Verrat in Paris
perfekt an ihren Körper. »Warum fragst du?«
»Es ist von Madeline, oder nicht?«
Sie drehte sich um und sah ihn an. »Ja, das stimmt«, sagte sie 163
leise. »Stört dich das?«
»Es ist nur …« Er atmete laut aus. »Es passt dir so gut. Kurve für Kurve.«
»Und du denkst, du hast ein Gespenst vor dir.«
»Ich erinnere mich, dass sie das Kleid mal bei einem Empfang in der Botschaft trug.« Er hielt inne. »Es ist irgendwie gruselig, aber das Kleid scheint wie für dich gemacht.«
Sie ging langsam auf ihn zu und sah ihn dabei an. »Ich bin nicht sie, Richard.«
»Ich weiß.«
»Egal, wie sehr du dir auch wünschst, dass sie zurückkommt
…«
»Sie?« Er nahm ihre Handgelenke und zog sie an sich heran.
»Wenn ich dich ansehe, sehe ich nur Beryl. Natürlich sehe ich die Ähnlichkeit. Die Haare, die Augen. Aber du bist die, die ich ansehe. Und du bist die, die ich will.« Er beugte sich zu ihr und drückte ihr sanft einen Kuss auf die Lippen. »Deshalb möchte ich, dass du heute Abend hier bleibst.«
»Als deine Gefangene?« fragte sie.
»Wenn’s sein muss.« Wieder küsste er sie und hörte sie zufrieden schnurren. Sie warf den Kopf zurück, und seine Lippen glitten ihren weichen Hals hinab, der so verführerisch nach Parfum duftete.
»Dann wirst du mich wohl fesseln müssen …«, flüsterte sie.
»Alles, was du willst.«
»… denn anders wirst du es nicht schaffen, mich hier zu behalten.« Mit einem provozierenden Lachen machte sie sich los und verschwand im Bad.
Richard unterdrückte ein frustriertes Stöhnen. Vom Flur aus beobachtete er, wie sie ihr Haar hochsteckte. »Was erwartest du eigentlich genau von dieser Veranstaltung?« wollte er wissen.
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»Das weiß man nie. Das ist doch gerade das Spannende, wenn sich Geheimdienstleute treffen. Man hält Augen und Ohren offen. Mal sehen, was sich ergibt. Ich finde, wir haben schon eine Menge über François herausgefunden. Wir wissen, dass er eine kranke Schwester hat. Das bedeutet, dass er Geld brauchte.
Mit seiner Arbeit als Hausmeister in der Kunstgalerie wird er schwerlich die Kosten für ihre Betreuung aufgebracht haben.
Vielleicht war er verzweifelt und hätte alles getan, um an Geld zu kommen. Sogar jemanden umbringen.«
»Deine Logik ist unwiderlegbar.«
»Danke.«
»Aber trotzdem ist dein Plan Wahnsinn. Du musst dich nicht dem Risiko aussetzen …«
»Mach ich aber.« Sie drehte sich zu ihm um, ihr Haar war jetzt zu einem Knoten hochgesteckt. »Jemand will Jordan und mich umbringen. Also werde ich heute Abend da sein. Die perfekte Zielscheibe.«
Sie ist ein wunderbares Wesen, dachte er. Es liegt an ihrem Stammbaum, an den Genen von Bernard und Madeline. Sie hält sich für unbesiegbar.
»Das ist also dein Plan, ja?« sagte er. »Den Killer dazu zu bewegen, dass er einen Zug macht.«
»Wenn ich damit Jordan retten kann.«
»Und was hält den Killer davon ab, seinen Job auszuführen?«
»Meine zwei Leibwächter. Und du.«
»Ich bin nicht unfehlbar, Beryl.«
»Aber nah dran.«
»Ich könnte einen Fehler machen, nicht aufmerksam genug sein.«
»Ich vertraue auf dich.«
»Aber ich vertraue nicht auf mich!« Er begann, aufgeregt im 165
Schlafzimmer auf und ab zu gehen. »Ich bin seit Jahren nicht mehr in dem Geschäft. Ich bin aus der Übung, ich habe keine Kondition mehr. Ich bin zweiundvierzig, Beryl, und meine Reflexe sind nicht mehr so wie früher.«
»Gestern schienen sie mir noch gut genug zu sein.«
»Wenn du diese Wohnung verlässt, Beryl, kann ich nicht mehr für deine Sicherheit garantieren.«
Sie kam auf ihn zu und sah ihn kühl an. »Tatsache ist, Richard, dass du nirgends für meine Sicherheit garantieren kannst. Nicht hier drin, nicht auf der Straße, nicht auf dieser Vernissage.
Wenn ich noch länger in dieser Wohnung bleibe, wenn ich noch länger diese Wände anstarren muss und mir vorstelle, was alles passieren könnte, werde ich wahnsinnig. Es ist besser für mich, wenn ich nicht hier bin, wenn ich etwas unternehme. Jordan kann gerade nicht, also muss ich das übernehmen.«
»Du musst den Köder spielen?«
»Unsere einzige Spur ist der tote François. Irgendjemand hat ihn engagiert, Richard. Irgendjemand, der vielleicht Verbindungen zur Galerie Annika hat.«
Einen Moment lang sah Richard sie an und dachte: Sie hat natürlich Recht. Zu demselben Schluss bin ich auch gekommen.
Sie ist clever genug, um zu wissen, was getan werden muss.
Und rücksichtslos genug.
Er ging zum Nachttisch und nahm
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