Verrat und Verführung
Stille erfüllte die Höhle; alle Anwesenden erkannten, dass Mark Buckley gestorben war.
Schließlich beendete Simon das Schweigen und schlang seinen Arm noch fester um Christinas Taille. „Hier können wir nichts mehr tun. Gehen wir.“
Nachdem sie die Höhle verlassen hatten, wandte er sich zu Tom.
„Nun musst du zum Friedensrichter reiten und ihm berichten, was geschehen ist. Dann wird er jemanden beauftragen, die Leiche zu holen.“
Tom nickte. Von Henry und William gefolgt, ging er zu den Pferden, und Simon drehte sich zu Christina um. Verwundert sah er Tränen in ihren Augen. Einen Finger unter ihrem Kinn, hob er ihr Gesicht.
„Was bedeutet das, Christina?“, flüsterte er und strich eine Locke aus ihrer Stirn. „Tränen … um Buckley?“
„O nein – nicht um ihn“, stammelte sie. „Er war ein Verbrecher. Und er hat den Tod verdient. Aber ich … ich dachte, er würde dich erschießen.“
„Hast du wirklich befürchtet, ich würde unser Kind ohne Vater aufwachsen lassen?“
Aus ihrer Kehle rang sich ein halb ersticktes Schluchzen. Und dann flossen die Tränen unaufhaltsam. So lange hatten sich die seelischen Qualen in ihr angestaut und den Höhepunkt in der Angst gefunden, sie würde womöglich den leblosen Körper ihres Ehemanns in den Armen halten.
Zitternd klammerte sie sich an ihn, benetzte seinen Rock mit ihren Tränen und spürte seine sanfte Hand, die ihren Rücken streichelte.
„Heißt das, du erwärmst dich allmählich für mich?“, fragte er leise.
Da nickte sie. Durch einen Tränenschleier schaute sie zu ihm auf. „So muss es wohl sein. Keine Ahnung, aus welchem anderen Grund ich weinen sollte …“
„Vor nicht allzu langer Zeit hast du mich verabscheut.“
„Nun, ich bin eine sehr komplizierte Frau.“
„So langsam fange ich an, das zu begreifen.“
„Stört es dich?“, wisperte sie.
„Kein bisschen. Auch ich beginne mich für dich zu erwärmen.“
„Tatsächlich?“
„O ja. Um die Wahrheit zu gestehen – ich liebe dich, Mylady. Und das schon sehr lange.“
„Ist das wahr?“ An ihren langen Wimpern bebten die letzten Tränen, ihr Herz begann zu jubeln.
„Die reine Wahrheit.“
„Und ich liebe dich – so sehr. Was für eine Närrin war ich! Ich dachte, du würdest mich nur wegen des Kindes heiraten.“
„So oder so hätte ich dich zu meiner Frau gemacht, mit oder ohne Kind, Christina. Glaub mir das. Allerdings war ich lange Zeit so blind …“
„Gewiss, das warst du – blind und eigensinnig und arrogant in deiner Überzeugung, ich wäre schuldig. Aber jetzt weißt du, wie es wirklich war. All die schlimmen Missverständnisse liegen hinter uns. Dem Allmächtigen sei Dank, es ist überstanden, und wir können hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Allerdings – da wir beide ziemlich eigenwillig sind, werden wir immer wieder streiten. Doch du sollst immer wissen, dass ich dich liebe, Simon. Das habe ich längst erkannt. Und nach der letzten Nacht wurde mir noch etwas bewusst – ich kann dich nicht mehr bekämpfen. Denn welchen Sinn hätte es, mir ein Glück zu versagen, das ich mir so sehnlich wünsche? Nur eins ist mir wichtig – nur eins will ich, dir gehören, für den Rest meines Lebens.“
Zutiefst bewegt küsste er sie und drückte sie so fest an sich, als wollte er sie nie wieder loslassen. „Vom ersten Augenblick an, wo ich dich am Ufer des Bachs sah, spürte ich diese starke Anziehungskraft zwischen uns. Mein Verlangen nach dir überwältigte mich beinahe. Nie zuvor hatte ich mich so inbrünstig nach einer Frau gesehnt. Die gleichen Gefühle erfüllen mich auch jetzt. Das werde ich dir beweisen, sobald wir das Haus erreichen, keine Zeit verlieren und mit dir ins Bett sinken. Jetzt, wo wir unserer Liebe sicher sind, wird sie unsere Leidenschaft noch beflügeln.“
Simon hielt sein Wort. Nachdem sie, gemeinsam mit William, einer aufgeregten Miranda die Ereignisse geschildert hatten, führte er Christina in ihr Schlafzimmer. Am nächsten Morgen würden sie Oakbridge verlassen und das Haus seines Bruders aufsuchen. Dort wollte er Christina seiner Familie vorstellen, vor der Reise zu seinem Heim Tapton Park in Hertfordshire, wo sie ihr Leben verbringen würden.
Zu Christinas Entzücken befreite er sich unverzüglich von seiner Kleidung. In seiner perfekten männlichen Schönheit stand er vor ihr und bedrohte ihre Selbstbeherrschung.
„Jetzt bist du an der Reihe, meine teure Gattin.“ Lächelnd begann er sie auszuziehen. „So sehr
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