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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Semtex-Bombe explodierte unter dem Bett. Die Zeitschaltuhr war auf 21.10 Uhr eingestellt – zu der Zeit läuft Marie St.
    Pierres Lieblingssendung im Fernsehen. Man hat den Eindruck, es war ein Insider am Werk. Nur hat er einen Fehler gemacht –
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    Philippe war in England.« Er sah Richard an. »Das ist doch ein unmöglicher Patzer.«
    »Terroristen sind normalerweise schlauer«, pflichtete Richard ihm bei. »Vielleicht war es als Warnung gemeint. Ein subtiler kleiner Hinweis. So was wie ›Wir kriegen dich, wenn wir wollen.‹«
    »Mir liegt immer noch keine Information zu dieser Liga der
    ›Kosmischen Solidarität‹ vor.« Müde fuhr sich Daumier mit den Fingern durchs Haar. »Die Untersuchung hat bislang zu keinem Ergebnis geführt.«
    »Dann kannst du dich vielleicht kurz meinem kleinen Problem zuwenden.«
    »Deinem Problem? Ach ja, die Tavistocks.« Daumier lehnte sich zurück und sah ihn an. »Man hört, du kommst sehr gut mit Hughs Nichte zurecht?«
    »Heute Abend hat uns jemand verfolgt«, sagte Richard, »der nicht deine Agentin Colette war. Kannst du herausfinden, wer es war?«
    »Dazu brauche ich Anhaltspunkte«, erwiderte Daumier.
    »Ein Mann mittleren Alters, klein und stämmig – das sagt mir nichts. Jeder könnte ihn engagiert haben.«
    »Es muss jemand gewesen sein, der weiß, dass sie in Paris sind.«
    »Hugh hat die Vanes darüber informiert. Vielleicht haben sie es ja jemandem erzählt. Wer war sonst noch in Chetwynd?«
    Richard vergegenwärtigte sich den Abend des Empfangs und Reggies Indiskretion. Dieser verdammte Reggie Vane und seine Schwäche für Alkohol. Er war an allem schuld. Ein paar Gläser Champagner zu viel, und schon löste sich seine Zunge.
    Trotzdem konnte er Reggie gut leiden. Eigentlich war er harmlos; und mit Sicherheit hatte er Beryl nicht verletzen wollen. Fast könnte man sagen, dass er väterliche Gefühle für 77
    sie hatte.
    Richard sagte: »Die Vanes hätten es allen möglichen Leuten erzählen können. Philippe St. Pierre. Nina und Anthony Sutherland. Wer weiß, wem.«
    »Also sprechen wir von einer unbekannten Anzahl«, seufzte Daumier.
    »Die Liste ist nicht gerade kurz«, musste Richard zugeben.
    »Ist diese ganze Aktion wirklich eine gute Idee, Richard?«
    fragte Daumier. »Immerhin hat man damals verhindert, dass wir die Wahrheit erfahren. Falls du dich erinnerst.«
    Natürlich erinnerte er sich. Er hatte sich damals über die Weisung aus Washington gewundert: »Untersuchung beenden.«
    Eine ähnliche Order hatte auch Claude von seinem Chef beim französischen Geheimdienst erhalten. Und so war die Suche nach Delphi und dem Leck bei der NATO unvermittelt
    eingestellt worden. Ohne Erklärung, ohne Begründung. Richard hatte natürlich seine Vermutungen. Man hatte Washington offensichtlich über die Wahrheit informiert, und dort hatte man Angst vor den Konsequenzen.
    Als einen Monat später der amerikanische Botschafter Stephen Sutherland von einer Pariser Brücke in den Tod sprang, fühlte Richard seine Vermutungen bestätigt. Sutherland war ein politischer Gesandter; hätte man ihn als Spion entlarvt, wäre das eine Schande für den Präsidenten persönlich gewesen.
    Und so wurde die Sache mit dem Maulwurf nie offiziell aufgeklärt.
    Stattdessen wurde Bernard Tavistock nach seinem Tod als Delphi geoutet. Wie gut muss es manchen Leuten in den Kram gepasst haben, ihn als den Schuldigen zu präsentieren, dachte Richard. Warum sollte man nicht alles auf einen Toten schieben? Der konnte sich ja nicht mehr gegen die
    Anschuldigungen wehren.
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    Und jetzt, zwanzig Jahre später, jagt mich dieses Delphi-Gespenst wieder.
    Mit neuer Entschlossenheit erhob sich Richard aus dem Stuhl.
    »Dieses Mal, Claude, finde ich ihn. Und keine Anweisung aus Washington wird mich aufhalten.«
    »Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit. Beweise können verschwunden sein. Und die Politik hat sich geändert.«
    »Aber eines hat sich nicht geändert – der Schuldige. Was, wenn wir schief gelegen haben? Wenn Sutherland nicht der Maulwurf war? Dann lebt Delphi vielleicht noch und macht immer weiter.«
    Und Daumier fügte hinzu: »Und ist äußerst besorgt.«

    Beryl erwachte am nächsten Morgen davon, dass Richard an ihre Tür klopfte. Sie blinzelte erstaunt, als er ihr eine Papiertüte in die Hand drückte, aus der es köstlich nach frischen Croissants duftete.
    »Frühstück«, verkündete er. »Du kannst im Wagen essen.
    Jordan wartet schon unten auf uns.«
    »Warten? Worauf?«
    »Dass du

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