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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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davonkommen lassen. Nicht, ohne ihm eine Lektion zu erteilen. Er schubste den Mann rückwärts und hörte zu seiner Befriedigung, wie er gegen die Wand schlug. Der Mann stöhnte und versuchte, sich aus seinem Griff zu winden.
    Wieder gab Jordan ihm einen Schubs. Diesmal stolperten sie beide und fielen auf das Bett eines ihrer schlafenden Mithäftlinge. Der Mann, den Jordan festhielt, fing an, sich wild hin und her zu werfen. Jordan bemerkte plötzlich, dass dieser Mann nicht mehr nur versuchte, sich zu befreien. Dieser Mann schien einen Krampf zu haben.
    Er hörte Schritte, dann ging das Licht in der Zelle an. Eine Wache schrie ihn auf Französisch an.
    Jordan ließ seinen Angreifer los und schreckte überrascht zurück. Es war der mondgesichtige François. Der Mann lag mit zuckenden Gliedern und rollenden Augen auf dem Bett. Der junge Ganove, auf dem François gelandet war, rollte sich panisch von seinem Körper weg und beobachtete schockiert die Szenerie.
    François gab ein letztes schmerzvolles Grunzen von sich und blieb dann still liegen.
    Sekundenlang starrten alle ihn an und erwarteten, dass er sich wieder bewegen würde. Er bewegte sich nicht mehr.
    Die Wache rief nach Unterstützung. Eine zweite Wache kam angerannt. Er schrie die Häftlinge an, zurückzutreten, dann kamen sie zu zweit in die Zelle und untersuchten den leblosen François. Langsam richteten sie sich auf und sahen Jordan an.
    » Est mort « , murmelte einer der beiden.
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    »Das … das ist unmöglich!« sagte Jordan. »Wie kann er tot sein? Ich habe nicht so fest zugeschlagen!«
    Die Wachen beachteten ihn kaum. Die anderen beiden
    Häftlinge hatten plötzlich neuen Respekt vor Jordan und wichen in die andere Ecke der Zelle zurück.
    »Ich will ihn mir ansehen!« forderte Jordan. Er schob sich an den Wärtern vorbei und kniete sich neben François. Ein Blick genügte, und er wusste, dass sie Recht hatten. François war tot.
    Jordan schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht …«
    »Monsieur, Sie kommen mit«, sagte eine der Wachen.
    »Ich kann ihn nicht getötet haben!«
    »Aber Sie sehen doch, er ist tot.«
    Jordan bemerkte plötzlich ein kleines Rinnsal aus Blut, das François’ Wange herunterlief. Er beugte sich über ihn. Jetzt erst entdeckte er den winzigkleinen Pfeil, der im Schädel des Mannes steckte.
    »Verdammt, was ist das?« murmelte Jordan. Er suchte mit den Augen den Boden nach einer Spritze ab, nach einer Dart-Pistole
    – nach irgendwas, womit diese Nadel abgeschossen worden sein könnte. Auf dem Boden und auf dem Bett konnte er nichts entdecken. Dann sah er die Hand des Toten. In seiner linken Faust hielt er etwas umklammert. Jordan öffnete die verkrampften Finger, das Ding fiel heraus und landete auf dem Bettzeug.
    Ein Kugelschreiber.
    Sofort riss man ihn hoch und schob ihn Richtung Zellentür.
    »Los«, befahl der Wärter. »Raus hier!«
    »Wohin?«
    »Dahin, wo du keinem was antun kannst.« Die Wache
    dirigierte Jordan hinaus auf den Flur und schloss die Zellentür ab. Jordan erhaschte einen letzten Blick auf seine
    Zellengenossen, die ihn ängstlich ansahen, und dann wurde er 141
    den Gang hinunter in eine Einzelzelle gebracht, die offensichtlich für sehr gefährliche Insassen vorgesehen war.
    Doppelt mit Stäben gesichert, kein Fenster, kein Mobiliar, nur eine Betonplatte als Bett. Und eine Glühbirne, die unbarmherzig hell von der Decke leuchtete.
    Jordan sank auf das Betonbett und wartete. Worauf, fragte er sich. Auf den nächsten Angriff? Auf die nächste Krise? Konnte dieser Albtraum überhaupt noch schlimmer werden?
    Eine Stunde verging. Er konnte nicht schlafen, weil das Licht so grell war. Dann kündigten Schritte und Schlüsselgerassel einen Besucher an. Er sah einen Wachmann und einen gut gekleideten Gentleman mit einer Aktentasche.
    »Monsieur Tavistock?« sagte der Gentleman.
    »Da außer mir niemand hier ist«, murmelte Jordan, während er aufstand, »muss es sich dabei offensichtlich um mich handeln.«
    Die Tür wurde aufgeschlossen, und der Mann mit der
    Aktentasche trat ein. Er sah sich mit einem Ausdruck von Entsetzen in der spartanischen Zelle um. »Diese Bedingungen sind ja unerhört«, sagte er.
    »Ja. Und ich verdanke sie meinem wunderbaren Anwalt«, erklärte Jordan.
    »Aber ich bin Ihr Anwalt.« Der Mann streckte ihm zur Begrüßung die Hand entgegen. »Henri Laurent. Ich wäre gern früher gekommen, aber ich war in der Oper. Ich habe Monsieur Vanes Nachricht erst vor einer Stunde erhalten.

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