigere mich, das zu glauben.«
    »Wäre das so schwer zu akzeptieren? Sie war ein Mensch, warum sollte sie nicht einen Liebhaber gehabt haben?« Er fasste sie an den Schultern, damit sie ihn ansah. »Sie war eine wunderschöne Frau, Beryl. Wenn sie gewollt hätte, hätte sie jeden Mann haben können!«
    »Du willst eine Schlampe aus ihr machen!«
    »Ich ziehe nur alle Möglichkeiten in Betracht.«
    »Dass sie die Queen und ihr Vaterland verkauft hat, damit ihr kleines Geheimnis unentdeckt bleibt?« Ärgerlich löste sie sich aus seinem Griff. »Tut mir Leid, Richard, aber da bin ich ganz anderer Meinung. Und wenn du sie wirklich gekannt hättest, dann würdest du ihr nie so etwas unterstellen.« Sie drehte sich um und ging zur Tür.
    »Ich kannte deine Mutter. Ich kannte Madeline«, sagte er. »Und zwar ziemlich gut.«
    Sie blieb abrupt stehen und drehte sich zu ihm um. »Was willst du damit sagen?«
    »Wir … bewegten uns in denselben Kreisen. Nicht im selben Team, aber wir wurden für ähnliche Aufträge eingesetzt.«
    »Das hast du mir nie gesagt.«
    »Ich wusste nicht, wie viel ich dir sagen konnte. Wie viel du wissen darfst.« Er begann, langsam im Raum umherzugehen. Er wog jedes seiner Worte genau ab. »Es war mein erster Auftrag. Ich hatte gerade meine Ausbildung bei Langley beendet …«
    »Beim CIA?«
    Er nickte. »Ich wurde direkt nach der Uni rekrutiert. Ich hatte das eigentlich nicht vor, aber irgendwie waren sie an meine Doktorarbeit gekommen, eine Analyse der Waffenvorkommen in Libyen. Sie wussten, dass ich mehrere Sprachen fließend spreche und dass ich ziemlich viel Studentenförderung kassiert hatte. Und damit lockten sie mich – mit der Rückzahlung meines Kredits. Und mit den Auslandsreisen. Natürlich faszinierte mich auch die Vorstellung, als Analyst beim Geheimdienst zu arbeiten …«
    »Und so lerntest du meine Eltern kennen?«
    Er nickte. »Bei der NATO wusste man, dass es einen Maulwurf gibt, der in Paris sitzen musste. Geheime Waffeninformationen gelangten in die DDR. Ich war gerade erst in Paris angekommen, also war ich sauber. Ich bekam die Order, mit Claude Daumier vom französischen Geheimdienst zusammenzuarbeiten. Ich sollte einen Waffenbericht schreiben, der nahe genug an der Wahrheit dran war, um glaubwürdig zu sein, ihr aber nicht entsprach. Er wurde verschlüsselt und an ausgewählte Botschaftsangehörige in Paris übermittelt. Wir wollten so herausfinden, wo sich das Leck befand.«
    »Und was hatten meine Eltern damit zu tun?«
    »Sie waren bei der britischen Botschaft. Bernard im Bereich Kommunikation, Madeline im Protokollwesen. In Wirklichkeit arbeiteten beide für den MI 6. Bernard war einer der wenigen, der Zugriff zu geheimen Akten hatte.«
    »Also gehörte er zu den Verdächtigen?«
    Richard nickte. »Wie alle. Briten, Amerikaner, Franzosen. Bis hin zu den jeweiligen Botschaftern selbst.« Wieder begann er, auf und ab zu gehen und sich seine Worte zurechtzulegen. »Die gefälschte Akte wurde an die Botschaften geschickt. Wir warteten darauf, ob sie – wie die anderen – auch in der DDR auftauchen würde. Aber das geschah nicht. Sie landete hier, in diesem Zimmer. In einer Aktentasche.« Er blieb stehen und sah sie an. »Mit deinen Eltern.«
    »Und damit schloss sich die Akte Delphi«, sagte sie. Bitter fügte sie hinzu: »Man hatte einen Sündenbock, der glücklicherweise tot war und sich nicht mehr wehren konnte.«
    »Ich habe es nicht geglaubt.«
    »Trotzdem hast du die Untersuchung nicht weitergeführt.«
    »Wir hatten keine andere Wahl.«
    »Es war dir egal, wie die Wahrheit

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