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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Vanes gingen einander aus dem Weg: Helena stand in einer Ecke und feuerte mit ihren Blicken Giftpfeile durch den Raum, und Reggie hielt sich möglichst fern von ihr. Marie St.
    Pierres Mann war nicht einmal anwesend.
    »Also das Werk rühmt die freie Liebe?« sagte Reggie und betrachtete die Plastik nun mit viel mehr Sympathie.
    »So sehe ich es jedenfalls«, entgegnete Annika. »So sollten Mann und Frau sich lieben.«
    »Damit bin ich einverstanden«, stimmte Reggie sofort zu.
    »Man sollte die Ehe verbieten.«
    Die Galeristin sah Richard provozierend an. »Und was meinen Sie dazu, Mr ….?«
    »Wolf«, sagte Richard. »Es tut mir Leid, ich sehe das nicht so.« Er nahm Beryls Arm. »Sie entschuldigen uns. Wir wollen uns noch den Rest der Ausstellung anschauen.«
    Als er Beryl zur Wendeltreppe führte, flüsterte sie: »Oben ist nichts.«
    »Ich will die oberen Stockwerke überprüfen.«
    »Anthonys Werk ist nur im ersten Stock.«
    »Ich habe gesehen, wie Nina vor ein paar Minuten nach oben schlüpfte. Ich will wissen, was sie da macht.«
    Sie erklommen die Stufen zum zweiten Stockwerk der Galerie.
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    Von der Brüstung blickten sie hinunter auf die Menge im ersten Stock. Es war eine Schickimicki-Veranstaltung, überall hervor-ragend sitzende Frisuren und Seidengarderobe. Annika stand jetzt neben Anthony im Rampenlicht, und das Blitzlichtgewitter ging erneut los. Sie umarmten und küssten sich, während die Menge applaudierte.
    »Ach, die freie Liebe«, seufzte Beryl. »Damit scheint Annika sich ja auszukennen.«
    »Das würde ich auch so sehen.«
    Beryl lächelte ihn hintergründig an. »Armer Richard. Er hat heute Abend Dienst und kann sich gar nicht amüsieren.«
    »Leider nicht. Sie würde mich bei lebendigem Leib
    verspeisen. Wie bei der Statue.«
    »Bist du denn nicht ein bisschen in Versuchung geraten?«
    Er sah sie amüsiert an. »Was hast du vor, Beryl?«
    »Nichts.«
    »Ich weiß genau, was du willst. Du willst mich testen. Du willst sichergehen, dass ich nicht so bin wie dein Chirurg. Der, wie du mir erzählt hast, an die freie Liebe glaubte.«
    Beryls Lächeln verschwand augenblicklich. »Tue ich das?«
    fragte sie leise.
    »Das ist dein Recht.« Er drückte ihre Hand und sah wieder hinunter auf die Menge. Er ist immer wachsam, passt immer auf mich auf, dachte sie. Ich würde ihm mein Leben anvertrauen.
    Aber mein Herz? Ich weiß immer noch nicht …
    In der unteren Galerie begann eine Zwei-Mann-Band zu spielen. Als die sanften Klänge von Flöte und Gitarre den Raum füllten, spürte Beryl, wie jemand sie beobachtete. Sie sah hinunter auf die Bronzestatuen und entdeckte Anthony Sutherland, der neben seiner Madonna mit Schakal stand. Er starrte sie an. Und der Ausdruck in seinen Augen war kalte Berechnung.
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    Instinktiv zog sie sich von der Brüstung zurück.
    »Was ist?« fragte Richard.
    »Anthony. Er sieht mich so komisch an.«
    Aber da hatte sich Anthony schon abgewandt und schüttelte gerade Reggie Vane die Hand. Ein merkwürdiger junger Mann, dachte Beryl. Was für ein kranker Geist denkt sich solche Albtraum-Visionen aus? Frauen, die Schakale säugen. Paare, die einander verspeisen. Ob es so schrecklich gewesen war, als Sohn von Nina Sutherland aufzuwachsen?
    Sie wanderte mit Richard durch den zweiten Stock der Galerie, doch Nina war nirgends zu sehen.
    »Warum willst du sie unbedingt sprechen?« fragte Beryl.
    »Will ich gar nicht. Aber sie schlich so klammheimlich nach oben, als ob sie nicht entdeckt werden wollte.«
    »Und du hast sie entdeckt.«
    »Es war ihr Kleid. Ihr Markenzeichen – das Kleid mit den Glasperlen.«
    Sie beendeten den Rundgang durch den zweiten Stock und machten sich auf den Weg in den dritten. Auch hier keine Spur von Nina. Als sie weiterschlenderten, hörten die Musiker im untersten Stock plötzlich auf zu spielen. In der Pause, die darauf folgte, hörte Beryl Ninas Stimme – ein paar laute Silben – und dann plötzlich Flüstern. Eine andere Stimme antwortete ihr, die Stimme eines Mannes.
    Die Stimmen kamen aus einer Nische direkt vor ihnen.
    »Es ist ja nicht so, dass ich keine Geduld gehabt hätte«, sagte Nina. »Oder nicht versucht hätte, Verständnis zu haben.«
    »Ich weiß. Ich weiß …«
    »Weißt du, wie das für mich ist? Für Anthony? Machst du dir überhaupt eine Vorstellung davon? Seit Jahren warten wir darauf, dass du eine Entscheidung triffst.«
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    »Euch hat es doch nie an etwas gefehlt.«
    »Oh, da dürfen wir uns aber glücklich schätzen!

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