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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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fertig wirst. Beeil dich, wir haben um acht Uhr eine Verabredung.«
    Verwirrt fuhr sie sich durch die verwuschelten Haare.
    »Ich wüsste nicht, dass ich eine Verabredung für heute morgen getroffen habe.«
    »Nein, das war ich. Und es ist ein echter Glücksfall, dass es geklappt hat, denn der Mann empfängt nicht mehr oft Besucher.
    Seine Frau gestattet es nicht.«
    »Wessen Frau?« fragte sie aufgeregt.
    »Die Ehefrau von Chefinspektor Broussard. Der
    Kriminalbeamte, der damals mit dem Mordfall deiner Eltern 79
    befasst war.« Richard hielt inne. »Du willst ihn doch sprechen, Beryl, oder?«
    Das weiß er doch, dachte sie und raffte ihren seidenen Morgenmantel zusammen. Er hat mich überrumpelt. Ich bin kaum wach, und er steht hier und drängt mich zur Eile. Und seit wann war Jordan ein Frühaufsteher? Ihr Bruder schaffte es sonst doch nie vor acht Uhr aus dem Bett.
    »Du musst nicht mitkommen«, sagte er und wandte sich zum Gehen. »Jordan und ich können …«
    »Gib mir zehn Minuten!« rief sie und schloss die Tür hinter ihm.
    Nach exakt neun Minuten war sie unten.
    Richard fuhr mit der Routine eines Mannes, der sich in Paris auskannte. Sie überquerten die Seine und fuhren auf überfüllten Boulevards in Richtung Süden. Der Verkehr ist so schlimm wie in London, dachte Beryl, als sie das Gewimmel von Bussen und Taxis sah. Zum Glück fährt er.
    Sie hatte ihr Croissant gegessen und fegte die Krümel von dem Aktenordner, den sie auf dem Schoß hatte. In dem Ordner befand sich der zwanzig Jahre alte Polizeibericht, den Inspektor Broussard damals unterschrieben hatte. Sie fragte sich, an wie viele Details sich der Mann noch erinnern würde. Sicher hatten sich nach dieser langen Zeit in seiner Erinnerung sämtliche Mordfälle vermischt. Aber es bestand immerhin eine geringe Chance, dass er sich an die eine oder andere Einzelheit erinnerte, die in dem Bericht nicht auftauchte.
    »Kennst du Broussard?« fragte sie Richard.
    »Wir haben uns bei der Untersuchung kennen gelernt, als ich von der Polizei vernommen wurde.«
    »Du wurdest vernommen? Warum?«
    »Er sprach mit allen Bekannten deiner Eltern.«
    »Aber von dir steht nichts in der Akte.«
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    »Von vielen Leuten steht nichts in der Akte.«
    »Zum Beispiel?«
    »Philippe St. Pierre. Botschafter Sutherland.«
    »Ninas Mann?«
    Richard nickte. »Das waren politisch sensible Namen. St.
    Pierre war im Finanzministerium und ein enger Freund des damaligen Premierministers. Sutherland war der amerikanische Botschafter. Sie waren beide nicht tatverdächtig, also hielt man ihre Namen aus der Akte raus.«
    »Der brave Inspektor schützte also die Mächtigen?«
    »Er war einfach nur diskret.«
    »Und warum tauchte dein Name nicht auf?«
    »Ich spielte keine große Rolle. Ich wurde nur zur Ehe deiner Eltern befragt. Ob sie sich jemals gestritten haben, ob sie unglücklich erschienen, solche Dinge. Ich war nicht besonders wichtig.«
    Sie griff nach der Akte auf ihrem Schoß. »Dann sag mir«, bat sie, »warum du dich jetzt so engagierst?«
    »Weil du und Jordan euch eingemischt habt und Claude Daumier mich bat, mich um euch zu kümmern.« Er sah sie an und fuhr leise fort: »Und weil ich es eurem Vater schuldig bin.
    Er war … ein guter Mann.« Sie dachte, er würde noch etwas hinzufügen, aber er drehte sich um und konzentrierte sich wieder auf die Straße.
    »Wolf«, fragte Jordan, der auf dem Rücksitz saß, »wissen Sie, dass wir verfolgt werden?«
    »Was?« Beryl drehte sich um und suchte den Verkehr hinter ihnen ab. »Welches Auto?«
    »Der blaue Peugeot, zwei Autos hinter uns.«
    »Ich sehe ihn«, sagte Richard. »Er folgt uns schon seit dem Hotel.«
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    »Du weißt die ganze Zeit, dass wir verfolgt werden?« sagte Beryl. »Warum hast du denn nichts gesagt?«
    »Ich habe es mir nur gedacht. Sieh dir mal den Fahrer an, Jordan. Blonde Haare, Sonnenbrille. Definitiv eine Frau.«
    Jordan lachte. »Ach ja, meine kleine Vampirin. Colette.«
    Richard nickte. »Sie gehört zu den Guten.«
    »Wie kannst du da so sicher sein?« fragte Beryl.
    »Weil sie eine von Daumiers Agenten ist. Das heißt, sie beschützt uns. Sie ist keine Bedrohung.« Richard bog vom Boulevard Raspali ab. Einen Augenblick später entdeckte er einen Parkplatz und fuhr rechts ran. »Sie kann auf unser Auto aufpassen, so lange wir drin sind.«
    Beryl sah sich das große Backsteingebäude auf der
    gegenüberliegenden Straßenseite an. Über dem Eingangsportal stand Maison de Convalescence. »Was ist

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